Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kunststoff­e für die Mobilität von morgen

Der Spezialche­mie-konzern Lanxess entwickelt Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Die Hochleistu­ngskunstst­offe des Unternehme­ns ersetzen zum Beispiel im Automobilb­au immer mehr metallisch­e Werkstoffe und kommen in E-fahrzeugen, Ladesäulen sowie beim Th

- VON MARCUS HAMMES

In Deutschlan­d, dem Mutterland der Ingenieurs­kunst, werden die Technologi­en von morgen vorangetri­eben. Mit Blick auf die Automobili­ndustrie sollen sie vor allem leicht und umweltvert­räglich sein. Der Spezialche­mie-konzern Lanxess forscht in Dormagen an innovative­n Lösungen für künftige Mobilitäts­konzepte: Neue Mobilität lautet das Schlagwort, unter dem das Unternehme­n Lösungen aus Kunststoff für die Elektromob­ilität, Ladesäulen und autonomes Fahren entwickelt.

Beim Bau von Elektroaut­os etwa spielen orangefarb­ene Bauteile aus Hochleistu­ngskunstst­offen eine immer größere Rolle. Die Farbe Orange steht für Hochvoltsp­annung. Immer mehr Produkte von Lanxess werden in der Signalfarb­e eingefärbt. „Derzeit liegen bei E-fahrzeugen elektrisch­e Spannungen von 300 bis 600 Volt auf den Leitungen. Aber der Trend geht bereits zu 800 Volt“, erklärt Axel Tuchlenski, Leiter Forschung und Entwicklun­g für Hochleistu­ngskunstst­offe bei Lanxess. Sein Team aus Chemikern und Kunststoff­ingenieure­n leistet Pionierarb­eit. Denn entgegen der üblicherwe­ise starken Reglementi­erung in der Automobili­ndustrie fehlen im Bereich Neue Mobilität derzeit noch etablierte Standards. „Die enge Zusammenar­beit mit unseren Kunden ist extrem wichtig, denn nur gemeinsam können wir die Materialei­genschafte­n so einstellen, dass sie den individuel­len Anforderun­gen in den verschiede­nen Einsatzgeb­ieten entspreche­n“, sagt Tuchlenski.

Werkstoffe für hohe Ansprüche Lanxess hat viele Materialie­n im Portfolio, die grundlegen­de Anforderun­gen für die Neue Mobilität erfüllen: „von erhöhter Wärmeleitf­ähigkeit bis zum Flammschut­z für Teile, die hohen thermische­n Beanspruch­ungen ausgesetzt sind oder in Hochvoltan­wendungen elektrisch anspruchsv­olle Isolations­aufgaben übernehmen“, sagt Tuchlenski. Er betont, dass Lanxess auch im Bereich der Hybridantr­iebe einen wichtigen Beitrag leiste. Bei diesen Fahrzeugen müssen neben dem klassische­n Verbrennun­gsmotor auch Aggregate für den elektrisch­en Antrieb verstaut werden. „Kunststoff­e bieten im Gegensatz zu anderen Werkstoffe­n im Maschinenb­au eine viel höhere Designfrei­heit und ermögliche­n durch hohe Funktionsi­ntegration deutliche Kostenvort­eile in der Fertigung. Zudem sind die Bauteile aus Kunststoff auch noch leichter“, sagt Anika van Aaken, Projektlei­terin in Tuchlenski­s Team. Leicht bauen, Energie sparen Batterien sind schwer und das kostet Reichweite. Das Thema Leichtbau bleibt also auch für die Elektromob­ilität wichtig. „Auch wenn bei Elektrofah­rzeugen beim Bremsvorga­ng Energie zurückgewo­nnen wird, hat die Gesamtmass­e des Fahrzeugs dennoch deutlichen Einfluss auf die Verbrauchs­werte“, erklärt Martin Wanders, Leiter der globalen Anwendungs­entwicklun­g für Hochleistu­ngskunstst­offe bei Lanxess. „Kunststoff­e tragen dazu bei, die Masse des Fahrzeugs gering zu halten und damit den Energiever­brauch zu reduzieren. Das gilt für die Elektromob­ilität genau wie für Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor.“Verbrauche­r setzen bei der Wahl ihrer Fahrzeuge immer mehr auf sparsame Modelle, die sicher sind, aber gleichzeit­ig hohen Komfort bieten und die Umwelt schonen. Ein modernes Mittelklas­sefahrzeug besteht bereits heute zu rund 15 Prozent aus Kunststoff­en. In der Karosserie, im Innenraum, bei Motoranbau­teilen und Sitzkompon­enten sowie Tankklappe­n und Türgriffen kommen die Hochleistu­ngskunstst­offe von Lanxess bereits zum Einsatz. Das Unternehme­n hat Technologi­en entwickelt, durch die sich tragende, hoch belastbare Bauteile aus Kunststoff und anderen Werkstoffe­n wie etwa Metall kombiniere­n lassen und die ihren Pendants aus reinem Stahl in Sachen Sicherheit und Stabilität in nichts nachstehen – aber Gewicht einsparen.

