Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Erste Ideenrunde für die Kiefernstr­aße

Menschen aus ganz Düsseldorf sollen Vorschläge einbringen für die Bebauung des Grundstück­s neben dem B8-center.

- VON NICOLE KAMPE

FLINGERN-SÜD Es ist alles ein bisschen mit der heißen Nadel gestrickt: Die Farbe auf der Wand an der Erkrather Straße hatte kaum Zeit zum Trocknen, das Licht in den Dixi-klos funktionie­rt nicht, und erst ein paar Minuten vor Beginn der Veranstalt­ung liegt die Nutzungsän­derung für die alte Autowerkst­att vor. Aus dem Gewerbe ist in letzter Sekunde offiziell ein Veranstalt­ungsraum geworden, in den die Planwerkst­att 378 eingeladen hat – zu ihrer Auftaktver­anstaltung, um die Nachbarn und Menschen aus dem Viertel über die Pläne für das Grundstück zwischen Erkrather und Kiefernstr­aße zu informiere­n.

Hinter der Planwerkst­att 378 – die sich mit großen Lettern auf der Hauswand an der Erkrather Straße verewigt hat – verbergen sich verschiede­ne Interessen­gruppen: die Anwohner der Kiefernstr­aße, die sich gegen zwei Hotels und Mikroappar­tements gewehrt haben, der Investor Cube Real Estate, der sich mehr als Entwickler sieht denn als reiner Investor, und Ulrich Hermann, ein Stadtplane­r aus Bonn, der die Planwerkst­att als neutraler Moderator unterstütz­t. Gemeinsam wollen sie das Grundstück neben dem B8-center entwickeln, Kompromiss­e finden und die Menschen aus dem Viertel teilhaben lassen. Ein Hauptquart­ier hat die Gruppe eingericht­et in der alten Autowerkst­att, die Ende 2017 geschlosse­n wurde. An den Wänden hängen Fotos aus dem Viertel, Plakate zeigen die ursprüngli­chen Baupläne von Cube Real Estate und einen Zeitstrahl, was seit Bekanntwer­den der Baupläne passiert ist.

Zu Gast ist an diesem Abend unter anderem Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke. Für sie ist die Planwerkst­att etwas Besonderes, weil es einen Investor gibt, der sich auf das Beteiligun­gsverfahre­n eingelasse­n hat, obwohl er das rechtlich nicht muss, und Zuschke selbst diesmal einfach nur Gast sein kann, „das genieße ich“, sagt sie. Viel Lob hat sie auch für die Menschen aus dem Viertel, die sehr authentisc­h ihre Wünsche geäußert haben. Dabei erinnert sie sich an eine der ersten Aktionen an der Kiefernstr­aße: Die Anwohner hingen ein Banner auf mit dem Spruch: „Schatz, wir müssen reden.“„Das ist eine ganz andere Variante, als sich anzupampen“, sagt die Planungsde­zernentin, die außerdem findet, dass eine solche Planwerkst­att eine große Erleichter­ung sei für die Bauaufsich­t und die Politik.

Dass es auf dem Areal neben dem B8-center viel Platz für Kreativitä­t gibt, darauf macht Christine Brinkmann aus dem Zakk aufmerksam. Sie hält einen kurzen Vortrag auf der Bühne, vor der Bierbänke aufgereiht stehen, auf denen fast 200 Menschen sitzen. „Weltkunstz­immer, Asphalt Festival, Bauwagenpl­atz, AK47, Jochens kleiner Plattenlad­en, das Kiefernstr­aßen-fest und die Schwanenhö­fe – mehr als 250.000 Menschen kommen im Jahr ins Viertel und genießen Kunst und Kultur“, sagt Brinkmann, die sich statt Mikroappar­tements eine Kulturmeil­e für den Stadtteil wünscht. „Wir sind kein Investor, der sein Ding einfach durchzieht“, sagt Thore Marenbach von Cube Real Estate, der gesteht, dass er anfangs nicht daran gedacht hat, die Nachbarn einzubinde­n, „und plötzlich wurde es laut“.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die alte Werkstatt ist kaum wiederzuer­kennen: Fast 200 Menschen kamen zur Auftaktver­anstaltung der Planwerkst­att 378.
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RP-FOTO: NIKA Planwerkst­att 378 steht in großen Lettern auf der Hauswand.

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