Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Nur der Kahlschlag erlaubt die Rettung
Die Lufthansa, das war einmal eine nationale Institution. Sie wurde groß, als das Fliegen noch eine elitäre Angelegenheit war, und sie schaffte es auch, eine Antwort auf laute Billigflieger wie Ryanair zu finden. Wer bei der Lufthansa Pilot oder Stewardess war, genoss in der Branche einen guten Ruf und hatte zudem finanziell ausgesorgt. Nun steckt die Airline in der tiefsten Krise ihrer Geschichte, und der deutsche Staat muss das Unternehmen mit Milliarden retten. Zugleich verkündet die Fluggesellschaft den Abbau von 29.000 Stellen bis Jahresende. Geht das zusammen? Ja, das muss – anders als manche Spd-politiker oder Gewerkschafter meinen – sogar zusammengehen.
Ordnungspolitisch ist es ein Sündenfall, wenn der Staat bei einem Unternehmen einsteigt, weil dieses aus eigener Kraft nicht überleben kann. Wettbewerb gehört zur Marktwirtschaft, und wer ein Geschäftsmodell hat, das nicht mehr funktioniert, muss den Laden schließen. Allein in einer außergewöhnlichen Situation wie der aktuellen Pandemie kann man einen Einstieg des Staats rechtfertigen – wenn das Unternehmen unverschuldet in die Krise geraten ist und wenn es für die Zeit nach der Krise ein tragfähiges Geschäftsmodell hat. Genau das schreibt auch die EU vor. Doch ein funktionierendes Geschäftsmodell ist bei der Lufthansa mit ihrem Stellen- und Gehaltsgefüge nicht mehr gegeben. Die Luftfahrt, das hat Lufthansa-chef Spohr selbst gesagt, wird sich durch die Pandemie nachhaltig verändern. Ob die Geschäftsreisenden nach den guten Erfahrungen mit Homeoffice und Videokonferenzen jemals wieder in alter Stärke zurückkommen, ist fraglich. Die Lufthansa muss schrumpfen, um nach der Krise wieder alleine fliegen zu können. Der Job-kahlschlag ist kein Hinderungsgrund für die Staatshilfe, er ist Voraussetzung dafür. BERICHT WIE SICH DIE LUFTHANSA SCHLANKSPART, WIRTSCHAFT