Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Zwei deutsche Turner greifen bei der WM nach Medaillen
Ringe-spezialist Nick Klessing und Barren-ass Lukas Dauser treten bei den Gerätefinals der Turn-wm in Stuttgart an.
STUTTGART (dpa) Nick Klessing kann so schnell nichts erschüttern. Vor dem Ringe-finale bei der TurnWM wirkt der 21-Jährige voll konzentriert und in sich ruhend. Dabei turnt er am Samstag (16.00 Uhr/ Swr-livestream/ab 18.30 ARD) ein nicht ungefährliches Element, das außer ihm keiner der 201 Ringe-akrobaten bei den Titelkämpfen in Stuttgart wagt: einen dreifachen Salto rückwärts gehockt als Abgang.
„Ja, ich bin hier der Einzige. Den Dreifach-salto machen nicht viele auf der Welt“, bestätigt der angehende Polizeimeister aus Halle/ Saale bei einem Mediengespräch im deutschen Teamquartier. Seine Erklärung, warum er das tut, ist so einfach wie logisch. Er tut sich schwer mit Längsachsendrehungen. Und zusätzliche Schrauben sind die einzige Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad bei Doppel-saltos, also zwei Drehungen um die Körperbreitenachse, signifikant zu erhöhen. So blieb Klessing nur eine Lösung: einen Salto mehr als alle anderen zu turnen. „Ich komme mit andere Abgängen nicht so zurecht“, gesteht Klessing, der mit knapp 1,60 Meter der kleinste deutsche Wm-turner ist, schmunzelnd.
Klessing gelang die schwierige Übung beim Team-wettkampf so perfekt, dass er als Siebtbester mit der Note von 14,566 Punkten ins Gerätefinale einzog. Die Unterschiede sind minimal: Der Beste im Vorkampf an dem kräftezehrenden Gerät war der Türke Ibrahim Colak, der 14,858 Punkte bekam. Der Vorkampf-achte, der Armenier Artur Towmasjan, erhielt dieselbe Note wie Klessing. Weniger als drei Zehntel liegen also zwischen dem Ersten und dem Letzten.
Der Einzug ins Finale kam für den Jugend-europameister von 2016 selbst „überraschend“. Um so größer ist die Vorfreude, vor dem Heimpublikum als dritter Starter seine Übung noch einmal zeigen zu dürfen. Deren Wert will er im Finale durch ein etwas schwierigeres Kraftelement um 0,1 Punkte erhöhen.
Teamkollege Lukas Dauser hat noch einen Tag länger Vorbereitungszeit. Das Barren-finale steigt erst am Sonntag (13 UHR/ZDF). Die Medaillen-chance des Unterhachingers ist noch größer als Klessings, da er sich mit der höchsten Note (15,033 Punkte) qualifizierte.
Der Finaleinzug des 26-Jährigen ist eigentlich ein kleines Wunder. Vor rund vier Wochen humpelte er nach einem Bänderanriss im Fuß noch an Krücken, nun mischt er bei der Heim-wm mit und turnt um Gold: „Wahnsinn! Ich will meine beste Übung zeigen.“