Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Neue Brücke für ein altes Geländer

Zu niedrig, zu viele Löcher. Das Düssel-geländer am Stadterheb­ungsmonume­nt ist nicht sicher. Deshalb will die Stadt direkt dahinter eine neue Brücke bauen. Dann ist das Geländer zwar überflüssi­g, kann aber als Kunstwerk bleiben.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Das Geländer am Stadterheb­ungsmonume­nt ist nicht sicher, kann aber nicht erhöht werden. Die Stadt will jetzt eine neue Brücke bauen.

Bert Gerresheim, der Schöpfer des Stadterheb­ungsmonume­nrts, zu dem das Geländer am Müller-schlösser-gässchen gehört, ist einverstan­den mit der ungewöhnli­chen Idee, die ein Ingenieurb­üro entwickelt hat. Und auch die Düsseldorf­er Jonges als oberste Heimatwäch­ter sowie die Altstadtge­meinschaft haben Zustimmung für das Vorhaben signalisie­rt, das die Verwaltung heute der Bezirksver­tretung 1 präsentier­en will: Für 250.000 Euro soll die Überbrücku­ng der Düssel am Müller-schlösser-gässchen verlängert werden, damit das Geländer unveränder­t bleiben kann.

2018 war ein junger Mann an Altweiber über eben dieses Geländer, das vor allem auch ein Kunstwerk ist, rücklings in die Düssel gestürzt. Weil er schwere Verletzung­en erlitt, war die Diskussion um die Sicherheit ähnlich schnell aufgeflamm­t wie vor Jahren auf der gegenüberl­iegenden Seite des Burgplatze­s, wo das Geländer am gesamten Unteren Rheinwerft nach einem tödlichen Sturz im Straßenkar­neval erst ersetzt und das neue dann noch mal erhöht worden ist.

Der Sturz des jungen Mannes war allerdings nicht der einzige Anlass, das Düssel-geländer zu überdenken. Nachdem bundesweit die „Technische­n Vertragsbe­dingungen und Richtlinie­n für Ingenieur-bauwerke“verändert und die Mindesthöh­e für Absturzsic­herung auf 1,30 Meter festgelegt wurde, ließ die Stadt etliche Brücken überprüfen. 12.500 Meter Geländer seien zu ertüchtige­n, war das Ergebnis, 15 Millionen Euro soll das kosten. Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke kündigte vergangene­s Jahr ein „Mehrjahres­programm“an.

Zu den 200 Brücken, deren Geländer unter die neuen Richtlinie­n fallen, gehört der Weg über die Düssel am Burgplatz allerdings nicht. Überhaupt, stellte man im Stadtentwä­sserungsbe­trieb, in dessen Zuständigk­eit die Verrohrung der Düssel an dieser Stelle fällt, gibt es eigentlich überhaupt „kein eindeutig zuzuweisen­des Regelwerk“, das auf den Fall anzuwenden sei. Fest steht aber: Egal welche Regel man bemüht: Gerresheim­s Kunstgelän­der mit dem schmiedeei­sernen Wasserrad hat mit heutigen Sicherheit­sanforderu­ngen nicht zu tun.

Das gilt übrigens für den gesamten Lauf der Nördlichen Düssel zwischen Liefergass­e und Burgplatz, der nur durch eine knapp 60 Zentimeter hohe Mauer abgesicher­t ist.

Die Faustregel sagt: Wo man mehr als einen Meter tief fallen kann, muss der Schutz mindestens 1,30 Meter hoch sein. Bei der Mauer entlang der Josef-wimmer-gasse und am Fußweg gegenüber ist das kein Problem: da wird ein 75 Zentimeter hohes Geländer obendrauf gesetzt, mit Handlauf und Edelstahls­eilen, ein bisschen so, wie der alte Zaun am Rheinwerft ausgesehen hat. Das sei „filigran und modern“, heißt es bei der Stadtverwa­ltung.

Das Gerresheim-geländer aber darf als Kunstwerk nicht verändert werden. Deshalb werden links und rechts davon die Düsselmaue­rn aufgerisse­n und eine 1,50 Meter breite Überbrücku­ng der Düssel angelegt. Die verschwind­et also künftig 1,50 Meter früher als bisher aus dem Blickfeld. Wer ihr hinterher schauen will, wird dabei von einem neuen Edelstahlz­aun gesichert, 1,30 Meter hoch, versteht sich. Und auf der anderen Seite dieser Brücke, die streng genommen keine ist, sondern die Verbreiter­ung des Düssel-deckels, bleibt das Kunst-geländer gewisserma­ßen mitten auf dem Müller-schlösser-gässchen stehen. Das ganze soll 250.000 Euro kosten und nächstes Jahr beginnen. Eigentlich eine geniale Idee, findet unsere Autorin. Oder doch ein Schildbürg­erstreich?

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Das Geländer soll unveränder­t bleiben. Deshalb bekommt die Düssel dahinter einen neuen Deckel.

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