Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Weihnachten geht auch ohne Gottesdienst
Die katholische Kirche fordert immer wieder, Verantwortung zu übernehmen. Mit Bischofsbrief und Papstwort werden die Gläubigen fast schon persönlich angesprochen: Trau dich, tu was! Wagt es aber ein Pfarrer, selbst etwas zu entscheiden und damit vor Gott und den Menschen zu verantworten, ist den Kirchenoberen so viel Eigenständigkeit selten recht. Diesen Rückschluss lässt ein Vorgang aus Mönchengladbach zu. Einen Gemeindeleiter ereilte vor dem vierten Advent eine fast schon böse Botschaft des Bischofs: So nicht! Wegen der Infektionsrisiken hatte es der Priester gewagt, bis zum 11. Januar alle Gottesdienste in seinen drei Pfarrkirchen abzusagen. Der Generalvikar teilte nun mit, die prinzipielle Absage sei nicht im Sinne des Bischofs. Es gebe ein Recht auf Gottesdienste.
Die großen Kirchen tun sich bislang schwer, zu einer einheitlichen Regelung zu kommen. Die evangelische Kirche lässt ihren Gemeinden die freie Entscheidung. Am Niederrhein verzichten bereits etliche Pfarrer auf Präsenzgottesdienste. In den katholischen Bistümern bleiben Gottesdienste erlaubt, wird – wie in Aachen – sogar empfohlen, das Glaubensangebot trotz der Gefahren aufrechtzuerhalten.
Die Diskussion hat auch die Gläubigen erfasst: Manch einer nimmt das Risiko bewusst in Kauf, weil er auf die Hygienekonzepte vertraut und auf das gemeinsame Glaubenserlebnis nicht verzichten will. Andere hoffen, durch Andacht zu Hause oder Online-gottesdienste Trost zu finden. Der Streit, durch die Rüge aus Aachen angefacht, darf nicht ablenken von der eigentlichen Botschaft. Wenn für Gottes Sohn Stall und Krippe gut genug waren, warum soll nicht der schlichte Bildschirm als Ort der Sendung ausreichend sein? Die Feier der Geburt Christi braucht zur Corona-weihnacht 2020 keine Pracht, Andacht reicht. BERICHT BISTUM DRÄNGT ZU GOTTESDIENSTEN, NRW