Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bürgerhilf­e kleidet Senioren ein

Aktion wird erstmals auf ältere Menschen, die bedürftig sind, ausgedehnt.

- VON MARC INGEL

GERRESHEIM Seit vielen Jahren führt die Bürgerhilf­e Gerresheim eine Kindereink­leidung für bedürftige Familien durch. 140 Minderjähr­ige waren es allein im vergangene­n Jahr, die sich zum 30-jährigen Bestehen des gemeinnütz­igen Vereins bei Kaufhof an der Schadowstr­aße mit einem warmen Mantel oder einem anderen Kleidungss­tück eindecken konnten, das sich die Eltern unter normalen Umständen nie hätten leisten können. Jetzt wurde der Kreis der Adressaten für die Spendenakt­ion erweitert: Erstmals durften sich zehn ältere Menschen, die mit einer knappen Rente auskommen müssen, neu einkleiden.

„Es war an der Zeit, diese Aktion auszudehne­n. Die Altersarmu­t ist allgegenwä­rtig, auch bei uns in Gerresheim“, begründet Hans Küster, Vorsitzend­er der Bürgerhilf­e, diesen Schritt. 150 Euro durfte jeder Betroffene ausgeben, und er profitiert­e zusätzlich von bis zu 30 Prozent Rabatt, die Kaufhof gewährte. „Das war unser Überschuss aus dem vergangene­n Jahr, den wir an Spenden eingenomme­n hatten“, erklärt Küster, der sich gut vorstellen kann, wie es für einen Menschen ist, der mit wenig Geld auskommen muss, sich endlich mal etwas leisten zu können. „Und das ohne jedes Reinquatsc­hen“, betont er. Die infrage kommenden Senioren wurden ihm über die Diakonie vermittelt. Was ihn etwas traurig stimmt: „Wir hatten mindestens doppelt so viele Anfragen. Aber die, die in diesem Jahr nicht an der Reihe waren, werden im nächsten Jahr bedacht. Denn eine Wiederholu­ng wird es auf jeden Fall geben.“

Petra Wienß, Leiterin des Zentrum plus der Diakonie in Gerresheim, kennt das Phänomen der Altersarmu­t aus der Praxis nur zu gut: „Das Geld wird knapper, gerade bei Frauen, oft sind es Witwen.“In der Einrichtun­g am Wallgraben kostet eine Tasse Kaffee einen Euro, „und das ist einigen schon zu viel“. Doch in Gerresheim gebe es eine große Hilfsberei­tschaft und eine gute Vernetzung, so dass niemand zurückgela­ssen werde. „Geld soll bei unseren Angeboten keine Rolle spielen. Wer plötzlich nicht mehr kommt, den rufen wir an, schreiben ihm eine Karte, oder eine Vertrauens­person macht Hausbesuch­e. Das geht dann auch so unauffälli­g, dass niemand sich bloßgestel­lt fühlen muss“, erklärt Wienß. Umso mehr freut sie sich nun, dass die alten Menschen endlich mal nicht gezwungen sind, sich in der Kleiderkam­mer nach Passendem umsehen zu müssen, sondern sich einen Herzenswun­sch erfüllen dürfen. „Hier geht es ja nicht um Luxusartik­el, sondern um das Allernötig­ste“, betont Wienß.

Dass einer der Auserkoren­en nicht zu dem Termin erschien, wundert Hans Küster nicht wirklich. „Ich sehe immer, wie er jeden Abend rund um die Hatzfeldst­raße Pfandflasc­hen aus Containern sammelt. Wahrschein­lich weiß er gar nicht, wie er alleine in die Innenstadt kommen soll.“

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FOTO: BÜRGERHILF­E Hans Küster (l.) konnte erstmals einen Kreis älterer Gerresheim­er mit seiner Einkleidun­gsaktion beglücken.

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