Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Als Dodi Lukebakio Düsseldorf verzückte

Am Samstag erwartet Fortuna die Bayern. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr holte sie in München ein legendäres 3:3. Ein Rückblick.

- VON BERND JOLITZ

Es sind die vielleicht verrücktes­ten Minuten, die viele der mehr als 8000 Fortuna-anhänger jemals live in einem Stadion erlebt haben. Minuten, von denen sie noch ihren Enkeln erzählen werden – immer wieder gern mit dem Zusatz: „Und ich war dabei!“Es sind die letzten Minuten der Bundesliga-begegnung FC Bayern München gegen Fortuna Düsseldorf am 24. November 2018, einer Partie, die nach einer knappen Stunde entschiede­n schien, als Thomas Müller das 3:1 für den Deutschen Meister erzielte.

Doch spätestens nach Dodi Lukebakios zweitem Treffer an diesem kalten Nachmittag, zum 3:2 in der 77. Minute, ist in der Allianz-arena nichts mehr kalkulierb­ar. Die Stimmung im Oberrang der Schüssel schlägt merklich um. Zwar hat der Düsseldorf­er Anhang schon die ganze Zeit über die stimmliche Oberhand gehabt, weil die 8000 auf Party eingestell­t waren, unabhängig von der sicher erscheinen­den Niederlage beim übermächti­gen Gastgeber. Plötzlich jedoch ist es kein Singen von Partyliede­rn mehr, plötzlich wächst die Anspannung in der Kurve.

Die Fans merken, dass die Körperspra­che der 22 Profis weit unten auf dem Rasen sich geändert hat: Die in Weiß gekleidete­n Düsseldorf­er straffen sich, strahlen Mut und Entschloss­enheit aus – in gleichem Maße wirken die großen Bayern angeschlag­en. Die rote Kombinatio­nsmaschine läuft nicht mehr, den Bayern verspringe­n mit einem Mal die Bälle. „Vielleicht geht da was“, raunt ein Mittdreißi­ger in einer Jacke des Football-teams Düsseldorf

Panther seinem Nebenmann zu. Er kennt ihn eigentlich gar nicht, aber das ist in diesen verrückten Minuten egal, hier beschwört einfach jeder jedem gegenüber, dass eine Sensation in der Luft liegt.

Sie wird in der 90. Minute noch ein Stückchen greifbarer. Bayerns Trainer Niko Kovac wechselt Weltmeiste­r Mats Hummels ein – einen Innenverte­idiger, für Außenstürm­er Thomas Müller. „Die haben Schiss vor uns!“, brüllt ein Fortuna-fan, dem braven Outfit nach im sonstigen Leben eher ein ruhiger Büroangest­ellter, durch die Kurve. Dazu passend hat Chefcoach Friedhelm Funkel inzwischen mit Kenan Karaman, Benito Raman und Rouwen Hennings den dritten Stürmer eingewechs­elt. Und der Adrenalins­piegel steigt immer weiter.

Die Spielzeit läuft unerbittli­ch ab, das Ende der Nachspielz­eit rückt näher. Doch dann passiert es wirklich. Die Düsseldorf­er erobern den Ball, Hennings schlägt einen präzisen Pass in den Lauf Lukebakios, und der junge Belgier hängt Jérôme Boateng ab, als sei der mit einem Rollator unterwegs. Nur noch Nationalto­rhüter Manuel Neuer steht vor Lukebakio – und als der schießt, bricht auf der gegenüberl­iegenden Seite der Arena der Wahnsinn endgültig aus. Tor, 3:3, David hat mit seiner Schleuder Goliath erlegt. Okay, es ist zwar nur ein Unentschie­den, aber das ist dem Mann in der Panther-jacke ebenso egal wie seinem Nebenmann. Die beiden tanzen losgelöst Arm in Arm durch die Reihen, und viele hängen sich einfach dran.

Dodi Lukebakio hat den Klub längst verlassen, doch der November-samstag in München hat ihn in Düsseldorf zur Legende gemacht. Am Samstag erwartet Fortuna um 15.30 Uhr wieder einmal den FC Bayern, 364 Tage nach dem Wahnsinn von Fröttmanin­g. Dass er sich auch nur ansatzweis­e wiederholt, glaubt eigentlich niemand. Aber wenn, dann will man doch dabei gewesen sein. Schon wegen der Enkel.

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FOTO: DPA Dodi Lukebakio brüllt die Freude über seinen Treffer zum 3:3 beim FC Bayern in den Münchner Abendhimme­l. Die Fortuna-kollegen Rouwen Hennings (rechts) und Jean Zimmer (verdeckt) feiern mit dem Belgier.

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