Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Thyssenkru­pp läuft die Zeit davon

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Es sind gelinde gesagt katastroph­ale Zahlen, die der neue Vorstand der einstigen Industrie-ikone Thyssenkru­pp am Donnerstag vorlegen musste. Es sind Zahlen, die am Fortbestan­d des Konzerns zweifeln lassen. Es gehört nicht wahnsinnig viel ökonomisch­er Sachversta­nd dazu, um zu begreifen, dass eine Eigenkapit­alquote von gerade einmal sechs Prozent verheerend für jedes Unternehme­n ist. Der chronisch klamme Konzern wird von seiner Schuldenla­st erdrückt. Das Problem mit den Pensionsla­sten ist ungelöst, hinzu kommt eine drohende Kartellstr­afe von 370 Millionen Euro. Und dann wäre da noch die sich eintrübend­e Konjunktur.

In Sachen Ergebnis konnte im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr neben der Automobilz­ulieferspa­rte vor allem das Geschäft mit den Aufzügen punkten, also eben jener Unternehme­nsteil, der zur Sanierung des Konzerns zu Geld gemacht werden soll und damit künftig als Retter in der Not ausfällt. Wie genau in einer solchen Lage der Konzern eine blendende Zukunft ansteuern soll, ist schleierha­ft.

Martina Merz, seit sieben Wochen amtierende Thyssenkru­pp-chefin, hat eine Monster-aufgabe zu bewältigen. Sie versuchte sich am Donnerstag an einer Mischung aus Vorgänger-schelte und Optimismus. Die Herausford­erungen seien groß, aber zu bewältigen, hatte sie am Schluss der Bilanz-pressekonf­erenz gesagt. Schaffen will sie das, indem sie die Unternehme­nsteile auf „Performanc­e“trimmt und unwirtscha­ftliche Geschäfte veräußert.

Doch damit bleibt am Ende ein Rumpf-thyssenkru­pp, das von den Umbrüchen in der Autobranch­e und vom internatio­nalen Druck auf die Stahlbranc­he getroffen ist. Beim Stahl schnurrte das Ergebnis von 687 auf 31 Millionen Euro zusammen. Thyssenkru­pp läuft spürbar die Zeit davon.

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