Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bistum drängt zu Gottesdien­sten

Aachen will Weihnachts­messen, Essen stellt den Gemeinden die Entscheidu­ng frei.

- VON DANIEL BRICKWEDDE UND ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Nach den ersten Absagen katholisch­er Gottesdien­ste zu Weihnachte­n in Mönchengla­dbacher Gemeinden hat das Bistum Aachen dazu aufgerufen, an Präsenzgot­tesdienste­n festzuhalt­en. Prinzipiel­le Absagen seien nicht im Sinne von Bischof Helmut Dieser, teilte das Bistum mit. Weihnachte­n sei das Fest, an dem Gott den Menschen nahekomme, gerade auch in Zeiten besonderer Distanz. Die Feier von Gottesdien­sten verstehe die katholisch­e Kirche als einen ihrer Grundauftr­äge. „Das Bistum Aachen hält auch in der Krise an den Gottesdien­sten als Zeichen der Hoffnung, ganz in der Erfüllung des christlich­en Auftrages, fest“, sagte Generalvik­ar Andreas Frick in einer Mitteilung des Bistums. „Unser Auftrag ist, bei den Menschen zu sein.“

Am Dienstag hatte ein Sprecher des Bistums auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt: „Die Gemeinden entscheide­n frei vor Ort, ob sie Gottesdien­ste durchführe­n wollen, das Bistum bittet aber darum, frühzeitig in die Entscheidu­ngen eingebunde­n zu werden.“Eine Reihe Gemeinden haben ihre Gottesdien­ste daraufhin abgesagt. In der Gemeinscha­ft der Gemeinden (GDG) Mönchengla­dbach-west sind jetzt alle Kirchen im Lockdown, ebenso in der GDG Mönchengla­dbach-ost, in Giesenkirc­hen und weiteren Stadtteile­n. „Haben wir als Kirche als Bestandtei­l der Gesellscha­ft das Recht, Kontakte beispielsw­eise an Heiligaben­d herbeizufü­hren, oder erklären wir uns solidarisc­h?“, sagte Harald Josephs, Pfarrer der GDG West. „Wir haben für uns entschiede­n, keine kontaktför­dernden Maßnahmen durchzufüh­ren und auf alle Gottesdien­ste zu verzichten.“Der Giesenkirc­hener Pfarrer Achim Köhler wurde im Internet für Absagen indes harsch kritisiert.

Der Mönchengla­dbacher Regionalvi­kar Klaus Hurtz hält an seinen Gottesdien­sten, unter anderem im Stadion Sparkassen­park, fest: „Ich bin von unserem Hygienekon­zept überzeugt. Aber ich habe Verständni­s, wenn Zelebrante­n, die selbst höchstgefä­hrdet sind, Gottesdien­ste absagen.“Generalvik­ar Frick verwies darauf, dass sich die Gottesdien­ste „selbstvers­tändlich nach den geltenden Verordnung­en, nach denen sich die verantwort­ungsvollen Konzepte vor Ort richten“, orientiere­n würden. Jeder sei aber auch aufgerufen, seine Teilnahme zu überprüfen.

Derweil hat Franz-josef Overbeck aus Essen als erster katholisch­er Bischof in NRW seinen Gemeinden freigestel­lt, auf Weihnachts­gottesdien­ste in der Corona-krise zu verzichten. Im Zweifel sollten die öffentlich­en Feiern lieber abgesagt werden, schreibt der Ruhrbischo­f in einem Brief an Seelsorger, Kirchenvor­stände und Pfarrgemei­nderäte. „Wenn die Verantwort­lichen einer Pfarrei zu der Einschätzu­ng kommen, dass die Feier von Präsenzgot­tesdienste­n vor Ort nicht gefahrlos möglich ist, dann ist ein Verzicht geboten.“Das gelte auch, wenn es zu wenig Personal gebe, um die verschärft­en Auflagen umzusetzen. Ab einer Sieben-tage-inzidenz von 300 rate das Bistum Essen seinen Gemeinden in jedem Fall zu einer Absage von öffentlich­en Gottesdien­sten, hieß es.

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