Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Jobsharing im Tor

Uwe Rösler hat zwei Keeper zur Auswahl: Florian Kastenmeie­r und Raphael Wolf. Gut möglich, dass jeder 2020 noch ein Spiel bekommt.

- VON PATRICK SCHERER

Es ist noch gar nicht so lange her, da konstatier­te man bei Fortuna einen akuten Personalma­ngel. An allen Ecken und Enden fehlte es. An manchen mehr, an manchen weniger. Manche Spieler fehlten verletzt, manchen fehlte die Fitness, anderen die Spielpraxi­s. Das ist nun vorbei. „Jetzt haben wir erstmals die Situation, wie wir sie haben wollten“, sagt Trainer Uwe Rösler vor dem letzten

„Ich habe eine Idee im Kopf, will aber erst am Samstag mit den Torhütern reden“Uwe Rösler Fortuna-trainer

Spiel in der Zweiten Liga 2020 beim FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr). Was er meint: Konkurrenz­kampf auf allen Positionen. Rösler kann endlich aus dem Vollen schöpfen und berichtet dann auch davon, dass man das an der Intensität im Training merkt. Und: Es geht dabei nicht nur um die Feldspiele­r – auch auf der Torhüterpo­sition gibt es plötzlich einen Zweikampf.

Vor Beginn der aktuellen Spielzeit hatte Uwe Rösler ein Duell zwischen Florian Kastenmeie­r und Raphael Wolf um den Platz zwischen den Pfosten ausgerufen. Am Ende entschied sich der Coach für den jüngeren Kandidaten. Der 23 Jahre alte Kastenmeie­r rechtferti­gte das Vertrauen in fast allen Spielen.

„Er war dann jetzt auch Matchwinne­r“, analysiert Rösler. Dieses Kriterium, als Torhüter Spiele gewinnen zu können, hatten ihm sowohl Experten als auch Teile der Anhängersc­haft nach seinen Einsätzen in der Abstiegssa­ison abgesproch­en. Doch Kastenmeie­r wiederlegt­e seine Kritiker, hielt unter anderem einen wichtigen Elfmeter beim 1:0 gegen Würzburg und hatte entscheide­nden Anteil mit Paraden beim 3:2 gegen Darmstadt.

Dann kam die Partie in Karlsruhe, in der er wieder mehrere gefährlich­e Bälle entschärft­e, ehe er einen Elfmeter verursacht­e. Das allein wäre sicher kein Grund zur Rüge gewesen. Doch er ließ seiner Wut nach dem verwandelt­en Strafstoß freien Lauf und drosch den Ball weg: Gelb-rote Karte, Sperre für ein Spiel. Da es schon der fünfte Platzverwe­is gegen einen Düsseldorf­er war – und ein völlig unnötiger obendrein –, wurde Kastenmeie­r vom Klub mit einer Geldstrafe belegt. Die rund 5000 Euro spendete er der Kinderkreb­shilfe Düsseldorf.

Als Vertreter in den Spielen trat Wolf auf den Plan. Und der 32-Jährige, mit dem Fortuna 2018 in die Bundesliga aufgestieg­en war, erledigte seine Job mehr als zufriedens­tellend, kassierte in insgesamt 106

Spielminut­en in Karlsruhe und gegen Osnabrück kein Gegentor.

Die berechtigt­e Frage also: Wer wird am Sonntag im Tor stehen?„flo hat einen Fehler gemacht, den hat er reumütig eingestand­en. Er hat sich stetig weiterentw­ickelt. Rapha hat es sehr gut gemacht. Ich habe

mich mit ihm sehr sicher gefühlt“, antwortet Rösler. „Wir können uns glücklich schätzen, solch eine starke Torhüterri­ege zu haben. Ich habe keine Bauchschme­rzen. Ich habe eine Idee im Kopf, will aber erst am Samstag mit den Torhütern reden. Es geht nicht nur um St. Pauli, sondern auch um Essen.“

Die Vermutung liegt also nahe, dass Rösler auf Jobsharing im Tor setzen wird. Heißt: Kastenmeie­r wird aller Voraussich­t nach in Hamburg ins Tor zurückkehr­en. Wolf darf dafür in der zweiten Pokalrunde am Mittwoch beim Viertligis­ten RotWeiss Essen spielen.

Generell will Rösler in dieser Zeit, mit vier Spielen in elf Tagen, weiter auf Rotation setzen. „Ich werde aber keine sechs, sieben Spieler wechseln. Das ist nicht meine Art“, sagt der Coach. Sein Team hat ihm mit neun Punkten aus den vergangene­n drei Spielen auch keinen Anlass gegeben, viel Personal zu wechseln. „Ich sehe das 4-4-2 immer als System mit vielen Pärchen. Und viele Pärchen haben es zusammen gut gemacht“, sagt er. Gut möglich, dass aber Leonardo Koutris sein Debüt geben wird. „Er ist definitiv eine Option für mich, sagt Rösler.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Mit Strobo-brille, die die Reflexe durch Lichtreize schärfen soll, im Training: Fortuna-torhüter Florian Kastenmeie­r.

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