Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Commerzbank verlässt die Kö komplett
Das Geldinstitut nutzt künftig nur noch das traditionsreiche Gebäude an der Breite Straße sowie neue Büros im Linksrheinischen.
STADTMITTE Die Commerzbank verlässt ihre Düsseldorfer Zentrale an der Königsallee zum Jahresende komplett. Anders als bisher geplant, wird es auch keine Rückkehr an die Edelmeile in Form einer neuen Flagship-filiale geben – stattdessen entsteht diese im nahen Commerzbank-gebäude an der Breite Straße, das aufwendig saniert werden soll. Beschäftigte mit Kundenkontakt haben dort künftig auch ihre Büros. „Man könnte sagen, dass wir nach Hause kommen“, sagt Bereichsvorstand Mario Peric. Von 1958 bis 1990 war an der Breite Straße auch der juristische Sitz der Commerzbank AG: „Wir können diese Tradition nicht ignorieren.“Weitere Düsseldorfer Mitarbeiter der Bank ziehen in neu angemietete Flächen Am Seestern 1. Mit dem Wegzug des Instituts von der Kö wird gleichzeitig eine der Top-adressen der Stadtmitte frei, die Begehrlichkeiten bei potenziellen Käufern und Entwicklern wecken dürfte.
Die Königsallee 37 war von 1952 bis zur Fusion mit der Commerzbank 2008 Sitz der Dresdner Bank in Düsseldorf. Dort stehen 34.500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung – mehr, als die Commerzbank braucht. Peric ist bei seiner Entscheidung aber bewusst, dass eine Adresse an der Kö auch Prestige bedeutet. „Ich verstehe den Zauber der Straße und genieße auch meinen Ausblick hier“, sagt er. Aber auch die Breite Straße, zu Fuß gerade einmal zwei Minuten vom Kö-standort entfernt, liegt im zentralen Banken- und Büroviertel der Stadt, dem so genannten Central Business District: „Es ist wirtschaftlich nicht mehr zu vertreten, gleich zwei solche Prachtobjekte vis-à-vis zu haben.“Ökonomisch sprach zudem vieles für das Gebäude an der Breite Straße, das die Banker liebevoll „Monetentempel“nennen. Denn an der Kö hätte man auf jeden Fall mehr investieren müssen, um alles auf einen modernen Stand zu bringen; vor allem in eine zeitgemäße Klimatechnik.
Stattdessen wird nun das Gebäude an der Breite Straße modernisiert, ein hoher einstelliger Millionenbetrag soll investiert werden. Unter anderem entstehen neue Schließfächer, um diejenigen zu ersetzen, die an der Kö wegfallen. In der großen alten Schalterhalle des Traditionsbaus an der Breite Straße wird dann später auch die erste Flagship-filiale der Bank eröffnen, die sich unter anderem durch eine moderne Kunden-lounge und nah an die Mitarbeiter gerückte Automaten auszeichnen soll. Etwa 400 Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen künftig an dieser Adresse arbeiten.
Weitere rund 900 Angestellte der Bank werden in den neu angemieteten Flächen Am Seestern 1 im Linksrheinischen tätig sein, rund 15.000 Quadratmeter kann das Unternehmen dort nutzen. „Es sind qualitativ gute Flächen, die gerade noch nach unseren Bedürfnissen modernisiert werden“, sagt Mario Peric. Auch der Betriebsrat sei bei der Planung dieses Umzugs einbezogen gewesen.
Immobilienexperten und Entwickler blicken unterdessen gespannt darauf, was mit der Kö-immobilie passieren wird – ob sie etwa weiter vermietet oder verkauft wird. Eigentümer des Gebäudes ist die DFH Deutsche Fonds Holding, die sich auf Anfrage bedeckt hält. Ein Sprecher erklärte, man werde die Gesellschafter dazu befragen, welches weitere Vorgehen sie wünschen. Nach Informationen unserer Redaktion bevorzugt die Fonds-geschäftsführung aktuell einen Verkauf und will ein entsprechendes Bieterverfahren in die Wege leiten.
„Das Gebäude ist einer der wichtigen Punkte für die weitere Entwicklung der westlichen Königsallee“, sagt Immobilienkenner Marcel Abel von JLL. „Wenn dort beispielsweise ein Gebäude mit Handelsflächen entsteht, wäre es der perfekte Brückenschlag in Richtung Carlstadt.“Entsprechend hält er es für wahrscheinlich, dass ein möglicher Käufer das Gebäude nicht im bisherigen Zustand belassen, sondern über eine Neuentwicklung zusätzliches Potenzial heben würde.
An den beiden Enden der westlichen Kö hat es zuletzt ebenfalls spannende Veränderungen gegeben. So hat im Süden das Unternehmen Momeni das von der Telekom genutzte Bürohaus Graf-adolf-platz 14 (Ecke Königsallee) gekauft. Im Norden der Kö könnte die Entscheidung über einen Neubau der Oper einen entscheidenden Impuls setzen – allerdings ist hier offen, welche Folgen auf die Investitionen es haben wird, dass der städtische Haushalt durch die Corona-krise schwer gebeutelt ist.