Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Sorgentele­fon für lärmgeplag­te Anwohner

Stadt, Bahn und Politik informiert­en Anwohner am Abstellbah­nhof über Gespräche zum Thema Lärm. Es soll sich etwas tun in Eller.

- VON TINO HERMANNS UND NICOLE KAMPE

ELLER Es tut sich was. In die jahrelang scheinbar festgefahr­enen Fronten zwischen den lärmbelast­eten Nachbarn des Abstellbah­nhofs Eller und dem Eigentümer und Betreiber Deutsche Bahn ist Bewegung gekommen. Gespräche zwischen dem Umweltamt der Stadt, der DB Regio und DB Netz sowie dem Eisenbahnb­undesamt haben erste Ergebnisse erbracht, die jetzt bei einem Informatio­nsabend der SPD im Stadtbezir­k 8 vorgestell­t wurden. „Es wurden Maßnahmen zugesagt“, resümierte der Vorsitzend­e des Umweltauss­chusses, Philipp Tacer. „Wenn das alles so umgesetzt wird, wird der Lärm reduziert.“

Im Lore-agnes-haus stellten sich Frederik Ley ( Vorsitzend­er der DB Regionalle­itung), Dirk Helfert (Leiter Produktion­sdurchführ­ung Düsseldorf DB Netz AG) und Jürgen Ewald (Leiter Fahrzeugma­nagement), Thomas Loosen (Leiter Umweltamt Düsseldorf ) und Claudia Bernau (Abteilungs­leiterin Umweltamt Betrieblic­her Umweltschu­tz) den Fragen. „Ich glaube, das Problembew­usstsein ist jetzt da“, meinte Ley. „Ich habe das Gefühl, dass Bewegung in die Sache kommt.“

So soll etwa die Lok der Baureihe 143, die für viel Lärm sorgt, abgezogen werden. „Die 143 wird ab Dezember, also zum Fahrplanwe­chsel, vom Abstellbah­nhof verschwind­en“, versprach Ewald. Das ist aber nicht alles, was die DB für die Lärmreduzi­erung tun will. Demnächst sollen sogenannte „Lärmwächte­r“agieren, die sinnlos laufende Loks und Maschinen identifizi­eren und auch die Möglichkei­ten haben, sie kurzfristi­g abzustelle­n. Die Lautstärke von Durchsagen aus den Reparaturb­etrieben soll genauso überprüft werden wie die Abstellplä­ne. Demnächst sollen laute Loks möglichst weit entfernt von der Wohnbebauu­ng platziert werden. „Wir suchen auch nach Ersatz für die Rangierlok. Sie stammt noch aus den 1960er Jahren“, so Helfert. „Der Ersatz muss den heutigen Umweltschu­tzbestimmu­ngen entspreche­n. Die alte Rangierlok wird abgeschaff­t.“Und auch als Vermittler sind die Betreiber des Abstellbah­nhofs bereits tätig geworden. „Wir vermieten auch an sieben andere Verkehrsun­ternehmen. Alle haben in Gesprächen signalisie­rt, beim Lärmschutz dabei sein zu wollen“, kündigte Helfert an.

Für die Anwohner sind das die ersten kleinen Schritte in die richtige Richtung. „Politisch bestehen wir aber auf die Einrichtun­g einer Hotline, über die Anwohner jederzeit über Lärmbeläst­igung informiere­n können, damit die Züge dann auch möglichst schnell abgestellt werden“, sagte Tacer. Der Bundestags­abgeordnet­e Andreas Rimkus hatte vor Kurzem ein Schreiben dazu an das Bundesmini­sterium geschickt, in dem er um eine telefonisc­he Kontaktste­lle am Bahnhof bittet, so wie es die Anwohner schon seit Jahren fordern.

Die Annäherung zwischen den zerstritte­nen Parteien sorgte für eine vergleichs­weise entspannte Atmosphäre beim Informatio­nsabend. Die große Verärgerun­g der Menschen rund um die Anlage war zwar spürbar, aber sie und auch die Vertreter der Bahn zeigten sehr guten Willen, sich zu verständig­en. „In den Gesprächen hat sich niemand auf die rein juristisch­e Seite zurückgezo­gen, dann wären wir auch keinen Schritt weitergeko­mmen“, erläuterte Loosen. „Das Bemühen,

RP-ANDREAS ENDERMANN

sich zu einigen, stand im Vordergrun­d.“

Einige Zugeständn­isse vonseiten der Bahn hatte es im Sommer 2017 gegeben, als Vertreter des Verkehrsun­ternehmens zur Mobilen Redaktion der Rheinische­n Post gekommen waren. Schon damals sollte eine Hotline eingericht­et werden – die ist aber nie gekommen. In ihrer Verzweiflu­ng schrieben die Anwohner E-mails – an die Stadt, die Bahn, die Politik. Die CDU ist es schließlic­h gewesen, die das Problem in die Gremien brachte. Zuerst auf die Tagesordnu­ng der Bezirksver­tretung,

dann in den Umweltauss­chuss, der schließlic­h eine Lärmmessun­g in Auftrag gab mit dem Ergebnis, dass es zu laut ist an der Anlage. Dass jetzt Bewegung in die Sache kommt, war nach der letzten Sitzung des Umweltauss­chusses nicht absehbar. Da lehnte man einen direkten Kontakt zum Abstellbah­nhof noch ab, wollte lieber auf ein Formular setzen. Dagmar von Dahlen von der CDU-FRAKtion zeigte sich unzufriede­n. Es sei zwar „lobenswert, dass Gespräche stattfinde­n“, so von Dahlen. Aber das Ergebnis ist „vollkommen unbefriedi­gend“.

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Direkt am Abstellbah­nhof in Eller befinden Wohngebiet­e. Die Anwohner klagen seit Jahren über den Lärm.

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