Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Vorstand und Team stehen zu Rösler
Das 0:5 in Bochum hat bei allen Fortunen Spuren hinterlassen. Am Dienstag gab es mehrere Gesprächsrunden. Das Ergebnis: Uwe Rösler genießt weiter das volle Vertrauen von allen Seiten. Am Freitag geht es gegen Darmstadt.
Um 11.35 Uhr am Dienstag trottet Uwe Rösler mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze auf den Trainingsplatz neben der Stockumer Arena. Bei sieben Grad schüttet es aus Kübeln. Fortunas Trainer schaut sich zunächst in Ruhe das schon laufende Spielerersatztraining an, spricht dann länger mit Ersatzkeeper Raphael Wolf, später auch mit Assistenzcoach Thomas Kleine. Das 0:5 in Bochum am Vorabend hat bei allen Beteiligten sichtlich Spuren hinterlassen. Die erste Elf radelt zeitgleich im Warmen auf dem Ergometer aus. Zuvor hatte es schon am Morgen reichlich Gesprächsbedarf gegeben. Am Ende versichertern sich alle gegenseitige Wertschätzung.
In der Politik, heißt es, sei es das deutlichste Zeichen einer bevorstehenden Freistellung, wenn man von seinem Umfeld zu eifrig das Vertrauen ausgesprochen bekommt. So gesehen müsste sich Uwe Rösler um seine berufliche Zukunft bei Fortuna Düsseldorf arge Sorgen machen. Denn die Verantwortlichen waren sehr darum bemüht, die kritischen Töne in geordnete Bahnen zu lenken – und das Wort Krise weit von sich zu schieben.
Ein Anruf bei Klaus Allofs, Vorstand Fußball und Entwicklung. Frage an den 63-Jährigen: Genießt Rösler noch das uneingeschränkte Vertrauen bei Fortuna? Allofs: „Ja!“Was ihn zuversichtlich macht? Allofs: „Wir haben heute Morgen zusammengesessen. Das war keineswegs eine Krisensitzung. Wir haben das Spiel noch einmal ganz genau analysiert. Das hat nicht dazu geführt, dass wir den Glauben an den Trainer verloren hätten. Wir sind alle mit der Haltung nach Bochum gefahren, dort auch etwas mitnehmen zu wollen. Nach fünf Minuten war die Partie im Prinzip schon vorbei. Natürlich hat mir die Art und Weise der Niederlage am Ende sehr missfallen. So dürfen wir uns nicht präsentieren.“
Und was wäre, wenn Fortuna auch gegen Darmstadt am Freitag verlieren würde. Wäre dann immer noch Rösler der Richtige? Allofs: „Eine Niederlage gegen Darmstadt würde nicht einen Automatismus in Gang setzen. Wir bewerten alles für sich.“
Vorstandskollege Uwe Klein spricht von einem unerfreulichen Ergebnis. Man habe zwar nach dem Platzverweis zunächst ein gutes Gesicht gezeigt, nach dem 2:0 sei die Entscheidung bereits gefallen. „Die drei Tore danach dürfen so nicht passieren. Da haben wir nicht verantwortungsvoll agiert“, sagt er.
Und was sagt er zur Zukunft von Rösler? „Wir sollten jetzt nicht in Panik oder Hektik verfallen. Es geht überhaupt nicht darum, irgendwas schönzureden. Alles muss auf den Tisch. Wir haben alles intensiv miteinander aufgearbeitet. Jetzt muss es weitergehen.“Also weiter mit Rösler? Klein sagt: „Ja, es geht zu 100 Prozent mit Rösler weiter. Aber klar ist auch: Wir müssen die Fehler so schnell es geht abstellen.“
Die Mannschaft hatte sich vor der offiziellen Videoanalyse mit dem Trainerteam zunächst alleine zusammengesetzt. Hinter verschlossenen Türen soll es zu deutlichen Worten gekommen sein. Kristoffer Peterson habe sich vor allen für seinen Platzverweis entschuldigt. „Das hätte er aber gar nicht tun müssen. So eine Situation kann passieren, auch wenn es uns wehgetan hat“, erzählt Angreifer Kenan Karaman. „Wir haben in aller Deutlichkeit Fehler angesprochen. Ich denke, die Kritik ist bei jedem angekommen.“Um was es genau ging, darüber will Karaman nicht sprechen: „Das soll in der Kabine bleiben.“
Es soll nicht den einen Rädelsführer gegeben haben, eine Reihe von Spielern hätten das Wort ergriffen und einiges zur Sprache gebracht. Am Ende stand eine eindeutige Erkenntnis: „Wir stehen zu 100 Prozent zu dem Trainer, er gibt zu 100 Prozent alles, um uns optimal vorzubereiten. Wir Spieler müssen uns selbst verantwortlich fühlen. So, wie wir uns gegen Bochum gezeigt haben, geht es natürlich nicht.“