Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Das ungeliebte Schulministerium
Wahlgewinner überlassen das Ressort gern dem Juniorpartner. Oft mit fatalen Folgen.
Wenn es eine Hitliste der unbeliebtesten Ministerien gäbe, dann stünde das Schulministerium ziemlich weit unten. In Koalitionsverhandlungen duckt sich in NRW regelmäßig der stärkere Koalitionspartner weg und überlässt das Ressort lieber dem Juniorpartner. Das galt für Rot-grün genauso wie jetzt für Schwarz-gelb.
Die SPD hat daraus gelernt: Nie wieder würde man das Schulministerium wieder einem Koalitionspartner überlassen. Die Sozialdemokraten glauben, dass sie die Wahlniederlage 2017 insbesondere der grünen Schulpolitik zu verdanken hatten.
Mit der Schulpolitik verhält es sich ähnlich wie mit dem Fußball: Jeder glaubt, sich auszukennen. Die Beteiligten sind über die Maßen gut organisiert: Es gibt allein drei Schulleiterverbände, mehr als zehn Eltern-, Lehrer- und Schülervertretungen, die lautstark ihre Auffassungen kundtun. Sie alle mitzunehmen ist in Corona-zeiten nicht einfach. Zu recht kritisierten die Verbände etwa, dass die Mitteilung über den Distanzunterricht erst wieder so kurzfristig kam. Das macht den Schulen die Planungen schwer. Auf der anderen Seite aber musste Nrw-schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erst die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz am Donnerstagabend abwarten, bevor sie die
Infos herausgeben konnte. Vor Kurzem hatte sie die Schulen einmal im Bemühen um frühere Weitergabe von Infos vorzeitig informiert. Mit dem Ergebnis, dass sie von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in aller Öffentlichkeit zurückgepfiffen wurde.
Dass an manchen Schulen jetzt Chaos herrscht, liegt übrigens nicht nur an der kurzfristigen Information. Es liegt daran, dass manche Schulen immer noch nicht auf Distanz-, geschweige denn Digitalunterricht vorbereitet sind.
Das übrigens hat Gebauer vorhergesehen. Und die Schulen daher so lange wie möglich im Präsenzbetrieb gehalten.