Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
So läuft das Weihnachtsgeschäft in den Vierteln
Im Loretto-viertel fehlen die Gäste in den Restaurants. In Benrath bleiben die Kunden für ihre Einkäufe verstärkt am Ort.
BENRATH/UNTERBILK/PEMPELFORT Seit 15 Jahren hat Sabine Sellier ihren Laden an der Nordstraße, „und ich hatte noch nie so viel Arbeit wie jetzt“, sagt die Inhaberin von Soulgoods. Bei Sellier gibt es Taschen und Schuhe, Handyhüllen und Kindersachen – und die Händlerin bedruckt selbst T-shirts und Pullis. Damit macht sie auch ihr Hauptgeschäft, „ich bedrucke jeden Tag auch Masken“, sagt Sellier. Sie ist eigentlich zufrieden mit dem Geschäft, aber Schlange stehen müssen ihre Kunden noch nicht vor der Tür, so wie es die letzten beiden Samstage in der Innenstadt der Fall war.
Sellier gehört zu jenen Menschen, die den Kopf nicht in den Sand stecken, auch wenn sie fest davon ausgeht, dass sie ihr Soulgoods bald wieder dichtmachen muss. „Ich hoffe, dass Herr Laschet uns bis zum 23. Dezember noch arbeiten lässt“, sagt Sabine Sellier, die zur Not auch Einzeltermine machen würde. Am Sonntag will Nrw-ministerpräsident Armin Laschet mit den Länderchefs über einen sofortigen Lockdown sprechen, der dann auch alle Einzelhändler betrifft, die keine Lebensmittel verkaufen. Also schon ab Montag könnte wie schon im März alles still stehen.
Ganz so positiv gestimmt sind aber längst nicht alle Händler von der Nordstraße. Ein junger Mann, an seiner Ladentür steht, sagt nur, „es ist schlecht, alles ist schlecht“. Dass die Adventswochenenden auch in den Stadtteilen so gut laufen wie im Zentrum, das kann auch Heinz Terwort nicht bestätigen.
Er führt die Goldschmiede Terwort in der vierten Generation, 1919 haben seine Vorfahren das Geschäft eröffnet, „und sie haben ein gutes Standbein geschaffen“. Was funktioniere, sei die Dienstleistung – Batteriewechsel, Ringverkleinerung, ein neues Uhrenband und Reparaturen. „Aber das war auch schon vor Corona so“, sagt Heinz Terwort, der gut zu tun hat in der Werkstatt, der aber nicht viel Schmuck verkauft, „das machen die Menschen heute online“. Früher hätten vier Familien mit den Einnahmen der Goldschmiede ernährt werden können, heute reiche es für ihn allein.
Terworts Glück ist, dass ihm das Haus gehört, er deshalb keine Probleme mit der Miete bekommt. Deshalb konnte er es sich auch erlauben, die Öffnungszeiten anzupassen. Nach dem ersten Lockdown entschied sich Heinz Terwort, nur noch mittwochs, donnerstags und freitags aufzumachen. Und weil das
Feedback zu den Adventssamstagen nicht so berauschend gewesen sei von seinen Nachbarn, hat er auch im Advent die Samstage zu.
Auf der anderen Seite der Innenstadt sieht die Lage nicht anders aus, „es ist einfach zu wenig los“, sagt Margarethe Dawo, Sprecherin der Händlergemeinschaft Lorettoviertel. Stammkunden blieben weg, es komme kaum noch jemand zum Flanieren, weil Restaurants und Cafés geschlossen sind, momentan seien eher junge Leute unterwegs, „die Händler haben oft das Gefühl, dass es nichts zu tun gibt“, sagt Dawo, die sich riesig freuen würden, wenn die Kunden aus der Innenstadt in die Stadtteile ausweichen würden, wo es kein Schlangestehen gibt und das Einkaufen sehr sicher sei. „Ich habe zum Beispiel eine Klingel, damit maximal zwei Kunden im Laden sind“, sagt die Inhaberin vom Modegeschäft Magasin. Dawo hat bedauert, dass die verkaufsoffenen Sonntage gestrichen wurden. Das war ein zusätzlicher Schlag für die vielen inhabergeführten Geschäfte.
Kaum hatte sich am Freitag herumgesprochen, dass es schon ab Montag wieder zu einem verschärften Lockdown kommen könnte, füllte sich ab mittags in Benrath die Fußgängerzone. Vor dem einen oder anderen Geschäft bildeten sich kleinere Schlangen. Gut zu tun hatten beispielsweise Heike und Uwe Gabel vom Geschäft „vom Fass“. Die beiden hatten sich erst im Oktober mit dem Franchise-laden selbstständig gemacht.
Die für den heutige Samstag geplante Wichtelaktion mit kleinen Präsenten für die Benrather Kundschaft hat Melina Schwanke, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath (AGB), mit Blick auf die Coronazahlen am Freitag gecancelt: „Das passt nicht zusammen.“Ihr Eindruck, wie das Weihnachtsgeschäft bei den Mitgliedsunternehmen der AGB ankommt, ist zwiegespalten: „Es gibt Geschäftsleute, die sehr zufrieden sind und welche, die es nicht sind.“
Zu den zufriedeneren zählt Inge Nitschke, Inhaberin des Geschäftes „abitare due“. „Wir verkaufen ja neben Geschenken auch Wohn-accessoires. Und das läuft vergleichbar wie im Vorjahr“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der AGB. Kunden berichteten ihr, dass sie derzeit lieber den großen Ansturm in der Innenstadt mieden und in Benrath einkauften. „Hier bekommt man ja ja auch alles“, sagt sie. Sie hofft, dass dies die Benrather Händlerschaft auch als Chance begreift. Aber auch sie weiß, dass diese auch etwas dafür tun muss.