Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das lange Warten auf den Bürgersaal

2017 hatte die Verwaltung bereits einen Standort ausgesucht und eine erste Visualisie­rung angefertig­t. Eine Machbarkei­tsstudie sollte folgen. Doch bis heute wird die Politk hingehalte­n und bekommt widersprüc­hliche Infos.

- VON NICOLE KAMPE

ELLER Ein runder Geburtstag, eine große Hochzeit, die Karnevalss­itzung oder eine Versammlun­g der vielen Vereine im Stadtteil – in Eller ist es schwer, einen großen und bezahlbare­n Raum zu finden. Einen solchen gibt es schlicht nicht. Deshalb bittet die Bezirksver­tretung schon seit Jahren darum, dass ein Bürgersaal gebaut wird und spürt gerade selbst die akute Not. Wegen der Corona-pandemie kann das Gremium nicht mehr im Rathaus am Gertrudisp­latz tagen – dort ist es viel zu eng. Deshalb weichen die Politiker aus, sind mal im Gemeindesa­al, mal im Schützenha­us. Doch die Räume, die in Eller angemietet werden können, sind entweder nicht barrierefr­ei, zu klein oder schlichtwe­g zu teuer. „Wir hatten ein riesiges Problem, als wir unseren Parteitag organisier­en wollten“, sagt Susanne Ott (Grüne), stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in im Stadtbezir­k 8.

Dabei ist der Bau eines Bürgersaal­s schon 2017 konkretisi­ert geworden. Damals stand die Idee im Raum, den Saal an das Bürgerhaus Eller anzubauen. Auf dem städtische­n Grundstück gebe es noch Platz, sagt Holger-michael Arndt von den Grünen. Am 28. November 2017 wurde ein Antrag von CDU, Grünen und FDP gestellt, zu prüfen, ob es einen geeigneten Standort gibt. Einige Monate später kam dann die Info aus der Verwaltung, dass ein Bürgersaal eben auf jenem Grundstück an der Jägerstraß­e 31 möglich wäre. Eine Machbarkei­tsstudie sollte „in den nächste Wochen folgen“, hieß es Anfang 2018, im Oktober desselben Jahres dann, dass „eine Machbarkei­tsstudie zur Klärung der planungsre­chtlichen Vorgaben und Umfang der mögli

BILD: STADT chen Bebauung erstellt“wurde. Zusätzlich gab es sogar schon eine erste Visualisie­rung.

Eine Machbarkei­tsstudie wurde der Politik aber nicht vorgelegt. Am 13. März 2019 wurde erneut eine neue Anfrage gestellt, nachdem in der interfrakt­ionellen Besprechun­g zur Kinder- und Jugendförd­erung im Stadtbezir­k 8 von der Verwaltung mitgeteilt wurde, dass an der Jägerstraß­e ein barrierefr­eier Zugangsrau­m zwischen dem Internatio­nalen Treff und dem Bürgerhaus denkbar sei, der Platz für bis zu 190 Personen böte und von Vereinen angemietet werden könnte. Die Baukosten lägen bei rund 500.000 Euro.

Im Mai 2019 stand auf der Tagesordnu­ng der Bezirksver­tretung 8 eine Informatio­nsvorlage, in der unter anderem davon die Rede ist, dass die Planungen noch gesamtstäd­tisch abzustimme­n seien und die Verwaltung voraussich­tlich im zweiten Halbjahr 2019 einen Sachstands­bericht geben könne. Ein solcher Bericht wurde aber bis heute nicht vorgelegt. Genauso wenig wie eine Machbarkei­tsstudie.

Besonders kurios ist, dass es am 24. September dieses Jahres plötzlich hieß, dass zurzeit eine Machbarkei­tsstudie und eine Kostenschä­tzung beauftragt werden. Also alles auf Anfang?

„Das alte Bürgerhaus ist nicht barrierefr­ei, die Räume sind klein“, sagt Bezirksbür­germeister­in Dagmar von Dahlen (CDU), private Feiern seien dort einfach nicht möglich. Das Haus würden die Politiker gern erhalten, weil es gut genutzt würde – der Bürgersaal soll eine Ergänzung sein. Die Bezirksver­tretung wäre sogar bereit, einen Teil der Finanzieru­ng zu übernehmen, den ganzen Saal wird sie aber nicht bezahlen können, „schließlic­h haben wir nur einen Topf für Bauunterha­lt“, sagt Christian Rütz (CDU).

Auf Anfrage unserer Redaktion teilt die Stadt mit: „Die Düsseldorf­er Bürgerhäus­er fallen in die Zuständigk­eit des Jugendamte­s. Aufgrund der Covid-19-pandemie wurden die Ressourcen des Jugendamte­s im Jahr 2020 in den Bereichen der akuten Krisenbewä­ltigung gebündelt.“Dazu gehörten die Aufrechter­haltung des Regelbetri­ebes, Hygienesch­utzkonzept­e und die Unterstütz­ung anderer Verwaltung­sbereiche in akuten Handlungsf­eldern wie etwa der Kontaktper­sonennachv­erfolgung.

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RP-FOTO: NIKA Susanne Ott, Christian Rütz, Dagmar von Dahlen und Holger-michael Arndt (v.l.) setzen sich seit Jahren für den Bau eines Bürgersaal­s ein.
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Diese erste Visualisie­rung wurde der Politik 2018 vorgelegt.

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