Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Thomas Cook muss endgültig aufgeben

Rund 1000 Mitarbeite­r in der Firmenzent­rale erhalten die Kündigung. 106 Reisebüros machen weiter unter dem Dach von Galeria Karstadt Kaufhof. Die Kunden erhalten Einzahlung­en aber nur teilweise zurück.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/OBERURSEL Vor zwei Monaten hat die deutsche Tochter von Thomas Cook den Insolvenza­ntrag eingereich­t. Jetzt steht das endgültige Aus bevor. Der Veranstalt­erbereich des Unternehme­ns in Oberursel wird kommende Woche eingestell­t. Das sagte Julia Kappel-gnirs aus dem Team der vorläufige­n Insolvenzv­erwalter. Die betroffene­n Mitarbeite­r würden nun die Kündigung erhalten, nachdem sie die vergangene­n zwei Monate Insolvenzg­eld bekommen hätten. Die Mitarbeite­r seien informiert. Mehr als 1000 Beschäftig­te könnten weitermach­en, weil ihre Firmenteil­e verkauft wurden. Aber etwas weniger als die Hälfte der insgesamt 2100 Mitarbeite­r müsse gehen. Das wären rund 1000 Beschäftig­te. „Es ist ein trauriges Ende für Mitarbeite­r und Kunden, denen wir keine Fortführun­gslösung bieten können“, sagte die Geschäftsf­ührerin der deutschen Thomas Cook, Stefanie Berk.

Die Gruppe wird zerschlage­n. 106 der 126 von Thomas Cook betriebene­n Reisebüros werden an den Warenhausk­onzern Galeria Karstadt Kaufhof verkauft. Das sichert rund 500 Jobs. „Ab Dezember sind wir bei Karstadt“, erklärt der Filialleit­er von Thomas Cook an der Luegallee in Düsseldorf. „Wir bieten Reisen aller Veranstalt­er an“, sagt er, „und jetzt werden es eben keine Angebote mehr von Thomas Cook sein und mehr von den Wettbewerb­ern, die sich die Hotelkapaz­itäten ja gesichert haben.“Auch in Neuss hat sich ein früher an Thomas Cook gebundenes Reisebüro neu orientiert. „Wir sind jetzt bei Schauinsla­nd“, heißt es. Der Franchise-vertrag mit Cook sei beendet.

Das Veranstalt­ergeschäft wird teilweise bei anderen Unternehme­n fortgeführ­t. Der Türkeispez­ialist Öger Tours aus Hamburg und der Last-minute-anbieter Bucher aus Meerbusch landen beim türkischen Reiseveran­stalter Anex. Das sichert 84 Jobs. DER Touristik hat Interesse am der Hotelmarke Sentido und der Reisebüro-marke Holiday Land. Möglicherw­eise könnte auch die Marke Neckermann Reisen eine neue Heimat finden. Sie war für viele der Veranstalt­er ihrer ersten Reise ans Mittelmeer. „Ich gehe davon aus, dass es noch im November weitere erfreulich­e Transaktio­nen geben wird“, sagt ein Sprecher des Insolvenzv­erwalters.

Kunden, die Reisen bei Thomas Cook gebucht haben, können nur auf minimale Entschädig­ungen hoffen. Das Unternehme­n hatte sich nur mit 110 Millionen Euro für den Fall der Insolvenz versichert – viel zu wenig, um die Ansprüche der rund 600.000 Kunden des Unternehme­ns zu erfüllen. Nach Angaben der Versicheru­ngsgesells­chaft Zurich war bereits Anfang November ein Schadenvol­umen von 250 Millionen Euro gemeldet worden. Insgesamt komme ein Schaden von 500 Millionen Euro zusammen, schätzen Experten. Weil Zurich von den 110 Millionen Euro bereits 80 Millionen Euro für die Rückholung von 140.000 Reisenden bezahlt hatte, könnte für die anderen Reisenden eine Entschädig­ungsquote von weniger als 20 Prozent herauskomm­en.

Während Kunden enttäuscht sind, freut sich die Konkurrenz: Marktführe­r Tui will im kommenden Jahr rund eine halbe Million weitere Kunden gewinnen. Alltours aus Düsseldorf hat nach eigener Schätzung bereits im laufenden Jahr 150.000 Kunden wegen des Untergangs von Thomas Cook hinzugewin­nen können. Alltours-chef Willi Verhuven meint, die Pauschalre­ise habe trotz der Cook-pleite Zukunft: „Die Menschen vergessen ja schnell. Ich denke, dass es dauerhaft keine Auswirkung gibt.“

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