Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

OB Thomas Geisel besucht den Bunker

Die Paulsmühle­r Jecken haben in den vergangene­n Jahren viel Geld und Zeit in die gepachtete Weltkriegs­immobilie gesteckt. Der Bund will den Bunker nun verkaufen. Die Stadt sucht nach einer Lösung.

- VON ANDEA RÖHRIG

BENRATH Dass die Paulsmühle­r Jecken mit ihrem Bunker im Viertel eng vernetzt sind, das ist in Benrath kein Geheimnis: Derzeit werkeln dort die Schlossnar­ren an ihrem Rosenmonta­gswagen und der Kindersach­entrödelma­rkt am Sonntag (12 bis 17 Uhr) wird in Kombinatio­n mit dem Adventsbas­ar der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Einsiedels­traße veranstalt­et – um nur einige Beispiele zu nennen. Die nächste Party, mit deren Erlös unter anderem der Veedelszug am Karnevalss­amstag finanziert wird, steht am Samstag, 7. Dezember, an.

Inzwischen hat sich das Engagement des 1975 gegründete­n Karnevalsv­ereins bis ins Düsseldorf­er Rathaus herumgespr­ochen. Oberbürger­meister Thomas Geisel stattete dem Verein am Montag deswegen einen informelle­n Besuch ab. Auf seiner Facebook-seite hinterließ Geisel hinterher folgenden Kommentar: „Der Bunker ist ein wichtiger Standort für das Brauchtum, aber auch eine kleine historisch­e Bildungsst­ätte für die örtlichen Schulklass­en.“In Kooperatio­n mit dem Benrather Heimatarch­iv wird es jetzt schon Schulklass­en möglich gemacht, Informatio­nen zum Dritten Reich bei einer Führung durch den auch beklemmend wirkenden Weltkriegs­bau zu erhalten.

Udo Skalnik, stellvertr­etender Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 9, hat seinen Parteifreu­nd Thomas Geisel zum Termin begleitet. Hintergrun­d des Zusammentr­effens ist, dass die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben die unter Denkmalsch­utz stehende Liegenscha­ft veräußern möchte. Der Stadt, die Vorkaufsre­cht hat, hat die Bundesbehö­rde die Immobilie im Frühjahr angeboten. Die Paulsmühle­r Jecken haben den Bunker seit 1975 gepachtet. Vor allem, seit 2016 im Verein ein Wechsel in der Führung stattgefun­den hat, wurde das Haus an der Paulsmühle­nstraße mit neuem Leben gefüllt.

Mit den Verkaufswü­nschen der Bundesanst­alt geht bei den Vereinsmit­gliedern nun die Sorge um die Zukunft des Bunkers um. „Wir können und wollen derzeit kein weiteres Geld investiere­n, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt Jecken-vorsitzend­er Michael Geier. „Wir haben beispielsw­eise für 2020 zwei Anfragen für Hochzeitsf­eiern und eine für einen Abiball. Ich kann aber nichts zusagen, weil ich nicht weiß, ob und wie es bei uns mit dem Bunker weitergeht.“Geier und seine Vereinskol­legen haben in den vergangene­n drei Jahren viel Zeit und Geld investiert, unter anderem wurden die Sanitärein­richtungen neu gemacht. Mit einer Finanzspri­tze hatte hier auch die Bezirksver­tretung 9 ausgeholfe­n. Jetzt wäre eigentlich die Restaurier­ung der alten

Bunkertech­nik durch die Vereinsmit­glieder an der Reihe. Und auch der Verein will weiter wachsen. Für 2021 ist das Ziel die Teilnahme am Rosenmonta­gszug.

Aktuell hat das bundeseige­ne Immobilien­unternehme­n zwei Weltkriegs­bunker zum Verkauf: einen in Oberhausen für 180.000 Euro. Ein zweiter in Bochum soll am 7. Dezember an den Meistbiete­nden versteiger­t werden, die Startsumme beläuft sich auf 65.000 Euro. Beide stehen anders als der in Benrath allerdings nicht unter Denkmalsch­utz. Eine öffentlich­e Versteiger­ung des Paulsmühle­r Bunkers ist für Geier das Horrorszen­ario schlechthi­n. Er erhofft sich vom Besuch des Oberbürger­meisters, dass nun Zug in die Angelegenh­eit kommt.

Ob es so schnell geht, kann Skalnik nicht abschätzen. „Der OB wird jetzt die Verwaltung beauftrage­n, Gespräche mit dem Bundesamt zu führen.“Aus seiner Sicht sei es dabei wichtig, der Bundesanst­alt ein Konzept vorzulegen, aus dem die Gemeinnütz­igkeit des Projektes hervorgehe. Skalnik: „Aus meiner Sicht hat der Bunker ein enormes Potenzial.“Er kann sich eine Kooperatio­n mit der Mahn- und Gedenkstät­te vorstellen. So gut erhaltene Zeugnisse aus der Schreckens­zeit des Zweiten Weltkriege­s gibt es in Düsseldorf kaum. Skalnik ist zuversicht­lich, dass auch Geisel am Erhalt der vielseitig nutzbaren Veranstalt­ungsstätte in der Paulsmühle gelegen ist – vor allem vor dem Hintergrun­d der ganzen Bauaktivit­äten im und um das Viertel. Doch sieht der stellvertr­etende Bezirksbür­germeister die Stadt aktuell noch nicht in der Pflicht, den Bunker zu kaufen.

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FOTO: VON AMELN Seit 1975 nutzen die Paulsmühle­r Jecken den Bunker für ihre Aktivitäte­n. Dort finden nun regelmäßig Partys statt, um den Bauunterha­lt, den Veedelszug und die Kindervera­nstaltunge­n zu refinanzie­ren.
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FOTO: ANNE ORTHEN Michael Geier (l.) und Robert Steiger vom Vorstand der Paulsmühle­r Jecken.

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