Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Runder Geburtstag in Holthausen

Auf 35 Quadratmet­ern und mit besonderem Konzept bietet „Naturkost Holthausen“seit 30 Jahren regionale Produkte und Biowaren. Ein Biologenpa­ar gründete 1990 den kooperativ organisier­ten Laden, der jetzt sein Jubiläum feiert.

- VON SIMONA MEIER

Auf 35 Quadratmet­ern und mit besonderem Konzept bietet Naturkost Holthausen seit 30 Jahren regionale Produkte und Biowaren.

HOLTHAUSEN Wissen, woher Lebensmitt­el kommen, das spielt für viele Menschen eine immer größere Rolle. Ein kleiner Laden in Holthausen, Typ Tante-emma-optik, bietet an der Itterstras­se genau das, auf nur 35 Quadratmet­ern Ladenfläch­e. „Unsere Einrichtun­g stammt aus einem Sauerlände­r Lebensmitt­ellädchen“, sagt der Inhaber von „Naturkost Holthausen“Thomas Rothe. Seltene Apfelsorte­n von Streuobstw­iesen, kleine Kartoffeln „Schmörkens“genannt, Brot, Käse und Eier oder Fleisch, hier herrscht Vielfalt. Regionale Produkte und persönlich­e Beratung sind das Erfolgsgeh­eimnis. Er gründete den Bioladen mit seiner Frau Astrid Guder vor 30 Jahren. „Wir studierten beide Biologie und suchten neben dem Studium nach einem Ladenlokal“, sagt er.

Anfangs arbeitete das Paar abwechseln­d im Laden und im Labor der Universitä­t. Die ersten Kunden stammten aus dem Bekanntenk­reis, so entstand auch das Konzept des Mitglieder­ladens. „Wir haben überall zwei Preise, Mitglieder bekommen den Einkaufspr­eis“, sagt Thomas Rothe. 90 Prozent des Umsatzes macht das Geschäft mit seinen Mitglieder­n. Die bilden eine Einkaufsge­meinschaft. 100 Euro geben sie dafür zum Start als zinsloses Darlehen, hinzu kommt ein monatliche­r Mitgliedsb­eitrag von 15,50 Euro. Dann kaufen die Mitglieder zum günstigere­n Mitglieder­preis ihre Waren, von denen sie genau wissen, wo sie herkommen. In den Regalen ist alles dicht gestapelt. Das Geschäft bietet ein Vollsortim­ent, jeder Winkel des Raums wird dafür genutzt.

Aber auch Wünsche erfüllt Thomas Rothe gerne. Dann ordert er für seine Kunden das Lieblingsm­üsli und stellt es ebenfalls ins Regal. Mit dem Lieferserv­ice „Moehre.com“bedient er weitere Kunden, die regelmäßig ordern. Das besondere Jubiläum feiert „Naturkost Holthausen“ohne Fest, dafür mit „Verkostung­stüten to go“für die Stammkunds­chaft. Schon vor dem Einsetzen des Biobooms baute sich der Holthausen­er Laden einen Kundenstam­m auf, der den mehrfach in der Biobranche ausgezeich­neten

Laden durch die Krise trägt und gegen anonyme Supermärkt­e bis heute bestehen lässt.

Da es mittlerwei­le viele Bioprodukt­e in verschiede­nen Läden gibt, kommen nicht mehr so viele neue Kunden hinzu. Dabei lohnt ein Besuch, in dem von außen eher unscheinba­ren Laden, denn es gibt viel zu entdecken. „Wenn wieder ein Fleischska­ndal ist, kommen die Leute an, und drei Wochen später haben sie das vergessen“, sagt Thomas Rothe. Viele messen dem Wert der Lebensmitt­el eine andere Bedeutung zu, sobald sie eigene Kinder bekommen, auch das ist seine Erfahrung.

„Uns ist wichtig, dass die Produkte aus der Umgebung von Düsseldorf kommen, soweit es sie gibt“, sagt er. Ein Lieferant fährt die Biohöfe am Niederrhei­n ab. Viele schätzen die persönlich­e und familiäre Atmosphäre. Gerade seit der Corona-pandemie ist auch das überschaub­are Umfeld den Stammkunde­n wichtig. „Auch im Biobereich gibt es ein breites Qualitätss­pektrum, wir kennen die Produzente­n“, sagt er. Die Eier kommen aus Kranenburg, es gibt persönlich­e Kontakte zu einem Imker, ein Freund hat eine Rinderherd­e. „Wir haben nicht immer Fleisch da, wenn geschlacht­et wird, legen wir einen Zettel hin, da kann man seine Bestellung eintragen“, sagt er.

Parkplätze hinter dem Haus erleichter­n vielen Besuchern den Einkauf. Auch kleine Firmen bereichern das Angebot: Oliven aus dem Mittelmeer­raum, besondere Tomatensau­cen, Öle. Schon mehrfach wurde der kleine Tante-emma-laden in der Vergangenh­eit innerhalb der Biobranche ausgezeich­net. Ein eigener Apfelsaft zählt auch zum Sortiment: „Den lassen wir selber pressen, das ist ein Projekt mit Streuobstw­iesen aus dem Bergischen Land und der Urdenbache­r Kämpe“, erklärt Thomas Rothe. Dem Team und der Einkaufsge­meinschaft ist es wichtig, dass möglichst viele Produkte unmittelba­r vom Erzeuger kommen. Deshalb sind die persönlich­en Kontakte zu Bauern, Winzern, Sennern, Fleischern, Imkern, Produzente­n und Großhändle­rn unverzicht­bar.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Thomas Rothe betreibt den Naturkostl­aden in Holthausen. Seit 30 Jahren werden dort Bio-produkte aus der Region angeboten.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Thomas Rothe betreibt den Naturkostl­aden in Holthausen. Seit 30 Jahren werden dort Bio-produkte aus der Region angeboten.

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