Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ein Fahndungserfolg mit Beigeschmack
Es macht wütend, wenn man die jungen libanesischen Männer auf den Fotos und Videos sieht, wie sie mit dem Geld protzen, das sie deutschen Senioren abgenommen haben. Und wenn man auf den Video- und Tonaufnahmen hört, wie sie ihre Opfer, die auf sie hereingefallen sind, anschließend auch noch verhöhnen.
Jahrelang konnte ein libanesischer Clan nahezu ungestört von den türkischen Behörden von einem „Callcenter“in der türkischen Küstenstadt Izmir aus deutsche Senioren anrufen und sie ausnehmen. Das Landeskriminalamt setzte dem nun nach akribischer Ermittlungsarbeit endlich ein Ende; erst durch den Druck der nordrhein-westfälischen Ermittler wurde die Polizei in der Türkei tätig. Der Zugriff bedeutet auch den ersehnten Ermittlungserfolg gegen kriminelle arabische Clans, auf den viele gewartet hatten. Denn nun hat sich gezeigt, dass Clans nicht nur mit unversteuertem Wasserpfeifentabak Geld machen, wie es von Kritikern oft heißt, wenn sie das Vorgehen gegen die Großfamilien als überzogen kritisieren.
Bei allem berechtigtem Grund zur Freude über den Ermittlungserfolg bleibt ein nicht unerheblicher Wermutstropfen. Die deutschen Senioren werden von ihrem Geld wohl nichts zurückbekommen, obwohl Bargeld, Schmuck und Vermögen im Wert von mehr als 105 Millionen Euro sichergestellt worden sind. Den Großteil des Geldes, so sieht es jedenfalls derzeit aus, werden die türkischen Behörden einbehalten – vermutlich sogar alles. Die Polizei kann in diesem Fall nur wenig ausrichten. Aber vielleicht kann der deutsche Staat auf einer anderen Ebene auf die Türkei einwirken. Denn für viele Betroffene wird es schwer zu verstehen sein, dass sie ihr Geld nicht zurückbekommen werden und es stattdessen in die türkischen Staatskassen fließen wird.
BERICHT ERMITTLER ENTTARNEN BETRÜGER-CLAN, TITELSEITE