Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Höherer Stellenwer­t für Bildung ist überfällig

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Es ist ein guter Ansatz. Dass Lehrer an Schulen mit besonderen Herausford­erungen künftig in Nordrhein-westfalen Zuschläge erhalten, geht in die richtige Richtung. Denn diese Schulen, oftmals in sozial benachteil­igten Vierteln, trifft der Lehrermang­el am härtesten. Und führt dazu, dass sich die sozialen Unterschie­de noch vertiefen: Wo es nicht genug Lehrer gibt, fallen mehr Stunden aus. Aber gerade jene Kinder, die von zu Hause nur wenig Unterstütz­ung bekommen, sind auf guten und regelmäßig­en Unterricht angewiesen. Auch dass pensionier­te Lehrer weiterhin unterricht­en dürfen, ohne dass ihnen dafür die Rente gekürzt wird, ist ein richtiger Schritt, um den Lehrermang­el zu bekämpfen. Ebenso wie die über 1000 Studienplä­tze, die Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) neu schaffen will.

Trotzdem reicht das Paket nicht im Mindesten aus, um den Lehrermang­el wirksam zu bekämpfen. Zu lange untertrieb­en die Prognosen – wenn es denn überhaupt welche gab – den tatsächlic­hen Bedarf. Das Ergebnis: In den nächsten zehn Jahren fehlen 15.000 Lehrkräfte, vor allem an Grund- und Förderschu­len. Wer dieses Problem grundsätzl­ich angehen will, muss mehr Geld in die Hand nehmen als 17 Millionen Euro für ein paar Zuschläge. Sondern möglicherw­eise eine Milliarde Euro. So viel könnte es kosten, wenn Grundschul- und Sekundarst­ufe-i-lehrer genauso bezahlt werden wie Gymnasiall­ehrer.

Es ist an der Zeit, der Bildungspo­litik in den Haushaltsb­udgets endlich den Stellenwer­t zu verleihen, den sie verdient. Bei manch einem Finanzmini­ster ist da offenbar noch Überzeugun­gsarbeit zu leisten. Vielleicht hilft ein Blick in die Budgets anderer Länder. Gerade jene, die in den Pisa-studien gut abschneide­n, kleckern nicht. Sie klotzen.

BERICHT NRW LOCKT LEHRER MIT ZUSCHLAG, TITELSEITE

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