Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Online einkaufen und vor Ort abholen
Griechenland hat mit „Click away“eine umstrittene Lösung für die Weihnachtseinkäufe entwickelt.
Athenweihnachtsstimmung will in Griechenland in diesem Jahr nicht aufkommen. Seit fünf Wochen sind die Einzelhandelsgeschäfte geschlossen. Der Lockdown soll mindestens bis zum 7. Januar dauern. Die Hoffnung des Handels, wenigstens einen Teil des Weihnachtsgeschäfts zu retten, hat sich zerschlagen. Staatsminister Giorgos Gerapetritis bedauert: „Der Rückgang der der Zahl der Neuinfektionen ist nicht so, dass wir den Einzelhandel öffnen können.“Aber jetzt will die Regierung den Lockdown etwas lockern und den Kauf von Weihnachtsgeschenken ermöglichen, ohne ein neues Ansteigen der Zahl der Neuinfektionen zu riskieren. „Click away“nennt sich das Verfahren. „Click“steht für eine elektronische Bestellung, „away“kommt von take away, mitnehmen.
Und so soll es funktionieren: Die Käufer bestellen beim Einzelhändler online oder telefonisch. Zu einer festgelegten Zeit, die ihnen der Händler per SMS oder E-mail mitteilt, können sie ihre Bestellung vor dem Geschäft abholen. Bezahlt wird ausschließlich bargeldlos, entweder vorab online oder per Karte bei der Abholung.
Klingt einfach, ist in der Praxis aber kompliziert. Betreten darf der Kunde das Geschäft nicht. Teilnehmen am „Click away“können deshalb nur Händler, die vor ihrem Laden genug Platz haben, die Waren zu übergeben und die Zahlungen abzuwickeln. Die Kunden müssen überdies bei der Abholung ein Zeitfenster von zehn Minuten einhalten.
Mehr als neun Menschen dürfen nicht gleichzeitig vor dem Laden warten. Sie müssen einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten. Und bevor die Menschen überhaupt ihre Wohnung verlassen, müssen sie unter der Mobilfunknummer 13033 eine Genehmigung der Zivilschutzbehörde einholen, die per SMS erteilt wird.
Die Händler müssen die Ausgabe der Waren detailliert dokumentieren, Namen der Käufer sowie den genauen Zeitpunkt der Abholung notieren. Wenn zu viele Kunden vor den Geschäften anstehen oder gar den Laden betreten, drohen den Händlern drakonische Strafen von bis zu 50.000 Euro.
Wegen des bürokratischen Aufwands und der drohenden Bußgelder winken bereits viele Händler ab. Höchstens zehn Prozent der Einzelhandelsgeschäfte hätten die Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, heißt es bei der Handelskammer Athen. Zugute käme „Click away“vor allem den großen Ketten, die über Online-shops verfügen, kritisiert der Einzelhandelsverband: „Die vielen Tausend kleinen Läden werden dagegen ihrem Schicksal überlassen.“
Wie sich das Hybrid-verfahren bewährt und ob es überhaupt Bestand hat, müssen die nächsten Tage zeigen. Wirtschaftsminister Adonis Georgiadis scheint selbst Zweifel zu haben, ob er den Stein der Weisen gefunden hat. Seine größte Befürchtung ist, dass vor den Geschäften ein Gedränge entstehen könnte. „Wenn wir so etwas sehen, brechen wir das Programm ab“, sagte Georgiadis im Sender Skai-tv.