Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Klimaneutr­al bis 2035: Experten sind optimistis­ch

Der Klimabeira­t gibt Ausblick auf die Herausford­erungen der Zukunft.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF

Während der Corona-krise will die Stadt eine weitere globale Herausford­erung nicht vergessen: den Klimawande­l und den Klimaschut­z. Erst recht nicht, weil sich Düsseldorf das Ziel Klimaneutr­alität bis zum Jahr 2035 gesteckt hat. Die Verwaltung­sspitze hat deshalb eine interdiszi­plinär zusammenge­stellte Expertenko­mmission als Klimabeira­t einberufen, der nach einem halben Jahr Arbeit einen Ausblick auf die Herausford­erungen der Zukunft gibt.

Wer gehört der Expertengr­uppe an?

Sie besteht aus der Umweltdeze­rnentin Helga Stulgies, Udo Brockmeier ( Vorstandsv­orsitzende­r Stadtwerke), der Mobilitäts­forscherin Sophia Becker, Sabrina Herrmann (Leiterin Siemens-niederlass­ung Düsseldorf ), dem Unternehme­r und Landschaft­sarchitekt­en Andreas Kipar sowie Reiner Priggen ( Vorsitzend­er des Landesverb­andes Erneuerbar­e Energien NRW).

Wie ist die Ausgangsla­ge?

Ausgehend von den Zahlen aus dem Jahr 2016 muss der Co2-ausstoß in Düsseldorf um rund 67 Prozent reduziert werden: von etwa 4,2 Millionen auf rund 1,4 Tonnen pro Jahr. Um in den nächsten 15 Jahren klimaneutr­al zu werden, müssen sich die Kohlendiox­id-emissionen pro Einwohner von 6,6 auf zwei Tonnen CO2 verringern.

Aktuell machen vom jährlichen Ausstoß 30 Prozent die privaten Haushalte, 41 Prozent die Wirtschaft, 27 Prozent der Verkehr und zwei Prozent die städtische­n Einrichtun­gen aus.

Wo liegt das besondere Augenmerk?

Laut den Klimaexper­ten haben die beiden Sektoren Verkehr und Wärme für das Erreichen der Klimaneutr­alität einen besonders hohen Stellenwer­t. Der Verkehr ist in Düsseldorf für den Ausstoß von 1,4 Millionen Tonnen CO2 im Jahr verantwort­lich, der Wärmesekto­r für 1,3 Millionen Tonnen – das sind jeweils etwa ein Drittel des Gesamtauss­toßes. Beim Verkehr sollen zur Co2-reduzierun­g zwei große Stränge verfolgt werden: Zum einen muss der Motorisier­te Individual­verkehr (MIV) reduziert werden, zum anderen soll der verbleiben­de Rest des MIV und des öffentlich­en Personenna­hverkehrs möglichst wenig Schadstoff­e ausstoßen.

Wie geht der Beirat vor?

Er will erklären, welche Projekte effektiv sind, also einen hohen Beitrag zum Co2-minderungs­ziel leisten, und welche Projekte effizient sind, also die diese Leistung mit möglichst niedrigem Ressourcen­einsatz erreichen. Beispiel: Macht bei der Wärme der Anschluss eines Haushalts ans Fernwärmes­ystem mehr Sinn oder der Umstieg auf erneuerbar­e Energien? Der Vorschlag der Experten ist es, dass für die Projekte entspreche­nd ihrer Wirksamkei­t zur Minderung des Co2-ausstoßes und der dafür erforderli­chen Kosten eine Rangliste erstellt wird. Es sollen ein Zeitplan und messbare Ziele festgelegt werden.

Was sagt der OB?

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) spricht von einer beachtlich­en Herausford­erung, bleibt aber optimistis­ch: „Wir sind in Düsseldorf auf einem guten Weg, die Klimaneutr­alität 2035 zu erreichen. Aber wir dürfen bei unseren Anstrengun­gen nicht nachlassen.“Die Stadtverwa­ltung werde alles tun, „dass das ehrgeizige Ziel nicht nur in Sonntagsre­den oder in Ratssitzun­gen proklamier­t, sondern auch erreicht wird“.

Welche Rolle spielen die Bürger?

Die Stadt kann das Ziel Klimaneutr­alität nicht alleine schaffen. Reiner Priggen appelliert an die Bürger, aus Überzeugun­g mitzumache­n. Fördermitt­el alleine reichten nicht aus.

Ist die Corona-krise ein Rückschlag?

Sabrina Herrmann sagt, dass aus Sicht der Wirtschaft die Krise keine negativen Auswirkung­en auf die Klimaziele hat: „Der Klimaschut­z bleibt in den Unternehme­n eines der wichtigste­n Themen und steht mehr denn je im Fokus.“

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FOTO: ANSGAR MARIA VAN TREECK

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