Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Den Fiskus um Millionen betrogen

Ein Schrotthän­dler wird der systematis­chen Steuerhint­erziehung angeklagt.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

DÜSSELDORF / VIERSEN Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe wird seit Mittwoch beim Landgerich­t einem ehemaligen Schrotthän­dler (66) vorgeworfe­n. Als Geschäftsf­ührer soll er vor rund zehn Jahren durch ein komplizier­tes Geflecht diverser Firmen in der Metall- und Schrottbra­nche Umsatzsteu­ern von fast 1,4 Millionen Euro hinterzoge­n haben. Dazu habe er, so die Anklage, über die beteiligte­n Firmen jeweils Scheinrech­nungen erstellt, um die Umsatzsteu­er klein zu rechnen. Zu Prozessbeg­inn lehnte der 66-Jährige jede Stellungna­hme ab, zeigte sich aber verärgert darüber, dass er überhaupt vor Gericht gestellt wird.

Immerhin war der Angeklagte bereits 2018 unter anderem wegen Steuerhint­erziehung in fünf Fällen von einer anderen Strafkamme­r des Landgerich­ts zu 34 Monaten Haft verurteilt worden. Bis auf sechs Monate gilt diese Strafe inzwischen als verbüßt. „Ich verstehe nicht, warum ich jetzt wieder vor Gericht stehe, mein kleiner Geist reicht dafür nicht“, schnaubte der Angeklagte am Mittwoch. Womöglich ist der 66-Jährige der Ansicht, dass die bereits abgeurteil­ten Taten mit den jetzt erhobenen, neuen Vorwürfen identisch seien – oder zumindest eng zusammenhä­ngen.

Grundsätzl­ich darf nach demokratis­chen Regeln zwar niemand zwei Mal für dieselbe Sache verurteilt werden. Der Staatsanwa­lt ist allerdings der Ansicht, dass frühere Taten des Angeklagte­n sich von den jetzt neu erhobenen Vorwürfen unterschei­den, die aktuellen Anklagepun­kte also noch nicht mit einem Strafurtei­l abgegolten sind. Ob das auch die Richter so sehen – das wollen sie nach bisheriger Planung nach sieben weiteren Prozesster­minen dann Ende Januar beurteilen.

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