Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Thyssenkrupp läuft die Zeit davon
Es sind gelinde gesagt katastrophale Zahlen, die der neue Vorstand der einstigen Industrie-ikone Thyssenkrupp am Donnerstag vorlegen musste. Es sind Zahlen, die am Fortbestand des Konzerns zweifeln lassen. Es gehört nicht wahnsinnig viel ökonomischer Sachverstand dazu, um zu begreifen, dass eine Eigenkapitalquote von gerade einmal sechs Prozent verheerend für jedes Unternehmen ist. Der chronisch klamme Konzern wird von seiner Schuldenlast erdrückt. Das Problem mit den Pensionslasten ist ungelöst, hinzu kommt eine drohende Kartellstrafe von 370 Millionen Euro. Und dann wäre da noch die sich eintrübende Konjunktur.
In Sachen Ergebnis konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr neben der Automobilzuliefersparte vor allem das Geschäft mit den Aufzügen punkten, also eben jener Unternehmensteil, der zur Sanierung des Konzerns zu Geld gemacht werden soll und damit künftig als Retter in der Not ausfällt. Wie genau in einer solchen Lage der Konzern eine blendende Zukunft ansteuern soll, ist schleierhaft.
Martina Merz, seit sieben Wochen amtierende Thyssenkrupp-chefin, hat eine Monster-aufgabe zu bewältigen. Sie versuchte sich am Donnerstag an einer Mischung aus Vorgänger-schelte und Optimismus. Die Herausforderungen seien groß, aber zu bewältigen, hatte sie am Schluss der Bilanz-pressekonferenz gesagt. Schaffen will sie das, indem sie die Unternehmensteile auf „Performance“trimmt und unwirtschaftliche Geschäfte veräußert.
Doch damit bleibt am Ende ein Rumpf-thyssenkrupp, das von den Umbrüchen in der Autobranche und vom internationalen Druck auf die Stahlbranche getroffen ist. Beim Stahl schnurrte das Ergebnis von 687 auf 31 Millionen Euro zusammen. Thyssenkrupp läuft spürbar die Zeit davon.
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