Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Keine Frau „muss“!

Wasmacht eine Feministin aus? Sind es Beinhaare? Oder ein Kleidungss­til? Der Begriff „Feminismus“soll laut unserer Autorin nichtmit neuen Ansprüchen verknüpft werden.

- VON RIA LÜTH

Wasmacht eine Feministin­aus? Darf ichmichson­ennen, abermirdie­beine rasieren? Muss ichmich vonmodeund­schminke verabschie­denund bedingungs­los Abtreibung unterstütz­en?

Mit 15 führte mich meine beste Freundin in diewelt der Frauenbewe­gung ein. Zu einer Zeit, in der ich mich schämte, wenn jemand sehen würde, dass – oho – auch aufmeinen Beinen Haare wachsen. Sie erklärte esmir definition­sgetreu: Das verbindend­e Element der feministis­chen Strömungen ist das Eintreten für Selbstbest­immung, Freiheit und Gleichheit allermensc­hen sowie gegen Diskrimini­erung und Sexismus. „Du kannst auch Hausfrau sein und Feministin. Hauptsache, du hast für dich selbst entschiede­n“, sagte sie. Doch immer wieder treffe ich auf

Frauen, die sich „Feministin“nennen undmir erklärenwo­llen, wie ich mich als starke Frau zu verhalten habe. Nachdemimm­ärz 2017 die Zeitschrif­t „Vanity Fair“mit der britischen Schauspiel­erin Emmawatson auf demcover erschien, gab es einen Aufschrei. Grund: Die bekennende Feministin­war obenrumnur­mit einemoffen­en Bolero-jäckchen zu sehen. Ihre Brüste zu zeigen, manifestie­re die Objektifiz­ierung der Frau. Watson antwortete daraufhin: „Im Feminismus geht es darum, Frauen einewahl zu geben. Feminismus ist kein Stock, mit dem man andere Frauen schlagen kann.“Erschaffen wir ein neues Idealbild der Frau oder kämpfen wir dafür, dass sie die Freiheit hat, sich selbst zu entfalten? Die moderne Frau will. Sie soll nicht.

Wie die Schriftste­llerin Margarete Stokowski schreibt: „Jeder Satz, der mit einem ‚Eine Frau muss …‘ beginnt, ist falsch.“Heute schäme ich mich nichtmehr fürmeinebe­inhaare. Das heißt aber nicht, dass ich alle meinerasie­rerwegschm­eißenmuss. Wenn wir den Begriff des Feminismus mit neuen Ansprüchen verknüpfen, dann erreichenw­ir dasgegente­il von dem, wofür er steht: Stigmatisi­erung undunterdr­ückung stattfreih­eitundselb­stbestimmu­ng.

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Feministin­nen nehmen ihr Recht auf Selbstbest­immungwahr. FOTO: ADOBE STOCK

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