Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Früher wollte ich jemand anders sein“
Zwei Jahre war Funkstille. Jetzt ist Rapper Silla mit „Silla Instinkt 2“zurück – und hat noch viele Pläne. Er redet über Einflüsse, den Unterschied zwischen demmensch Matthias Schulze und demrapper Silla und über die Rapperszene.
Matthias Schulze aka Silla kann auf eine 16-jährige Karriere als Rapper mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Sei es über seine Heimat Tempelhof, die ersten Berührungspunktemithip-hop, seinemusikalischen Einflüsse, die chaotische Zeit bei Maskulin, seineheutige Labelheimat Major Movez, einen missratenen Promomove, sein Alkoholproblem, seinewünsche für die Zukunft oder sein vor einem Monat erschienenes Album„silla Instinkt 2“: Der 35-jährige Südberliner redete mit uns anderthalb Stunden lang offen und ehrlich über sein Leben.
Glückwunsch zu Platz 30 in den Charts für „Silla Instinkt 2“– genau wie bei dem ersten Teil, damals war das aber ein größerer Erfolg. Bist du trotzdemzufrieden?
Das achte Soloalbumin Folge in den Charts, das sehe ich als gutes Zeichen. Mir geht es gut, der Kühlschrank ist voll.
Wie war die Resonanz zum Album „Silla Instinkt 2“?
Sehr gut. Die letzten zwei Alben waren für mich ein Krampf, weil ich privat viel am Kämpfen war. Dieses Mal habe ichmir wieder die Zeit genommen und habemir nicht reinreden lassen. Ich wusste, dass ich am stärksten bin, wenn ich das mache, was ich fühle. „Vom Alk zum Hulk“war bis dato mein erfolgreichstes
Album, weil es mein Leben zu dem Zeitpunkt widergespiegelt hat.
Was unterscheidet „Silla Instinkt 2“vomersten Teil?
Die Herangehensweise ist die gleiche. Der Underdog, der Einzelgänger, an den keiner glaubt. Damals war es der Alkohol, der mich drei Jahre zu einer Pause gezwungen hat. Der Silla-instinkt ist halt, nie aufzugeben, immerweiterzumachen. Genausoist es jetzt auch. Ichhabemich von der Szene abgeschrieben gefühlt. Diemessage dermusik ist, dass man sich auf seine Stärken besinnen soll.
Vonwelchemrapper konntest du am meisten lernen?
Fler und Bushido, das war Tempelhof, also direkt in meiner Nachbarschaft. Wie die sich gekleidet haben, derwortschatz – damit konnte ich micheinfachammeistenidentifizieren. Bei Savas fand ich die Energie und seine Flows krass. Dadurch, dass ich schon so früh bei Orgi (Anm. d.
Red.: King Orgasmus) gesigned war, habe ich bei ihm das Geschäftliche gelernt. Beim Musikalischen ist es I Luvmoney, Bassboxxx und Sekte.
Sind der Mensch Matthias Schulze und der Rapper Silla ein und dieselbe Person?
Wir sind zusammengewachsen. Früher wollte ich jemand anders sein, mir Gehör verschaffen und eine Stimme haben in dieserwelt. Dieser Godsilla (Anm. d. Red: erster Künstlername), der vor 15 Jahren bei I Luv
Money Records auf den Tapes angefangen hatmitwüstembattlerap, ist mit mir verschmolzen. Vor dir sitzt jetzt Matthias Schulze aka Silla. Das sind keine zwei Welten mehr. Damals, als ich mir so eine Kunstfigur erschaffen habe, war ich sehr unsicher. Weil ich versucht habe, etwas zu verkörpern, was ich noch gar nicht war. Früher habe ich mir da auch was vorgegaukelt, so „fake it until you make it“-mäßig. Mit der Zeit habe ich dann gelernt, aufmich selbst zu hören.
Es gibt Lines auf „Silla Instinkt 2“, die Fler Respekt zollen – gibt es da kein böses Blutmehr?
Als Künstler zoll ich ihm Respekt. Das ist ja auch mein Ursprung, ich vergesse sowas nicht. Aber ichmuss mit ihm nicht privat abhängen. Ich bin nicht sowie eingroßteil der Szene, die sich eigentlich nicht mögen und sich für einen schmalen Taler vorne rumzusammentun.
Trilogie oder war das der Abschluss der „Silla Instinkt“-reihe?
Da habe ichmir eigentlich noch keinengedankendarüber gemacht. Ich sagemal so, bevor ich nicht 20 SoloEPS gemacht habe, werde ich nicht abtreten. Das heißt, ich habe noch neun Alben vor mir, die ich unbedingtmachenwill. Ich bin ja noch in der Blüte meines Lebens. Vielleicht wird das letzte Album„silla Instinkt 3“. Das könnte ein geiler Karriereabschluss sein.