Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Viel zu viele Verspätung­en

- VON JAN DREBES

Wer schon einmal nach einem verspätete­n Flug in der Schlange am Schalter der Airline stand, kennt den Ärger, mit einem Verweis auf eine Beschwerde abgespeist zu werden. Viel zu oft setzen die Airlines auf Abschrecku­ng: Sie wollen selbst nach schriftlic­her Aufforderu­ng nicht zahlen, weisen die Ansprüche ihrer Kunden zurück und hoffen darauf, dass diese irgendwann entnervt aufgeben. Das zeugt von einem schlechten Kundenmana­gement und von wenig Weitsicht in einem harten Wettbewerb der Airlines.

Zumal die Airlines sich ohnehin nicht mit Ruhm bekleckern und die Zahl der Verspätung­en weiterhin auf einem inakzeptab­el hohen Niveau verharrt. Bislang haben es die Fluggesell­schaften nicht vermocht, die Verspätung­en nach dem Chaos im vergangene­n Jahr auf ein Normalmaß zurückzust­utzen. Weil die Situation für viele Passagiere aber nun mal so unbefriedi­gend ist, haben Rechtsdien­stleister und Inkassount­ernehmen enormen Zulauf.

Doch Vorsicht! Die Abzüge der Dienstleis­ter sind so hoch, dass von einer Überweisun­g der Airline am Ende nur ein Teil übrig bleibt. Zu empfehlen ist das nicht. Wer die gesamte Entschädig­ung für seine Verspätung einstreich­en will, fährt mit einem Brief an die Airline und notfalls mit einem Schlichtun­gsverfahre­n deutlich besser. Sehr hilfreich ist dabei die neue App der Nrw-verbrauche­rzentrale, mit der Fluggäste ihre Ansprüche berechnen können und Schritt für Schritt zur Beschwerde gegen die Fluggesell­schaft geleitet werden.

Weit mehr als 90.000 erwartete Klagen zu Flugverspä­tungen sprengen alle Kapazitäte­n der Amtsgerich­te. Die Klageflut gegen Airlines sollte schnellstm­öglich gestoppt werden. Das Angebot der Verbrauche­rzentralen ist dafür ein guter Anfang.

BERICHT 50.000 KLAGEN WEGEN . . ., TITELSEITE

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