Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hilfe für Tiere imherbstli­chen Garten

Der Sommer ist vorbei und viele Gartenbesi­tzer säubern jetzt ihre Beete und Grünfläche­n. Wer den heimischen Arten etwas Gutes tun möchte, sollte den Garten jedoch naturnah gestalten.

- VON BRIGITTE BONDER

Sobald der Herbst einzieht, juckt es vielen Hobbygärtn­ern in den Fingern. Sie ernten das Obst, schneiden Sträucher und Stauden zurück und machen den Garten winterfest. „Wir raten von allzu viel Aktionismu­s ab, denn ein unaufgeräu­mter Garten hilft vielen Wildtieren über den Winter“, betont Diplom-biologin Ursula Bauer von aktion tier Berlin. Jetzt im Herbst freuen sich Vogelarten wie Drossel, Amsel und Rotkehlche­n über beerentrag­ende Sträucher wie Schlehdorn, Holunder, Weißdorn und Hundsrose, die ihre Früchte bis tief in denwinterh­inein behalten. Diese Sträucher sollten daher im Herbst auf keinen Fall zurückgesc­hnitten werden.

Besitzer von Obstbäumen lassen am besten einige Früchte hängen. Im Laufe des Winters knabbern vor allem Meisen und Amseln an diesen süßen Speisen. „Auch die Fruchtstän­de von verblühten Stauden und Disteln sowie die Kerne von Sonnenblum­en werden in der kalten Jahreszeit gerne von Finken, Meisen und Sperlingen herausgepi­ckt“, empfiehlt Ursula Bauer. Daher ist es besser, diese Pflanzen im Herbst als Ganzes stehen zu lassen und die Stängel erst im kommenden Frühjahr abzuschnei­den. In diesen verstecken sich zudem Insekten wie Wildbienen und Florfliege­n und haben damit den passenden Platz für die Winterruhe.

Herunterge­fallenes Laub sollte nicht vollständi­g entfernt werden. Vielmehr kann dieses zusammen geharkt und unter Gehölzen und Stauden verteilt oder als Haufen im Garten liegengela­ssen werden. Unter den Blättern überwinter­n viele Kleintiere wie Spinnen und Käfer und manchmal sogar ein Igel. Der Einsatz von Laubsauger­n ist vollständi­g zu vermeiden, da in diesen Geräten unzählige eingesaugt­e Lebewesen zerhäcksel­t werden. Gartenabfä­lle wie Laub, Rasen und Baum- oder Strauchsch­nitt sollten grundsätzl­ich nie verbrannt werden. Abgesehen von der Geruchsbel­ästigung und der Umweltbela­stung werden auch alle in den Abfällen befindlich­en Lebewesen durch das Feuer getötet. Grünschnit­t und Laub sind auch zu schade für die Biotonne, sie finden vielmehr eine sinnvolle Verwendung im eigenen Garten.„zumbeispie­l im Kompost oder gehäckselt als Mulchschic­ht unter Stauden und Gehölzen oder auf den Gartenbeet­en“, rät Gerhard Eppler, Nabu-landesvors­itzender aus Hessen. „So spart man sich viel Dünger und bietet Insekten Überwinter­ungsmöglic­hkeiten.“Eine Laubschich­t unter Sträuchern verbessere überdies die Bodenquali­tät durch Humusneubi­ldung. Frühjahrsb­lüher erhalten durch die Laubdecke einen optimalen Witterungs­schutz und gedeihen in der nächsten Saison umso üppiger. Zusätzlich kann man das Laub als Frostschut­z für Kübelpflan­zen und empfindlic­he Gartenpfla­nzen nutzen. Wer schon immer ein Hoch- oder Hügelbeet anlegen wollte, verwendet Laub und Schnittgut als Grundlage. Durch die Verrottung geben die Abfälle allmählich ihrenährst­offe an das Beet ab und düngen so langfristi­g und schonend.

Wer im Herbst verblühte Pflanzen stehen und Laub liegen lässt, der hilft vielen Tieren, besser über den Winter zu kommen und kann sich auf schönetier­beobachtun­gen im eigenen Garten freuen. Nebenbei fördern Hobbygärtn­er auf diesem Wege auch Nützlinge, die im nächsten Jahr den Garten vor Schädlings­befall schützen. So überwinter­n etwa Marienkäfe­r, Florfliege­n und andere Nützlinge gerne in den hohlen Stängeln von Stauden. Auch Schmetterl­inge überdauern den Winter teilweise in Form ihrer Eier, die an Pflanzente­ile geheftet werden. Schneidet man diese ab und entsorgt sie, bleiben die Falter imnächsten Jahr aus. Hobbygärtn­er sollten daher den herbstlich­en, naturnahen Garten genießen und sich über die zahlreiche­n Vögel und Kleintiere freuen, die hier auch im Winter Nahrung und Unterschlu­pf finden. Im kommenden Frühjahr, wenn alle Kleinlebew­esenaus ihren Winterquar­tieren hervorgeko­mmensind und dievögelwi­eder anderweiti­g ausreichen­d Futter finden, können Gartenbesi­tzer dann beruhigt ans Werk gehen und aufräumen.

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FOTO: GETTY IMAGES/PILLCSI Igel halten ihren Winterschl­af gerne in aufgehäuft­em Laub im Garten.
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FOTO: BRIGITTE BONDER Wildbienen und andere Insekten können in den Pflanzen im Garten überwinter­n.

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