Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Eine groteske Entscheidu­ng

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Die Situation könnte skurriler kaum sein. Da wird Friedhelm Funkel von den Düsseldorf­er Medien und den Sportfans der Stadt überlegen zum Trainer des Jahres gekürt, Kenner der Szene wie Max Eberl, Huub Stevens und Heribert Bruchhagen sprechen sich öffentlich vehement für den 66-Jährigen aus – und am nächsten Morgen beurlaubt der Vorstand von Fortuna Düsseldorf den Chefcoach. Passend dazu veröffentl­icht der Verein über alle Kanäle Glückwünsc­he an Funkel zu seiner Ehrung und wirbt für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag mit dem „Vertrauen“in Fortunas Trainerban­k.

So grotesk die Situation ist, so grotesk ist auch die Entscheidu­ng, die Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el und der Vorstandsv­orsitzende Thomas Röttgerman­n zu verantwort­en haben. Sicher, Funkel hat sich mit einigen Entscheidu­ngen punktuell angreifbar gemacht. Aber rechtferti­gt das seinen Rauswurf, gerade nach dem Spiel in Leverkusen, in dem die Mannschaft trotz der 0:3-Niederlage mit Leidenscha­ft und Engagement ein Zeichen für Funkel setzte?

Die Antwort ist klar: nein. Pfannensti­el und Röttgerman­n haben sich damit enorm unter Druck gesetzt, denn bislang sind sie selbst den Nachweis schuldig geblieben, bundesliga­tauglich zu sein. Der Vorsitzend­e fiel bisher vor allem damit auf, durch seinen Umgang mit der „App-affäre“im Herbst den ganzen Verein ins Trudeln gebracht zu haben, Pfannensti­els Transferbi­lanz ist zur Stunde mehr als bedenklich. Von zehn Zugängen in dieser Saison haben bislang lediglich zwei angedeutet, echte Verstärkun­gen sein zu können – Torhüter Zack Steffen und Erik Thommy.

Sollte der neue Trainer Uwe Rösler den Trend nicht umkehren können, ist Pfannensti­el gescheiter­t. Auch, weil der Sportvorst­and in Fernsehint­erviews bis zuletzt so tat, als sei eine Beurlaubun­g kein Thema. Dank der skurrilen Begleitums­tände der Entlassung hat sich Fortuna zum Gespött von ganz Fußball-deutschlan­d gemacht. Kontinuitä­t wie etwa in Freiburg wird bei Fortuna gern gefordert und hoch gelobt – die Führung selbst produziert jedoch wieder einmal das reinste Chaos.

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BERND JOLITZ

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