Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Liebe unbekannte „Verwandtschaft“
Ist es nichtmanchmal so, dass man über seine nächsten Verwandten nicht besonders viel weiß? Was schon in der Familie vorkommt, ist auch in der Biologie nicht anders, wie die Zuschauer der Arte-doku „Das verborgene Leben der Bonobos“( Vortag, 18.30 Uhr, Arte) lernten. Denn obwohl die Bonobos unter den Primaten denmenschen amähnlichsten sind, weißman kaum etwas über die Tiere, die beispielsweise in den Regenwäldern des Kongo leben. Dorthin reiste auch Leveda Cheng vom Max-planck-institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, umvor Ort erneut Studien durchzuführen. Filmemachermarkus Schmidbauer begleitete sie und konnte so demzuschauer seltene Aufnahme eines Clans liefern. Auch wenn es ungewohnt schien, so war die Forscherin diemeiste Zeit scheinbar damit beschäftigt, den Urin der Primaten aufzufangen. Das hatte seinen guten Grund: Ihre Forschung befasst sichmit demerstaunlich friedfertigen Verhalten der Tiere, die sie vor allemvon anderen Primaten unterscheidet. Dafür analysierte sie den Urin der Tiere vor allemauf seine hormonellen Bestandteile. Und auch einen kleinen Einblick in das Sozialverhalten der Tiere gab sie. So erfuhr der Zuschauer beispielsweise, dass für die Bonobos Sex eine Art Allzweckmittel zu sein scheint – egal ob es ummehr Nahrung, einen höheren Rang imclangefolge oder einfach nur Stressabbau ging. Was den Zuschauer schmunzeln ließ, wurde dann auch noch sehr bilderreich illustriert. Nichtsdestrotz lieferte die Doku kurzweilig eine Fülle von Informationen. Undman drückte der Forscherin die Daumen, dass es nochmehr werden.