Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wasserstoff – Energieträger der Zukunft?
Die Energiegewinnung aus Wasserstoff steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen. Das Potenzial für Wirtschaft, Gesellschaft und damit auch Wasserstoff-aktien ist jedoch groß.
Schon seit vielen Monaten steht die nationale Wasserstoffstrategie auf der Agenda der Bundesregierung. Für vergangenen Mittwoch war nun der Kabinettsbeschluss geplant. Mit Verabschiedung würde laut Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in der deutschen Wirtschafts- und Klimaschutzgeschichte ein neues Kapital aufgeschlagen. Langfristig könnten die Abhängigkeit von Gas und Öl überwunden, die Stahl- und Chemieindustrie sauber gemacht sowie Lastwagen und Schiffe mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Auch zur Wärmeversorgung sei die Wasserstoffnutzung denkbar, so die Ministerin.
Ein Großteil der Wasserstofferzeugung werde aus wirtschaftlichen Gründen im Ausland stattfinden, die Maschinen und Anlagen, die dafür notwendig seien, sollen aber in Deutschland produziert werden. Dabei setzt Karliczek auf eine nachhaltige, also Co2-freie Produktion von sogenanntem „grünen Wasserstoff“aus Wind- und Sonnenenergie und einer möglichst kurzen Nutzung von Erdgas.
Bis dahin ist es zwar noch ein langer Weg, unbestritten ist aber die hohe Bedeutung, die dem sauberen und vielseitig einsetzbaren Energieträger mittel- bis langfristig zukommen könnte. Ein wesentlicher Treiber sind dabei die stark sinkenden Kosten für Wasserstofflösungen, die sich in den kommenden zehn Jahren laut einer Studie des Hydrogen Councils, einem Konsortium von 18 Unternehmen aus verschiedenen Industrien, um bis zu 50 Prozent reduzieren sollen.
Nimmt der Trend zum Wasserstoff, für dessen Umwandlung in Energie Brennstoffzellen benötigt werden, tatsächlich an Fahrt auf, dürften hiervon auch „Wasserstoff-aktien“profitieren. Viele von ihnen haben sich vom Corona-einbruch bereits deutlich erholt. Hierzu zählen etwa der kanadische Brennstoffzellenhersteller Ballard Power Systems, die schwedische PowerCell (Ausgründung von Volvo) oder auch die norwegische Nel ASA, die Lösungen für die Herstellung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien anbietet. Weder lässt sich hieraus allerdings die zukünftige Branchenentwicklung ableiten, noch ist es eine Garantie dafür, dass die genannten Unternehmen auch tatsächlich zu den langfristigen
Nimmt der Trend zum Wasserstoff an Fahrt auf, dürften hiervon auch Wasserstoff-aktien profitieren
Gewinnern der erhofften Entwicklung gehören werden.
Statt aktives Stockpicking zu betreiben, dürfte es für Anleger, die im Wasserstoffbereich einen lukrativen Zukunftsmarkt sehen, deshalb sinnvoller sein, auf ein Portfolio aus mehreren dieser Titel zu setzen. Möglich ist dies beispielsweise über Partizipationszertifikate, wie sie von verschiedenen Anbietern auf entsprechende Aktienkörbe seit einigen Wochen angeboten werden.
Zu nennen ist hier unter anderem das Open End Indexzertifikat der Unicredit mit der Wertepapierkennnummer HVB4H2, das sich auf den Global Hydrogen Index bezieht. Der von der ICF Bank berechnete Index spiegelt die durchschnittliche kumulierte Kursentwicklung von bis zu 20 Unternehmen (aktuell 17) wider, die im Bereich der Entwicklung und Produktion von grünem Wasserstoff, Wasserstoffantrieben und Brennstoffzellen engagiert sind. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in den Index muss die Aktie eine Marktkapitalisierung von mindestens 100 Millionen Euro aufweisen, das tägliche Handelsvolumen muss im Schnitt bei über 100.000 Euro liegen.
Vontobel setzt mit seinem Partizipationszertifikat ( WKN VP2HYD) dagegen auf den Solactive Hydrogen Top Selection Index, der insgesamt 15 Werte aus Industrieländern umfasst, die im Bereich Wasserstoff aktiv sind. Um in den Index aufgenommen zu werden, ist hier ein Börsenwert von mindestens 750 Millionen Us-dollar erforderlich.
Trotz dieses Unterschieds weisen die beiden Marktbarometer eine verhältnismäßig hohe Deckungsgleichheit auf. So sind derzeit neun Unternehmen in beiden Aktienkörben enthalten. Auch die jährlichen Verwaltungsgebühren bewegen sich mit 1,2 Prozent ( Vontobel) bzw. 1,3 Prozent (Unicredit) in vergleichbarem Rahmen. Als Net Return Indizes kommen anfallende Dividenden jeweils den Zertifikatbesitzern zugute.