Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Begehbare Brücke über dem „39er Denkmal“
Das umstrittene Monument am Reeser Platz erhält ein „Gegendenkmal“. Die Jury entscheidet sich für den Entwurf von Ultrastudio.
GOLZHEIM Eine schier unendliche Geschichte scheint nun doch ein gutes Ende zu nehmen. Das „39er Denkmal“auf dem Reeser Platz ist eindeutig kriegsverherrlichend, daran besteht kein Zweifel. Aber wie damit umgehen? Zumal es immer wieder Ärger mit Gedenkveranstaltungen an dem denkmalgeschützten Monument gab. Abreißen kam aber dennoch im Nachkriegs-düsseldorf irgendwie nie in Frage, obwohl der Stadtrat genau das 1946 beschlossen hatte. Der längst verstorbene Linken-politiker Frank Werkmeister brachte dann eines Tages die Idee eines „Gegendenkmals“ins Spiel – und stieß damit 2015 nicht nur in der Bezirksvertretung 1, der er angehörte, ausnahmslos auf offene Ohren.
So etwas funktioniert natürlich nicht von heute auf morgen. Drei Jahre später wurde ein Werkstatt-tag mit Bürgern, Politikern, Experten initiiert. Auf Empfehlung der federführenden Kunstkommission wurde dann im Vorjahr ein zweitstufiger Ideenwettbewerb ohne Realisierungsverpflichtung beschlossen. Von 67 eingereichten Entwürfen schafften es acht in die Endauswahl. Und in diesem Jahr, am 20. Mai, kam die Jury der Kunstkommission zu einer Entscheidung. Der erste Preis geht an die Arbeit„those who have crossed“vom Kölner Ultrastudio in Kooperation mit O&O Baukunst (ebenfalls Köln) sowie FSWLA Landschaftsarchitektur aus Düsseldorf. Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro. Die Lösung (Realisie
VISUALISIERUNG: GABRIELE HORNDASCH
VISUALISIERUNG: HEINKE HABERLAND
VISUALISIERUNG: ULTRASTUDIO rungskosten: 812.513 Euro) zeigt eine Art begehbare, 50 Meter lange Brückenkonstruktion, die über das Denkmal gelegt wird. Eine Idee, die auch Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner ziemlich begeistert hat: „Durch die begehbare Brücke verliert das Denkmal an Macht. Der Mensch fühlt sich nicht mehr klein und vom Kriegsgeschehen überwältigt, sondern kann kritisch von oben drauf blicken. Die Blickbeziehung geht ins Grüne und in den Himmel – auch das ist ein positives Kontra zur Gruft.“Wobei Jurymitglied Annette Klinke, zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, ungern den Begriff „Gegendenkmal“benutzt: „Wir sprechen lieber von einer künstlerischen Kommentierung.“Drei Künstler, ein Architekt und ein Historiker haben für das Projekt zusammengearbeitet. Die Folgekosten über zehn Jahre werden vom Preisträger mit 98.000 Euro angegeben.
Drei weitere Entwürfe erhielten einen Preis: „Der neue Reeser Platz“der Düsseldorferin Gabriele Horndasch (mit Bierbaum/aichele Landschaftsarchitekten); „Labyrinth“von Heinke Haberland aus Düsseldorf (mit Haberland Architekten aus Berlin) sowie „Kritische Masse“von Missing Icons aus Hamburg. Alle ausgezeichneten Arbeiten sind ab Dienstag für 14 Tage im Stadtmuseum ausgestellt. In einer Sondersitzung vor Ort billigten die Vertreter der Bezirksvertretung 1 jetzt das Urteil der Jury und empfahlen dem Rat (tagt am 18. Juni), das Votum der Kunstkommission unter Leitung von Thomas Alvermann auch so umzusetzen.