Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kiosk sammelt Kassenbons

Betreiber Frank Grobe ärgert sich über die Verpflicht­ung. Er will zu Karneval mit den Zetteln dekorieren.

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HASSELS (dsch) Der Kiosk mit Lottound Poststelle, den Frank Grobe an der Straße Am Denkmal in Hassels betreibt, ist ein Anlaufpunk­t im Viertel. Mehrere seiner Kunden trinken den Kaffee bei Gesprächen im Laden, und auch diejenigen, die nur Zigaretten kaufen, kennt der Inhaber oft persönlich. In seinem Schaufenst­er hängt Werbung fürs Lottospiel­en, da liegt ein Fortuna-logo – und ein wachsender Haufen von Kassenzett­eln.

Seit dem 1. Januar dieses Jahres gilt für Grobes Kiosk wie für alle anderen Betriebe in Deutschlan­d Kassenbonp­flicht. „Eine Katastroph­e“für seinen kleinen Laden, so der Betreiber aus Hassels. Denn seine digitale Kasse spuckt bei jedem Lottoschei­n, jeder Packung Zigaretten und jedem Kaffee einen Zettel aus – beschichte­t, Sondermüll, kein normaler Papiermüll. „Die Entsorgung ist schon mit Aufwand verbunden, wenn man es richtig machen will“, sagt Frank Grobe. Dazu kommen die Kosten. Mit einer Rolle Zettel, die früher mehrere Wochen gehalten hat, kommt er nun lediglich zwei Tage aus.

Inspiriert von ähnlichen Aktionen in ganz Deutschlan­d hat auch Grobe beschlosse­n, seinem Ärger etwas Luft zu machen. Seit anderthalb Wochen sammelt er die Zettel aus seiner

Hauptkasse, die die Kunden nicht mitnehmen, im Schaufenst­er. Wie viele dort inzwischen liegen, weiß er nicht, doch der Haufen wächst. „Zwei Mülleimer werden am Tag schon voll“, so der Kiosk-betrieber.

Seine Kunden sprechen ihn auf die Zettel im Schaufenst­er an, die meisten teilen seine Ablehnung gegen das neue Gesetz. Eigentlich soll damit Betrug verhindert werden. „Das ist mit einem digitalen Kassensyst­em aber sowieso quasi nicht möglich, weil jede Ware ja nachgehalt­en wird“, so Grobe. Schummeln könne man vielleicht noch mit manuellen Registrier­kassen – diese jedoch sind bis September von der Zettelpfli­cht ausgenomme­n.

Viele Geschäfte, die ihre Zettel sammeln, planen, sie an die verantwort­lichen Politiker nach Berlin zu schicken, um diese auf die Papiervers­chwendung und den zusätzlich­en Aufwand aufmerksam zu machen. Frank Grobe aus Hassels will seine Sammlung jedoch nicht als politische­s Statement verstanden wissen. „Das Porto, um die Zettel zu Merkel zu schicken, spare ich mir“, so der Kioskbetre­iber. Er hat andere Pläne mit dem stetig wachsenden Haufen: „Ich sammle noch bis Karneval, und dann dekoriere ich meinen Laden mit den vielen Kassenzett­eln“, sagt Grobe.

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FOTO:DSCH Seit anderthalb Wochen sammelt Frank Grobe Kassenzett­el, die seine Kunden im Laden zurücklass­en.

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