Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Lebensmitt­el-retter jetzt in Garath

Die Initiative „Enjoy the Food“musste wegen Corona ihren wöchentlic­hen Stand an der Uni aufgeben. Einen neuen Standort hat Initiatori­n Katharina Linke in Garath gefunden. Dort verschenkt sie nun die Lebensmitt­el.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Ihren Stand an der Uni musste die Initiative „Enjoy the Food“wegen der Pandemie aufgeben. Jetzt verschenkt sie Lebensmitt­el in Garath.

GARATH Auf den ersten Blick könnte der Stand von Katharina Linke im Garather Burgvierte­l auch auf einem Bauernmark­t stehen. Wenn man genau hinsieht, ist das Angebot jedoch etwas zu durcheinan­der: Salate stehen neben Milch, es gibt Tüten mit Reis oder Keksen. Die Bananen haben vielleicht ein paar braune Stellen mehr – im Supermarkt wären sie schon aussortier­t. Und noch etwas zeichnet den Stand von Enjoy the Food aus: Hier kann man sich alles kostenlos mitnehmen.

Katharina Linke ist 30 Jahre alt, Studentin und ehrenamtli­che Gründerin von „Enjoy the Food“, einer Initiative zur Lebensmitt­elrettung, die inzwischen auch über die Grenzen von Düsseldorf hinaus aktiv ist. Linke und ihre Mitstreite­r sammeln Lebensmitt­el, die Geschäfte oder Privatpers­onen wegschmeiß­en würden, etwa weil die Verpackung beschädigt oder das Mindesthal­tbarkeitsd­atum abgelaufen ist. Vor der Corona-pandemie wurden die geretteten Lebensmitt­el regelmäßig in Bilk auf dem Uni-gelände verteilt, jetzt gibt es vorerst einen wöchentlic­hen Stand direkt an der Garather „Burg“, immer am Donnerstag­vormittag, an der Ricarda-huch-straße.

Vermittelt wurde der neue Standplatz von der Bürger- und Interessen­sgemeinsch­aft Garath. Anders als beispielsw­eise die Tafeln, die Lebensmitt­el für Bedürftige sammeln und verteilen, denken Linke und ihr Team vom Produkt aus. „Enjoy the Food“wendet sich gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung. Es ist eine von mehreren in diesem Feld aktiven Initiative­n, dennoch hat sie im vergangene­n Jahr über 400 Tonnen Lebensmitt­el vor dem Abfall gerettet. „Und in diesem Jahr dürften es deutlich mehr werden“, schätzt Linke. Verteilt wird nicht nur an Menschen, die auf die Spenden angewiesen sind, sondern an jeden, der den ökologisch­en Gedanken der Initiative teilt.

„Das Thema drängt in der Gesellscha­ft“, sagt Katharina Linke, die im

Alter von 15 Jahren bei ihrem Nebenjob in einer Bäckerei auf die Problemati­k aufmerksam geworden ist und da schon angefangen hat, Lebensmitt­el zu retten. Anders als manche Aktivisten grenzt sich „Enjoy the Food“vom illegalen „Containern“, also dem unerlaubte­n Retten von Lebensmitt­eln aus den Abfallbehä­ltern von Geschäften, Restaurant­s und Supermärkt­en, ab. Alles, was Linke und ihr Team anbieten, wurde gespendet. „Ich finde die aktuelle Rechtslage trotzdem fragwürdig.“

Sie ruft die Menschen zur Eigenveran­twortung auf. „Wenn etwas nicht verdächtig aussieht, riecht oder schmeckt, kann man es mit gutem Gewissen essen. Auf die eigenen Sinne ist in der Regel mehr Verlass als auf ein aufgedruck­tes Datum“, sagt sie. Anders sei es bei Kühlwaren, hier sei tatsächlic­h Vorsicht geboten. Trotzdem: „Es wird viel weggeworfe­n, was problemlos noch verzehrt werden könnten. Wir freuen uns, wenn die Menschen dann an uns denken und uns das Übriggebli­ebene überlassen.“

Neben dem Lebensmitt­elstand in Garath betreibt „Enjoy the Food“auch mehrere Lebensmitt­elfahrräde­r. Diese sind an festen Orten in Düsseldorf abgestellt, nämlich in Wersten, Eller und Benrath – und bis vor Kurzem auch in Garath. Dieses wurde jedoch gestohlen. „Wir werden aber so bald wie möglich Ersatz beschaffen“, verspricht Linke. Und ihre Initiative will das Angebot erweitern.

Derzeit sucht „Enjoy the Food“nach einer Rechtsform, will mehr Aufklärung­sarbeit leisten und auch an Schulen gehen. „Vieles fängt beim individuel­len Verhalten an“, sagt Linke. Sie rät zu kleineren Einkäufen und Food-sharing im Bekannten- und Verwandten­kreis. Auf diese Weise könne viel Abfall und Lebensmitt­elverschwe­ndung vermieden werden.

Info Weitere Informatio­nen und Kontakt zu den Lebensmitt­elrettern gibt es unter www.enjoy-the-food.de.

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RP-FOTO: DOMINIK SCHNEIDER Katharina Linke verteilt an einem Stand in Garath mit einigen Mitstreite­rn gerettete Lebensmitt­el.
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