Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Anregungen zum Abitur
Ein bundesweites Zentralabitur verheißt zwar Chancengleichheit, wird diesesversprechen abermit größter Wahrscheinlichkeit nichthaltenkönnen. Vielleicht sollte man sich eine ganz andere Frage stellen: Ist das Abiturergebnis überhaupt aussagekräftig, wenn es um die Eignung für einen Studiengang geht? Sollte ein einziger numerischerwert die individuelle Zukunft beeinträchtigen? Ein Einserkandidat, der fürs Medizinstudium zugelassen wird, bringt zwar die erforderlichen fachlichen Voraussetzungen mit. Doch heißt das auch, dass er die sozialen Kompetenzen hat, umdann als ausgebildeter Arzt gut mit seinen Patienten umgehen zu können? Die Abiturnote gibt einfach nicht genug Auskunft über die tatsächlichen Fähigkeiten einer Person. Es gäbe eine Alternative: Hochschulen könnten bundesweiteignungstestsdurchführen. Das Abitur würde damit zwarvoraussetzung für ein Studium bleiben, doch dienote alleinwürde nichtmehr bestimmen. So könntendiejenigen, die ihre Abiturprüfung versemmelt haben, ihrenote aufpolieren. Und jene, die imabitur geglänzt haben, müssten unter Beweis stellen, dass sie tatsächlich für den Studiengang geeignet sind.
Tatsächlich wird dieser Ansatz jedoch kaumöffentlich diskutiert, weil man mit dem Zentralabitur die einfachere und kostengünstigere Lösung sucht. Außerdem gibt es eben andere Länder, die das Konzept des Staatsabiturs vormachen und an denenman sich orientierenmöchte. Es fehlt dermut, einen anderen Ansatz zu wagen.