Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Er ist wieder da – Stefan Effenberg soll den KFC Uerdingen nach oben führen und erhält eine „ Jobgarantie“vom Investor.
Als neuer Manager beim Drittligisten KFC Uerdingen will Stefan Effenberg einem seiner Vorbilder in nichts nachstehen: Bayern-boss Uli Hoeneß.
DÜSSELDORF Stefan Effenberg ist da. Er sitzt im Hotel Tulip Inn und blickt in die Düsseldorfer Arena. Sechs Kamerateams, zwei Dutzend Fotografen, drei Dutzend Journalisten – großer Bahnhof für einen Großen auf der Fußball-bühne. Doch der ehemalige Nationalspieler heuert nicht etwa beim Bundesligisten Fortuna oder seinem ehemaligen Verein Borussia Mönchengladbach an, sondern beim niederrheinischen Drittligisten KFC Uerdingen. Warum? „Weil ich hier sehr großes Potenzial sehe, sonst würde ich nicht hier sitzen“, antwortet Effenberg. „Ich bin froh, dass ich für den KFC tätig bin.“
Beim Chaos-klub Uerdingen? „Chaos herrscht woanders, aber nicht in dem Verein“, pariert Effenberg cool. „Der KFC ist in kürzester Zeit von der fünften in die vierte und in die dritte Liga aufgestiegen. Ich denke, das ist erfolgreich, das ist kein Chaos-klub.“
Effenberg, Weltpokalsieger, Champions League-sieger, drei Mal Meister, Pokalsieger mit Bayern München und Borussia Mönchengladbach und nun in Krefeld. In der Provinz war er schon mal – als Trainer beim Bundesligisten SC Paderborn. Nach vier Monaten war das Engagement beendet. „Vergangenheit ist vergangen, was zählt ist das Jetzt“, sagt er. Und natürlich der Blick in die Zukunft. Bis zum 30. Juni 2022 läuft sein Vertrag als Manager Sport beim KFC.
Aber es war wohl weniger das von Effenberg entdeckte Potenzial, das den Ausschlag gegeben hat, sondern, wie so oft, persönliche Beziehungen.
Geschäftsführer Niko Weinhart ist mit Effenberg befreundet, dadurch war überhaupt der Kontakt zustande gekommen. „Wir kennen uns lange“, bestätigte Effenberg. Doch seit einem Jahr hat sich der Kontakt von Woche zu Woche intensiviert. „Es hat sich Sympathie entwickelt, das Vertrauen ist gewachsen , und dann haben wir vor drei Wochen entschieden, dass wir auch zusammenarbeiten wollen.“
Wie soll das gehen mit Manager Effenberg und Präsident Mikhail Ponomarev, mit zwei derart schillernden Persönlichkeiten, die erfolgshungrig und konfliktfreudig sind? „Es geht nur mit Teamarbeit“, sagt Effenberg. „Ich war immer ein Teamplayer.“Das mag sein, aber er war auch immer der Kapitän, der Mannschaftsführer. „Ich war immer für andere da, hab ihnen zugehört. Das ist wie bei der Kindererziehung, die vielleicht wichtigste Eigenschaft.“
Zuhören will er auch jetzt, vor allem dem Trainer und den Spielern. So wie es Uli Hoeneß bei den Bayern getan hat. „Seine Tür war immer offen, er war immer für die Spieler da“, sagt Effenberg und erinnert auch an den verstorbenen Rolf Rüßmann, von dem er sich auch einiges abgeguckt habe.
Dazu gehört auch, keine großen Ziele hinaus zu posaunen. „Der Verein ist schnell aufgestiegen, jetzt wollen wir in Ruhe weiterarbeiten“, sagt Effenberg. Nicht die Zweite Liga oder die Bundesliga sei das Ziel, sondern? „Wir wollen umsetzen, was wir sagen.“Er glaubt, dass das beim KFC mit Mikhail Ponomarev an seiner Seite möglich ist. „Ich schätze seine Offenheit und Ehrlichkeit, hinzu kommen Sympathie und Erfolg.“
Der Präsident wird sich aus dem operativen Geschäft aber nicht etwa zurückziehen, auch nicht zurücknehmen. „Wir ändern nicht unsere Philosophie. Vielmehr glaube ich, dass wir in Stefan den Richtigen gefunden haben und bin froh, dass er an unserem runden Tisch sitzt. Ich schätze an ihm, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und seine Erfahrung“, sagt Ponomarev.
In den nächsten Tagen soll die Trainerfrage gelöst, das Modell vorgestellt werden, in dem Stefan Reisinger, der nicht über die notwendige Lizenz verfügt, eine wichtige Rolle spielt. Und vor allem das Thema Stadion steht auf der Agenda ganz weit oben. Das sei wichtig für die Spieler und die Fans.
Präsident Ponomarev genießt den großen Auftritt, fernab der Querelen um den Eishockey-klub Krefeld Pinguine, wo er Gesellschafter ist, aber das nicht bleiben will: „Ich will meine Anteile verkaufen und hoffe, dass wir in den nächsten Tagen eine Lösung finden.“Ans Aufhören beim KFC Uerdingen verschwendet er hingegen keinen Gedanken.