Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Zweiertische für die Zuschauer
Das RLT hat das Foyer für die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln hergerichtet. Dort hat nach der wochenlangen Schließung am Samstag die erste Produktion „In deinen Schuhen stehen“Premiere.
NEUSS Draußen ist ein Fensterputzer bei der Arbeit. Mit Mundschutz natürlich. Genauso wie drinnen die schwarz gekleideten Menschen ihn tragen. Sie kleben gelbe Streifen auf den Boden und geben damit den Zuschauern nicht nur den Weg vor, sondern teilen ihm auch die Lauffläche zu. „Wir probieren aus“, sagt dazu die Rlt-intendantin Caroline Stolz, die froh ist, dass das Foyer des Theaters groß genug ist, um es als Spielort zu nutzen und gleichzeitig die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. „Wir haben dem Ordnungsamt unser Konzept übermittelt, und es wurde sofort genehmigt“, sagt sie.
Gleichwohl ist die erste Foyer-produktion„in deinen Schuhen stehen“auch ein Experimentierfeld für jene Stücke, die am 13. und am 19. Juni im Schauspielhaus Premiere haben (ein Liederabend und das Schauspiel „Glückliche Tage“). Zum Beispiel, was den Verkauf von Getränken betrifft. Zum Auftakt im Foyer bleibt die Theke nämlich zu, die Zuschauer müssen die rund 90 Minuten-aufführung ohne Pause und Getränke durchstehen.„wir wissen noch nicht, ob es so bleibt“, sagt Stolz.
Fest steht dagegen die Anzahl der Foyergäste: 50 dürfen es sein, jeder muss sich vorher telefonisch anmelden. An Zweiertischen werden sie sitzen, dann dürfen auch die Masken abgenommen werden, die jeder zunächst beim Betreten des Theaters aufsetzen muss.
Schauspielerin Laila Richter hat den Abend konzeptioniert und sich dafür einen Berufsmusiker an die Seite geholt: ihren Vater Bo Heart, der vor vielen Jahren schon mit Klaus Lage in der Rlt-reihe „Festival der Sterne“gastierte. „Das war noch in der Drususallee“, sagt sie und erzählt, dass ihr und ihrem Vater allein durch diese (von ihm vergessene) Tatsache bewusst geworden sei, wie sich „ein Kreis schließt“.
Ausgangspunkt für die Geschichte von „In deinen Schuhen stehen“ sei die eigene Familiengeschichte gewesen, sagt sie. Fragen etwa, die durch die Beschäftigung mit den Eltern von Lailas Vater und Mutter aufgekommen seien: „Wir wussten aber, dass es theatral schwierig sein würde.“Und doch passte das Thema zum Spielzeitmotto „Was ist Familie?“, so dass der Abend Bestand hatte. Geplant war er allerdings für die Diva, das Theatercafé. Das Foyer ist viel größer und schon deswegen für Laila Richter eine Herausforderung. Außerdem ist es ihre erste Eigenproduktion überhaupt: „Das Lampenfieber ist auf jeden Fall größer als sonst“, sagt sie lachend über dieses ganz „besondere Heimspiel“.
100 Songs hatten die beiden anfangs auf ihrer Liste, übrig geblieben sind um die zwölf, die mal selbst getextet und komponiert wurden, mal aus dem Amerikanischen oder Englischen stammen, aber von ihr und Bo Heart neu übersetzt wurden. Rund vier Wochen haben Vater und Tochter geprobt: „Es hat gut funktioniert und war fast konfliktfrei.“Das hatte sie nicht unbedingt erwartet – aber nun gelernt.