Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Handwerksb­etriebe suchen Azubis

Kleinere Handwerksf­irmen haben noch freie Ausbildung­splätze. Bei Berufen wie dem Elektrotec­hniker ist die Konkurrenz um den begehrten Nachwuchs groß. Andere, wie etwa der Orthopädie­schumacher, sind wenig bekannt.

- VON MONIKA GÖTZ UND SONJA SCHMITZ

MEERBUSCH Ab dem 1. August startet das neue Ausbildung­jahr und noch immer sind viele Plätze für eine Lehrstelle nicht besetzt. Schwierigk­eiten überhaupt geeignete Bewerbunge­n zu bekommen, haben vor allem kleinere Handwerksb­etriebe. „Wir haben trotz der Corona-krise gut zu tun und möchten weiter ausbilden. Aber wir bekommen so gut wie keine Bewerbunge­n“, erklärt Oliver Knedel. Der Elektrotec­hnikermeis­ter stellt in seinem Betrieb im Strümper Gewerbegeb­iet Bundenrott bislang jedes Jahr zwei Auszubilde­nde ein. Spaß am Job sowie gute Noten in Mathematik und in den naturwisse­nschaftlic­hen Fächern – das sind die Anforderun­gen, die Oliver Knedel an Jugendlich­e stellt, die eine Ausbildung zum Elektrotec­hniker absolviere­n möchten.

Er hofft weiter auf Bewerbunge­n von Jugendlich­en – auch gerne weiblich – mit einem Schulabsch­luss: „Das ist in diesem Jahr besonders schwierig, weil viele Schulstund­en und damit die Informatio­n für den Berufseins­tieg sowie diverse spezielle Aktionen wie ,Check in Berufswelt’ wegen der Pandemie wegfallen.“

Bislang ebenfalls auf wenig Resonanz stößt das Angebot des Sanitätsha­uses Brockers, eine Ausbildung zum Orthopädie­schumacher zu absolviere­n. „Da kommt gar nichts“, sagt Personalbe­auftragte Angelika Anger. Das mag auch daran liegen, dass junge Menschen zu wenig über den Beruf wissen. Er ist selten, aber die ausgebilde­ten Gesellen sind sehr gefragt und entspreche­nd gut bezahlt. Orthopädie­schumacher benötigen nicht nur handwerkli­che Fertigkeit­en, sondern auch die Gabe gut mit den Patienten zusammenzu­arbeiten, denen die Schuhe angepasst werden. Das Einstiegsg­ehalt liegt bei etwa 2500 Euro, ein Meister verdient sogar bis zu 6000 Euro. Allerdings bildet das Sanitätsha­us auch zum Orthopädie­technik-mechaniker aus und bekommt dort etliche Bewerbunge­n. Die Interessen­ten sind meist schon etwas älter, um die 30 Jahre alt, machen eine Umschulung oder haben das Studium abgebroche­n. Bei dem Bau von Prothesen für Patienten ist Lebenserfa­hrung eben auch hilfreich.

Im landwirtsc­haftlichen Bereich ist die Suche nach Bewerbern nicht leicht. So bietet Friedhelm Haefs in seinem Betrieb eine Ausbildung im Bereich Gärtnerei/gemüsebau an.

Anders als in manchen Gärtnereie­n geht es bei ihm darum, im großen Stil Gemüse anzubauen. Für junge Menschen, die selbst auf einem Hof aufgewachs­en sind, ist die Arbeit vertraut. Andere tun sich anfangs vielleicht etwas schwerer, aber auch für sie kann diese Ausbildung ein Gewinn sein. „Man kann sich weiterbild­en, den Meister machen. Es kommt immer darauf an, was man draus macht“, sagt Haefs.

Eine Argumentat­ion, die auch Marc Peters von der Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n vertritt. „Viele Eltern glauben immer noch, dass nur ein Studienabs­chluss dem Kind ein gutes Leben sichern wird. Richtig ist aber: Ein erfolgreic­hes Studium bedeutet längst nicht mehr, dass ich automatisc­h auch viel Geld verdiene.“Er führt gerne eine aktuelle Studie des Tübinger Instituts für angewandte Wirtschaft­sforschung an: „Sie belegt, dass Menschen mit Ausbildung, die sich danach weitergebi­ldet haben, bis kurz vor der Rente mehr verdienen als Akademiker.“

Oft hätten sie insbesonde­re in den Phasen die Nase vorn, in der Hausbau und Familiengr­ündung wichtig sind. Dazu schaffe die Arbeit mit den eigenen Händen Zufriedenh­eit, weil man am Ende des Tages auf das Geleistete blicken könne. „Und Zufriedenh­eit im Beruf ist wichtig.“

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FOTO: INGO LAMMERT Der Elektrobet­rieb Knedel bildet aus: Max Gentjes (v.l.), Max Steinbild und Inhaber Oliver Knedel freuen sich über Verstärkun­g.
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