Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Samen Ilbertz ist nun ein Nussknacke­r-haus

Das markante Ladenlokal am Rathaus hat einen neuen Mieter. Jens Löwcke verkauft Souvenirs, Kuckucksuh­ren und Porzellan.

- VON NICOLE ESCH

ALTSTADT Die Idee, das Kunsthandw­erks- und Souvenirge­schäft am Marktplatz zu übernehmen, entstand aus einer Bierlaune heraus. Vor einigen Jahren fand Immobilien­makler Jens Löwcke (40), dass es Zeit wäre, sich beruflich zu verändern. Als er Heinz Gerd Steiner bei einer geselligen Zusammenku­nft traf, bot er ihm an, das Geschäft zu übernehmen, sollte er es verkaufen wollen. „Ich fand den Gedanken gut, einen schönen Laden zu haben, der vielen Menschen Freude bringt“, erinnert sich Löwcke.

„Das werde ich nie machen, sagte Steiner da allerdings noch“, erzählt der ehemalige Immobilien­makler und Fortuna-fan. Vor drei Jahren kam es dann doch zu der Übernahme. Zuvor ging der Düsseldorf­er allerdings erst mal eine Weile zu Steiner in die „Lehre“, schließlic­h wollte er alles über seine außergewöh­nlichen Waren erfahren. Jetzt verkauft der 40-Jährige nicht nur Souvenirs, sondern auch Kuckucksuh­ren aus dem Schwarzwal­d, Nussknacke­r und Räuchermän­nchen, Weihnachts-pyramiden, Schwibböge­n und auch Göbel-porzellan und Disney-produkte.

„Es ist mir wichtig, dass alles handgemach­t ist und aus Deutschlan­d kommt. Da unterschei­de ich mich von den großen Warenhäuse­rn. Mit meinen Nussknacke­rn kann man wirklich noch Nüsse knacken“, betont der gebürtige Düsseldorf­er. Gerade erst ist Löwcke in die alten Räumlichke­iten von Samen Böhmann-ilbertz gezogen.

„Die Miete in unserem alten Ladenlokal, das direkt nebenan lag, konnte ich wegen der Corona-krise einfach nicht mehr bezahlen. Im April hatte ich 98 Prozent Umsatzeinb­uße, im Mai 75 Prozent. Erst jetzt zur Weihnachts­zeit wird es etwas besser“, sagt Löwcke. Die Vermieteri­n sei nicht bereit gewesen, die Miete zu mindern, stattdesse­n sei sie sogar erhöht worden, was bei Löwcke zu Unverständ­nis führt. „Wir müssen gerade alle Federn lassen, auch die Vermieter. Die sind aber leider oft nicht dazu bereit.“

Eine befürchtet­e Schließung konnte Löwcke durch seinen Umzug und ein wenig Glück vermeiden. „Wir haben Sabine Ilbertz, Ex-venetia und Enkelin des Geschäftsg­ründers Theo Ilbertz, bei einer Veranstalt­ung der KG Regenbogen getroffen. Sie erzählte uns, dass die Samenhandl­ung schließt und das Haus umgebaut werden soll.“Die Gelegenhei­t ließ sich Löwcke nicht entgehen und erzählte Ilbertz, dass er einen Ort für einen Pop-up-store suche. Aus dem Pop-up-store wurde etwas Längerfris­tiges, und alle sind glücklich damit.

„Für die Familie war es wichtig, dass keine Kette oder ein Kiosk einzieht. Und so bleibt auch ein Stück Tradition am Marktplatz erhalten“, sagt Löwcke. Das Schild der Samenhandl­ung hängt noch am Haus, da es denkmalges­chützt ist. „Und manchmal kommen Kunden, die Vogelfutte­r oder ein Vogelhäusc­hen kaufen wollen“, sagt er.

Das Jahr war schwer für Löwcke. Das Souvenirge­schäft ging so gut wie gar nicht, denn die Touristen blieben aus. Es gibt keinen Weihnachts­markt. Die üblichen Stadtfeste haben nicht stattgefun­den. „Das ist für uns katastroph­al. Jetzt haben auch die Gaststätte­n wieder geschlosse­n, und kaum einer verirrt sich hier in die Gegend. Es gibt Tage, da könnten wir „Zu verschenke­n!“draußen dranschrei­ben, und keiner würde es lesen“, bedauert er.

Das Vorweihnac­htsgeschäf­t hat ein wenig Aufschwung gebracht, ist aber weit vom Niveau der Vorjahre entfernt. Der Unternehme­r hat seinen berufliche­n Wechsel aber nie bereut. „Es macht mir Spaß, schöne Dinge zu verkaufen, und ich glaube fest daran, dass es wieder besser wird. Und dann kommen hoffentlic­h die Düsseldorf­er wieder in die Innenstadt und kaufen lokal ein. Davon profitiere­n alle.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Jens Löwcke verkauft am Rathaus Souvenirs und Selbstgema­chtes. Jetzt zu Weihnachte­n läuft sein Geschäft wieder ein bisschen besser.

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