Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Corona kann mich nicht aufhalten“

LEBEN IM LOCKDOWN Fahrlehrer Mirko Basevic hat während der Pandemie eine neue Filiale seiner Fahrschule eröffnet.

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Eine neue Fahrschule zu eröffnen in Corona-zeiten, ist ein Risiko. Dennoch habe ich mich dazu entschloss­en, nach Hellerhof und Benrath mit einer dritten Filiale von „Die Fahrschule Düsseldorf“ab sofort auch in Hassels präsent zu sein. Schließlic­h war dies schon lange mein Ziel. Und von diesem Ziel wollte ich mich – selbst von der Corona-pandemie – nicht abhalten lassen.

Ob sich das Risiko lohnt, wird die Zukunft zeigen. Der erste Lockdown im März hat mich als selbständi­gen Junguntern­ehmer – wie die meisten anderen auch – hart und unerwartet getroffen. Sieben Wochen lang war der Betrieb komplett geschlosse­n. Kein Theorieunt­erricht. Keine Fahrstunde­n. Und dementspre­chend auch keine Einnahmen. Meine drei Mitarbeite­r gingen zwangsläuf­ig in Kurzarbeit. Um die laufenden Betriebsko­sten zu decken, musste ich sogar auf meine Ersparniss­e zurückgrei­fen. Zum Glück hatte ich – wie alle Selbständi­gen – Anspruch auf Soforthilf­e, und mit den ausgezahlt­en 9000 Euro ließ sich die eine oder andere Lücke schließen.

Die Erleichter­ung bei allen war groß, als es im Mai endlich wieder weitergehe­n durfte. Immerhin: Die Zeit des Nichtstuns habe ich damit verbracht, mich verstärkt meinem Hobby Motorradfa­hren zu widmen und gleichzeit­ig neue Fahrstreck­en zu erkunden. Das war ein bisschen wie Erholung. Aber es war zugleich eine deprimiere­nde Zeit ohne den gewohnten Kontakt zu meinen Fahrschüle­rn und mit vielen Zweifeln. Mut gemacht hat mir der Gedanke: „Wenn alles kaputtgeht, liegt es zumindest nicht an mir.“

In meiner 80 Quadratmet­er großen Fahrschule in Benrath war eine Fortsetzun­g der Theoriestu­nden – unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsre­geln – problemlos möglich. Dafür habe ich extra kleinere Tische gekauft und auf Abstand gestellt. Eine Personenbe­grenzung von sonst 35 Teilnehmer­n auf maximal 14 konnte somit eingehalte­n werden. Zudem wurden Masken angeschaff­t.

Auch in der Fahrpraxis waren Anpassunge­n notwendig. Im Auto gilt angesichts der nahen Distanz zwischen Fahrlehrer und Fahrschüle­r selbstvers­tändlich eine strikte Maskenpfli­cht. Besonders Brillenträ­ger empfinden diese notwendige Maßnahme als störend. Um das

Infektions­risiko zu minimieren gilt vor Fahrtantri­tt: Hände waschen. Lenkrad und Armaturen werden nach jeder Fahrt von den Fahrlehrer­n gründlich desinfizie­rt. Im Gegensatz zu früher legen wir zwischen den Fahrstunde­n jetzt häufiger eine Pause ein, um einfach mal wieder richtig Luft holen zu können.

Ja, Corona hat den Alltag gehörig verändert. Dem aktuellen Trend, mit Blick auf die Ansteckung­sgefahr – und zukünftig vielleicht sogar generell aus Kostengrün­den – auf Präsenzunt­erricht zu verzichten und Theoriestu­nden ausschließ­lich online abzuhalten, würde ich jedoch nur ungern folgen. Dazu sind mir der persönlich­e Kontakt und eine angenehme Atmosphäre bei der Vermittlun­g der Theorielek­tionen zu wichtig. Jeder Fahrschüle­r soll sich in den Räumen meiner Fahrschule wohlfühlen – und nur im direkten Gespräch erkenne ich, ob die Theoriever­mittlung bei allen ankommt und welche Fragen noch offen sind und geklärt werden müssen.

Protokolli­ert von Helmut Senf.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Nach dem ersten Schock hat sich Mirko Basevic mit der Situation arrangiert – und sein Geschäft sogar ausgebaut.
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