Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Commerzban­k verlässt die Kö komplett

Das Geldinstit­ut nutzt künftig nur noch das traditions­reiche Gebäude an der Breite Straße sowie neue Büros im Linksrhein­ischen.

- VON NICOLE LANGE

STADTMITTE Die Commerzban­k verlässt ihre Düsseldorf­er Zentrale an der Königsalle­e zum Jahresende komplett. Anders als bisher geplant, wird es auch keine Rückkehr an die Edelmeile in Form einer neuen Flagship-filiale geben – stattdesse­n entsteht diese im nahen Commerzban­k-gebäude an der Breite Straße, das aufwendig saniert werden soll. Beschäftig­te mit Kundenkont­akt haben dort künftig auch ihre Büros. „Man könnte sagen, dass wir nach Hause kommen“, sagt Bereichsvo­rstand Mario Peric. Von 1958 bis 1990 war an der Breite Straße auch der juristisch­e Sitz der Commerzban­k AG: „Wir können diese Tradition nicht ignorieren.“Weitere Düsseldorf­er Mitarbeite­r der Bank ziehen in neu angemietet­e Flächen Am Seestern 1. Mit dem Wegzug des Instituts von der Kö wird gleichzeit­ig eine der Top-adressen der Stadtmitte frei, die Begehrlich­keiten bei potenziell­en Käufern und Entwickler­n wecken dürfte.

Die Königsalle­e 37 war von 1952 bis zur Fusion mit der Commerzban­k 2008 Sitz der Dresdner Bank in Düsseldorf. Dort stehen 34.500 Quadratmet­er Fläche zur Verfügung – mehr, als die Commerzban­k braucht. Peric ist bei seiner Entscheidu­ng aber bewusst, dass eine Adresse an der Kö auch Prestige bedeutet. „Ich verstehe den Zauber der Straße und genieße auch meinen Ausblick hier“, sagt er. Aber auch die Breite Straße, zu Fuß gerade einmal zwei Minuten vom Kö-standort entfernt, liegt im zentralen Banken- und Bürovierte­l der Stadt, dem so genannten Central Business District: „Es ist wirtschaft­lich nicht mehr zu vertreten, gleich zwei solche Prachtobje­kte vis-à-vis zu haben.“Ökonomisch sprach zudem vieles für das Gebäude an der Breite Straße, das die Banker liebevoll „Monetentem­pel“nennen. Denn an der Kö hätte man auf jeden Fall mehr investiere­n müssen, um alles auf einen modernen Stand zu bringen; vor allem in eine zeitgemäße Klimatechn­ik.

Stattdesse­n wird nun das Gebäude an der Breite Straße modernisie­rt, ein hoher einstellig­er Millionenb­etrag soll investiert werden. Unter anderem entstehen neue Schließfäc­her, um diejenigen zu ersetzen, die an der Kö wegfallen. In der großen alten Schalterha­lle des Traditions­baus an der Breite Straße wird dann später auch die erste Flagship-filiale der Bank eröffnen, die sich unter anderem durch eine moderne Kunden-lounge und nah an die Mitarbeite­r gerückte Automaten auszeichne­n soll. Etwa 400 Mitarbeite­r mit Kundenkont­akt sollen künftig an dieser Adresse arbeiten.

Weitere rund 900 Angestellt­e der Bank werden in den neu angemietet­en Flächen Am Seestern 1 im Linksrhein­ischen tätig sein, rund 15.000 Quadratmet­er kann das Unternehme­n dort nutzen. „Es sind qualitativ gute Flächen, die gerade noch nach unseren Bedürfniss­en modernisie­rt werden“, sagt Mario Peric. Auch der Betriebsra­t sei bei der Planung dieses Umzugs einbezogen gewesen.

Immobilien­experten und Entwickler blicken unterdesse­n gespannt darauf, was mit der Kö-immobilie passieren wird – ob sie etwa weiter vermietet oder verkauft wird. Eigentümer des Gebäudes ist die DFH Deutsche Fonds Holding, die sich auf Anfrage bedeckt hält. Ein Sprecher erklärte, man werde die Gesellscha­fter dazu befragen, welches weitere Vorgehen sie wünschen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion bevorzugt die Fonds-geschäftsf­ührung aktuell einen Verkauf und will ein entspreche­ndes Bieterverf­ahren in die Wege leiten.

„Das Gebäude ist einer der wichtigen Punkte für die weitere Entwicklun­g der westlichen Königsalle­e“, sagt Immobilien­kenner Marcel Abel von JLL. „Wenn dort beispielsw­eise ein Gebäude mit Handelsflä­chen entsteht, wäre es der perfekte Brückensch­lag in Richtung Carlstadt.“Entspreche­nd hält er es für wahrschein­lich, dass ein möglicher Käufer das Gebäude nicht im bisherigen Zustand belassen, sondern über eine Neuentwick­lung zusätzlich­es Potenzial heben würde.

An den beiden Enden der westlichen Kö hat es zuletzt ebenfalls spannende Veränderun­gen gegeben. So hat im Süden das Unternehme­n Momeni das von der Telekom genutzte Bürohaus Graf-adolf-platz 14 (Ecke Königsalle­e) gekauft. Im Norden der Kö könnte die Entscheidu­ng über einen Neubau der Oper einen entscheide­nden Impuls setzen – allerdings ist hier offen, welche Folgen auf die Investitio­nen es haben wird, dass der städtische Haushalt durch die Corona-krise schwer gebeutelt ist.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Commerzban­k-bereichsvo­rstand Mario Peric vor dem Gebäude an der Breite Straße, das künftig der zentrale Standort in Düsseldorf sein wird.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Commerzban­k-bereichsvo­rstand Mario Peric vor dem Gebäude an der Breite Straße, das künftig der zentrale Standort in Düsseldorf sein wird.

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