Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Neue Brücke für ein altes Geländer
Zu niedrig, zu viele Löcher. Das Düssel-geländer am Stadterhebungsmonument ist nicht sicher. Deshalb will die Stadt direkt dahinter eine neue Brücke bauen. Dann ist das Geländer zwar überflüssig, kann aber als Kunstwerk bleiben.
Das Geländer am Stadterhebungsmonument ist nicht sicher, kann aber nicht erhöht werden. Die Stadt will jetzt eine neue Brücke bauen.
Bert Gerresheim, der Schöpfer des Stadterhebungsmonumenrts, zu dem das Geländer am Müller-schlösser-gässchen gehört, ist einverstanden mit der ungewöhnlichen Idee, die ein Ingenieurbüro entwickelt hat. Und auch die Düsseldorfer Jonges als oberste Heimatwächter sowie die Altstadtgemeinschaft haben Zustimmung für das Vorhaben signalisiert, das die Verwaltung heute der Bezirksvertretung 1 präsentieren will: Für 250.000 Euro soll die Überbrückung der Düssel am Müller-schlösser-gässchen verlängert werden, damit das Geländer unverändert bleiben kann.
2018 war ein junger Mann an Altweiber über eben dieses Geländer, das vor allem auch ein Kunstwerk ist, rücklings in die Düssel gestürzt. Weil er schwere Verletzungen erlitt, war die Diskussion um die Sicherheit ähnlich schnell aufgeflammt wie vor Jahren auf der gegenüberliegenden Seite des Burgplatzes, wo das Geländer am gesamten Unteren Rheinwerft nach einem tödlichen Sturz im Straßenkarneval erst ersetzt und das neue dann noch mal erhöht worden ist.
Der Sturz des jungen Mannes war allerdings nicht der einzige Anlass, das Düssel-geländer zu überdenken. Nachdem bundesweit die „Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieur-bauwerke“verändert und die Mindesthöhe für Absturzsicherung auf 1,30 Meter festgelegt wurde, ließ die Stadt etliche Brücken überprüfen. 12.500 Meter Geländer seien zu ertüchtigen, war das Ergebnis, 15 Millionen Euro soll das kosten. Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke kündigte vergangenes Jahr ein „Mehrjahresprogramm“an.
Zu den 200 Brücken, deren Geländer unter die neuen Richtlinien fallen, gehört der Weg über die Düssel am Burgplatz allerdings nicht. Überhaupt, stellte man im Stadtentwässerungsbetrieb, in dessen Zuständigkeit die Verrohrung der Düssel an dieser Stelle fällt, gibt es eigentlich überhaupt „kein eindeutig zuzuweisendes Regelwerk“, das auf den Fall anzuwenden sei. Fest steht aber: Egal welche Regel man bemüht: Gerresheims Kunstgeländer mit dem schmiedeeisernen Wasserrad hat mit heutigen Sicherheitsanforderungen nicht zu tun.
Das gilt übrigens für den gesamten Lauf der Nördlichen Düssel zwischen Liefergasse und Burgplatz, der nur durch eine knapp 60 Zentimeter hohe Mauer abgesichert ist.
Die Faustregel sagt: Wo man mehr als einen Meter tief fallen kann, muss der Schutz mindestens 1,30 Meter hoch sein. Bei der Mauer entlang der Josef-wimmer-gasse und am Fußweg gegenüber ist das kein Problem: da wird ein 75 Zentimeter hohes Geländer obendrauf gesetzt, mit Handlauf und Edelstahlseilen, ein bisschen so, wie der alte Zaun am Rheinwerft ausgesehen hat. Das sei „filigran und modern“, heißt es bei der Stadtverwaltung.
Das Gerresheim-geländer aber darf als Kunstwerk nicht verändert werden. Deshalb werden links und rechts davon die Düsselmauern aufgerissen und eine 1,50 Meter breite Überbrückung der Düssel angelegt. Die verschwindet also künftig 1,50 Meter früher als bisher aus dem Blickfeld. Wer ihr hinterher schauen will, wird dabei von einem neuen Edelstahlzaun gesichert, 1,30 Meter hoch, versteht sich. Und auf der anderen Seite dieser Brücke, die streng genommen keine ist, sondern die Verbreiterung des Düssel-deckels, bleibt das Kunst-geländer gewissermaßen mitten auf dem Müller-schlösser-gässchen stehen. Das ganze soll 250.000 Euro kosten und nächstes Jahr beginnen. Eigentlich eine geniale Idee, findet unsere Autorin. Oder doch ein Schildbürgerstreich?