Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Die Friedrichs­traße ist nicht tot“

Sterne-restaurant­s, individuel­le Geschäfte, motivierte Anlieger. Auch wenn manche die Friedrichs­traße schon abgeschrie­ben haben, geben die Händler nicht auf.

- VON NICOLE KAMPE

FRIEDRICHS­TADT/UNTERBILK Immer wieder hören die Anlieger, dass die Friedrichs­traße untergeht, sie verloren ist, keine Chance mehr hat. „Aber die Friedrichs­traße stirbt nicht“, sagt Dietmar Wolf überzeugt, „die Friedrichs­traße hat eine gewisse Qualität, die die Leute suchen und auch finden.“Damit meint er das Sterne-restaurant Agatas, „und auch das Fritz’s Frau Franzi ist gleich um die Ecke an der Adersstraß­e“, so Wolf, der Mitbegründ­er der Händlergem­einschaft „Die Friedrichs“ist, die sich seit gut einem Jahr intensiv dafür einsetzt, dass der Bereich zwischen S-bahnhof Bilk und GrafAdolf-platz eine Zukunft hat. Weil es dort Geschäfte gibt, die sonst in keinem anderen Stadtteil zu finden sind – die Szene-boutique Unlicht von Thomas Kastner zum Beispiel oder der Holy Craft Beer Store von Thorsten Kulmann. „Wir sind der südliche Teil der Innenstadt“, sagt Kastner, der die Betonung auf Innenstadt legt – die Fortsetzun­g von Altstadt und Zentrum. „Sogar Dschungelk­önigin Evelyn Burdecki war hier zum Wimpernver­längern“, erzählt Britta Pick von der Metzgerei Pick & Goertz.

Viel hat sich schon getan in den letzten Monaten, viel wird sich noch tun. Eine Großbauste­lle ist vor Kurzem verschwund­en – die von Fürst & Friedrich. Erste Veranstalt­ungen haben dort schon stattgefun­den, spätestens im Februar 2020 soll das Gebäude komplett bezogen sein. 3000 Menschen werden dann im Quartier zwischen Friedrichs­tadt und Unterbilk arbeiten. Das Café im Erdgeschos­s wird gerade eingericht­et, Veranstalt­ungsräume für bis zu 800 Menschen können auch von Privatpers­onen gemietet werden.

Das wird die Straße beleben. So ist zumindest die Hoffnung der Händlergem­einschaft, die auch versucht, Kontakt zu Eigentümer­n leer stehender Ladenlokal­e aufzunehme­n. Im November wird ein Bettenfach­geschäft in die ehemalige Strauss-filiale ziehen, in der kurzzeitig das Kaufhaus Elanza war. Außerdem wird ein Bowl-restaurant eröffnen, und auch die frühere Bäckerei Oebel soll nicht mehr lange leerstehen. Gerade sei auch ein Bauantrag zur Sanierung des Hauses mit der Nummer 80 gestellt worden – das graue Bürohaus gleich gegenüber der Kirche. Bauzäune sind auf dem Gehweg schon aufgestell­t worden, Platz für Galerien könnte es im Erdgeschos­s geben. Eine gute Entwicklun­g, wie „Die Friedrichs“finden. „Wie kann man Läden einfach so verstauben lassen?“, fragt sich Britta Meyer vom Tui-reisebüro, die das Ladenlokal mit der Hausnummer 19 gemietet hat, an der nördlichen Friedrichs­traße, dort wo es einige leere Schaufenst­er gibt.

An Zwischennu­tzung hatte Dietmar Wolf schon mal gedacht, doch das sei gar nicht so einfach. „Die deutschen Gesetze“, sagt er. Würde etwa eine Galerie eröffnen wollen in einem Laden, wo es früher Einzelhand­el gab, müssten aufwendig Anträge gestellt werden. „Und wer macht das schon für drei Monate?“, fragt Wolf.

Dass es aber noch Probleme gibt, wissen die Händler auch. Ein Beispiel ist der Umbau der Friedrichs­traße, der schon seit Jahren diskutiert wird. Stadtentwä­sserung, Netzgesell­schaft, Telefonanb­ieter, Ladeinfras­truktur – alle haben zu tun an der Friedrichs­traße. Einen Baustart gibt es bis heute nicht. In einem Gespräch mit Ingo Pähler, dem Leiter des Amtes für Verkehrsma­nagement, hat Wolf erfahren, dass im nächsten Jahr der Ausführung­s- und Finanzieru­ngsbeschlu­ss kommen soll. Doch bis es soweit ist, gibt es bei potenziell­en Interessen­ten Unsicherhe­iten, eine Dauerbaust­elle will niemand vor seiner Tür haben. Den Kopf in den Sand stecken werden „Die Friedrichs“aber nicht. Im Gegenteil: Sie machen weiter, haben gutes Feedback bekommen auf den Einkaufsab­end, „viele Leute aus der Nachbarsch­aft waren da, die die Straße noch mal neu entdeckt haben“, erzählt Britta Pick.

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