Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Das Eigenheim wird immer teurer
In Düsseldorf sind binnen eines Jahres die Preise für Eigentumswohnungen um 15, jene für Häuser um 13 Prozent gestiegen. In anderen Metropolen ist die Entwicklung ähnlich. Dagegen schwächt sich der Anstieg der Mieten ab.
DÜSSELDORF Der Anstieg der Wohnungsmieten in Deutschlands Großstädten kommt offenbar allmählich zum Stillstand, während es bei den Kaufpreisen für Wohnungen und Häuser weiter nach oben geht. Diesen Schluss zieht das Forschungsinstitut Empirica aus den Zahlen für das dritte Quartal des laufenden Jahres. Danach sind die Mieten beispielsweise in München, Deutschlands bei Weitem teuerster Stadt, stabil geblieben, in der Hauptstadt Berlin sogar um vier Prozent gegenüber dem Allzeithoch im Herbst des vergangenen Jahres gesunken. Und das hat nicht nur mit Mietpreisbremse und dem diskutierten Mietendeckel zu tun, weil auch die Mieten für Neubauwohnungen gesunken sind.
Keine Entwarnung gibt es dagegen für den Mietwohnungsmarkt in Teilen von Nordrhein-westfalen. Für die Nrw-landeshauptstadt Düsseldorf hat Empirica ein Plus von vier Prozent gegenüber dem September 2018 errechnet. Damit sticht die Stadt unter den sieben größten untersuchten Städten heraus. In Hamburg, Stuttgart und Köln sind die Preise wie in München weitgehend stabil geblieben, in Frankfurt leicht gestiegen. „Allerdings war die Situation in Düsseldorf vorher auch weniger angespannt als in den anderen Großstädten“, sagte Empirica-chef Reiner Braun unserer Redaktion. Von entsprechend niedrigeren Niveaus sind die Preise in anderen Städten der Region noch stärker geklettert als in Düsseldorf: In Solingen, im Rhein-kreis Neuss und Bonn stiegen die Mieten um sechs, in Krefeld, Mettmann, Wesel und Borken um fünf Prozent (siehe Tabelle).
Insgesamt hat sich aber auch in NRW der Anstieg verlangsamt. Wer eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, muss dagegen deutlich mehr zahlen als vor einem Jahr. Die inserierten Kaufpreise steigen nach Angaben von Empirica mittlerweile fünfmal schneller als die Mieten. Die einfache Begründung: „Die Niedrigzinsen treiben nur die Kaufpreise nicht die Mieten“, erklärt Empirica. Besonders steil ist es getreu dem Branchenmotto „Was zählt, ist erstens Lage, zweitens Lage, drittens Lage“an Standorten, die eine gute Verkehrsanbindung (Autobahnen, Schnellstraßen) haben. Und die „nachfragegerecht“sind. Dahinter verbirgt sich laut Braun alles, was in ist, also beispielsweise Unistädte und Standorte mit attraktiven Jobs.
Das Problem: Zentral gelegene Immobilien können sich selbst
viele Gutverdiener immer weniger leisten, sofern sie Selbstnutzer sind. Preistreibend wirken schlaue Kapitalanleger, die in der Niedrigzinsphase so gut wie keine Rendite auf viele andere Geldanlagen bekommen und deshalb mit großem Eigenkapital-anteil in Immobilien investieren. Ihre Nachfrage hat die Preise so sehr getrieben, dass Selbstnutzer in die Umgegend flüchten. Also steigen auch die Preise für Eigenheime im Umfeld der Metropolen, mittlerweile sogar schneller als jene für Eigentumswohnungen. „Junge Familien fliehen vor dem zinsgetriebenen Preisfeuerwerk in den Städten ins angrenzende Umland“, so Empirica. Das Ganze ist eben eine Rechenaufgabe: Wenn die Kosten für die innerstädtische Wohnung mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr nicht so viel niedriger sind als die Kosten fürs Pendeln, dass es die höheren Wohn kosten ausgleicht, ziehen die Familien häufig in die Mittelzentren.
Ein ähnliches Phänomen gibt es bei Mieten. Das knappe Angebot in den Großstädten treibt Mieter ins Umland, raus aus den sogenannten Schwarmstädten wie Berlin, München oder Düsseldorf, die als besonders hip galten, aber zu teuer geworden sind.