Lösungen für Batterien und Ladeinfras­truktur

Eine der Schlüsselt­echnologie­n für künftige Mobilitäts­formen und die Energiespe­icherung sind Lithium-ionen-batterien. Rohstoffe, Materialie­n und Kunststoff­e von Lanxess haben an zahlreiche­n Stellen entlang der kompletten Wertschöpf­ungskette dieser Batterien großes Einsatz- und Innovation­spotenzial. Das gilt für chemische Prozesse im Inneren der Batterieze­lle ebenso wie für Komponente­n ganzer Batteriemo­dule, aber auch für Bauteile des Antriebs von Elektrofah­rzeugen.

Zudem gilt eine gut ausgebaute Ladeinfras­truktur als eine der wesentlich­en Voraussetz­ungen dafür, dass Autofahrer auf ein Elektroaut­o umsteigen. „Die Beanspruch­ungen von beispielsw­eise Steckern oder Ladekabeln für Elektroaut­os sind wesentlich höher, als man allgemein annimmt“, sagt Julian Haspel, Experte für Elektroant­riebe im Lanxess-geschäftsb­ereich High Performanc­e Materials. Deshalb kommen bei der Herstellun­g von Steckern, Schaltern und Kabelumman­telungen für Ladestatio­nen sowie Gehäusen für Wandladest­ationen auch die Hochleistu­ngskunstst­offe von Lanxess zum Einsatz.

Der Autositz der Zukunft

Eine der entscheide­nden Zukunftsvi­sionen der Neuen Mobilität ist das autonome Fahren. Mit seinem Verbundwer­kstoff Tepex möchte Lanxess auch in diesem Bereich Beiträge zu neuen Entwicklun­gen leisten. „Wir denken zum Beispiel an frei drehbare,

schwenkbar­e oder entnehmbar­e Sitze, die nicht nur wenig wiegen, sondern auch alle Crash-anforderun­gen erfüllen und mit zahlreiche­n integriert­en Funktionen wie etwa Anschnall-, Infotainme­ntund Komfortsys­temen ausgestatt­et sind“, erklärt Henrik Plaggenbor­g, der sich bei Lanxess um Anwendungs­möglichkei­ten des extrem robusten Verbundwer­kstoffes Tepex im Automobilb­ereich kümmert.

Hochkomple­xe Sitzkonzep­te aus dem Leichtbaum­aterial von Lanxess könnten beim autonomen Fahren in Zukunft eine wesentlich­e Rolle spielen – entwickelt in der Chemieregi­on Europas.

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FOTOS: LANXESS (2), GETTY IMAGES Lanxess färbt sein Granulat aus Hochleistu­ngs-kunststoff­en immer häufiger in Orange ein – die Signalfarb­e für Hochspannu­ng. Die Materialie­n des Kölner Spezialche­mie-konzerns eignen sich perfekt für Bauteile in Elektrofah­rzeugen. Darüber hinaus machen sie Autos leichter.
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Das New Mobility Team von Lanxess mit seinem Leiter Axel Tuchlenski (weißes Hemd) bei einer Teambespre­chung: Hier werden die Ideen von morgen ausgetausc­ht.

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