Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ein Schaulaufen für extravagante Jeckinnen
(tino) Es war zugleich schrill und leise, üppig und schlank, aufgemotzt und zurückhaltend, durchgeknallt und dezent, extrem kreativ und völlig normal, exaltiert und introvertiert. Der „Böse Hupen Ball“der KG Regenbogen in der Bar „Studio 1“bot allen, die ein Faible für die holde Weiblichkeit und machohaftes Auftreten haben, die Chance, genau das in vollen Zügen und nach eigenem Gusto auszuleben. Was dabei heraus kam, war wohl eine der exzentrischsten Kostümpartys der Session. „Es war wunderbar, rundum gelungen“, resümierte Regenbogen-präsident Andreas Mauska.
Er lebte die Frage „Wer ist hier der Mann und wer ist hier die Frau?“in der bunten Remmidemmi-welt der Modesünden als
„Sisi“standesgemäß vor. In einem üppig-barocken Prinzessinnen-traum aus hellblau und weiß und Doppel-d-einlagen im tieferen vorderen Dekolletee-bereich war er Spiritus Rector und vielleicht bester Partygast zugleich. Wobei den inoffiziellen Titel des besten Partygastes machten Mauska so einige andere der mehr als 90 „Hupen“, darunter Ob-kandidatin Marie-agnes Strack-zimmermann, streitig. Den offiziellen Titel „Miss Hupe 2020“sicherte sich „Kati Fit“. Sie oder er, da weiß man es ja auf Anhieb nicht so genau, erhielt eine Miss-typische Schärpe. „Es bietet sich an, die Schärpe bei ‚Tunte lauf‘ noch mal zu tragen“, erläuterte „Kati“. „Auf jeden Fall erhält sie einen Ehrenplatz bei mir zu Hause.“
Frau Fit wäre auch ohne ihren Miss-erfolg mit der Party glücklich gewesen. „Es hat viel Spaß gemacht. Es gab kein überfrachtetes Programm, bei dem man nur Zuschauer gewesen wäre“, so „Kati Fit“. „Wenn man sich schon die Mühe macht, sich als Frau zu verkleiden, will man selber Spaß haben und machen. Das ging beim Hupen Ball sehr gut. Wir waren mit einer größeren Gruppe dabei und es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein.“
Zur Gruppe von „Kati Fit“gehörte auch „Anna Bolika“, angeblich eine Ex-leistungsschwimmerin aus der ehemaligen DDR. Mit ihrer Körpergröße von zwei Metern zuzüglich 15 Zentimetern Absätzen und einem fünf Zentimeter hohen Hütchen überragte Anna alle anderen um Haupteslänge. „Es war gar nicht so einfach, etwas Passendes für den Hupen Ball zu finden“, verriet Frau Bolika. „Kleider in meiner Größe findet man nicht in jedem Laden. Da musste ich aufs
Internet zurückgreifen, obwohl ich das eigentlich nicht unterstütze.“So kamen für den Angestellten im öffentlichen Dienst mit Kleid, Schuhe, Handtasche, Schminke und Accessoires Kosten in Höhe von 200 Euro zusammen. Bereut hat er es nicht. „Das Publikum ist bunt gemischt. Von jung bis alt, groß bis klein, hetero oder nicht“, so Bolika. „Es ist einfach ein großer Spaß.“Eigentlich kommt Bolika aus Brandenburg, lebt erst seit drei Monaten in der Landeshauptstadt, hat sich aber offensichtlich bereits mit dem „Bazillus Carnevalis“infiziert.
Das bei Mauska diese „Krankheit“bereits voll ausgebrochen ist, steht außer Zweifel. Und, dass er als „Ansteckungsherd“dienen möchte auch. „Durch den Böse Hupen Ball haben wir nochmal einen anderen Personenkreis angesprochen. Es gab so einige, die habe ich vorher in meinem Leben bislang noch nicht gesehen“, verriet er.