Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Justiz-panne erleichterte Missbrauch
DÜSSELDORF (rky) Nachdem die Staatsanwaltschaft Kleve die Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs gegen einen 26-jährigen Zeitsoldaten der Bundeswehr nicht ausreichend vorangetrieben hatte, begünstigte dies offensichtlich den Missbrauch eines weiteren Kindes. Das geht aus einem Bericht des Justizministeriums im Rechtsausschuss des Landtages hervor. Dem 26-jährigen war der Missbrauch seiner dreijährigen Tochter und seines fünfjährigen Stiefsohnes vorgeworfen worden. Doch obwohl er dies im Juni gegenüber der Polizei zugegeben hatte, hatte die Staatsanwaltschaft auf eine Hausdurchsuchung sowie die Vernehmung der Kinder verzichtet, was Justizminister Peter Biesenbach (CDU) ebenso wie der Generalstaatsanwalt als Fehler bezeichneten.
Gegenüber dem Rechtsausschuss erklärte das Ministerium nun, es gehe von einem weiteren Missbrauch im Spätsommer aus. „Ersten polizeilichen Hinweisen zufolge könnte das Geschehen am Wochenende 24. und 25. August als möglich erscheinen“, sagte Justiz-ministerialdirigent Christian Burr. Er ließ offen, welches Kind missbraucht worden war, gegenüber den eigenen Kindern hatte der Zeitsoldat Kontaktverbot. Die mutmaßlich neue Tat war herausgekommen, nachdem in Bergisch Gladbach ein Mann aufgeflogen war, der zu einem bundesweiten Kinderporno-netzwerk gehörte. Rund 300 Ermittler versuchen nun, die Aktivitäten dieser Gruppe aufzuklären. Die neuen Erkenntnisse über den Missbrauch im August sind offensichtlich Ergebnis dieser Ermittlungen und des Sichtens von Datenträgern.