Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Nationalhymne ohne Mund-nasen-maske gesungen
Auch in einem Restaurant soll es am Rande des Afd-bundesparteitags in Kalkar am ersten Abend „problematisch“zugegangen sein.
KALKAR Wird sich der Afd-parteitag in zwei Wochen doch noch als Spreader-event herausstellen? Diese Frage beschäftigt Beobachter der letzten Szenen vom Sonntagabend, als zahlreiche Teilnehmer zum Singen der Nationalhymne die Masken abnahmen. Dabei wird insbesondere das Singen für zahlreiche Infektionen verantwortlich gemacht, weil der Ausstoß der Aerosole deutlich weiter reicht. Auch am Rande des
Parteitages soll es – anders als im Tagungssaal – bedenklich zugegangen sein. So berichtet die neugewählte Beisitzerin im Afd-bundesvorstand, Joana Cotar, dass am Samstagabend die Delegierten „ohne Abstand“im Restaurant gesessen hätten. Der Geschäftsführer des Wunderlands Kalkar, Han Groot Obbink, räumte ein, dass es am ersten Abend im Restaurant „etwas problematisch“zugegangen sei. Am zweiten Tag habe es besser funktioniert.
Andreas Stechling, für Ordnungsangelegenheiten der Stadt Kalkar zuständig, betonte, den Hygienebeauftragten der AFD genau erklärt zu haben, worauf zu achten sei. „Aber wir konnten nicht den ganzen Abend und die Nacht über noch beim Essen und Trinken aufpassen“, sagte er. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes und die Hygienebeauftragten der AFD registrierten rund 50 Atteste für eine Maskenbefreiung und monierten auch ungeeignete Masken aus Netzstoff. Die nachdrücklichen Appelle von Stadt und Parteiführung an die Delegierten zum Tragen des Mund-nasen-schutzes zeigten offenbar Wirkung. Zuvor war bei permanenter Missachtung der gerichtlich bestätigten Maskenpflicht auch mit einem Abbruch des Parteitages gedroht worden. Bei ihrem Schlusswort standen die Co-vorsitzenden Tino Chrupalla und Jörg Meuthen jedoch ohne Mund-nasen-schutz nebeneinander beim Rednerpult, beim Schlusslied waren mehrere Vorstandsmitglieder singend auf der Bühne ohne Maske zu sehen. Ein Parteisprecher versicherte auf Anfrage, dass die Restaurants „gut gelüftet“gewesen und alle Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten worden seien. Auch beim Singen der Nationalhymne habe es „ausreichende Sicherheitsabstände gegeben“.
Der mit einem Krankenwagen am Sonntag abtransportierte AFD-EHrenvorsitzende Alexander Gauland habe sich nach Angaben eines Fraktionssprechers zu einer ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus begeben müssen. Ihm sei ein Äderchen geplatzt, das habe verödet werden müssen. Inzwischen habe Gauland jedoch „keine Beschwerden mehr“.
Derweil meldete Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz Bedenken gegen eine weitere geplante Afd-veranstaltung im Wunderland an. Groot Obbink bestätigte, dass die Partei ihren Parteitag zur Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl im Februar in Kalkar abhalten will. Wunderland-eigentümer Hennie von der Most sei nicht abgeneigt. Schulz befürchtet eine Rufschädigung: „Wenn das jetzt eine Dauer-sache werden soll, dass wir die AFD hier zu Gast haben, bin ich damit nicht einverstanden.“