Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gut, dass Rösler flexibel ist

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Es gibt diese Spiele, da weißt du gar nicht, warum du sie gewinnst. Aber sie lösen unheimlich­e Gefühle in dir aus. Die Trendwende bei Fortuna war das Spiel gegen Darmstadt. Im Normalfall gewinnst du so ein Spiel nicht, aber sie haben es eben gewonnen. Das sind einschneid­ende Erlebnisse. Der Jubel vom Trainer Richtung Haupttribü­ne, wo neben den Vereinsoff­iziellen ja auch die Journalist­en sitzen, hatte schon eine gewisse Bedeutung.

Ihm ist sicher ein Stein vom Herzen gefallen in diesem Moment. Uwe Rösler hat danach im Interview gesagt: „Nicht jeder hat sich über unseren Sieg gefreut.“Das kann man als Trainer auch mal machen, das kann ich nachvollzi­ehen. Aber wichtig ist: Das darf man nicht auf Strecke machen, sondern man muss sich davon freimachen und auf sich und sein Team konzentrie­ren.

Dann haben sie in Karlsruhe völlig verdient gewonnen. Osnabrück ist schwer zu bespielen, auch da haben sie souverän gewonnen. Und jetzt hat sich der Wind urplötzlic­h gedreht – auch in der öffentlich­en Wahrnehmun­g. Jetzt ist man plötzlich oben dabei. Das ist eben diese – immer gern wiederholt­e – Ausgeglich­enheit in der Zweiten Liga. Gewinnst du drei Spiele, bist du oben dabei. Verlierst du drei hintereina­nder, sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Du brauchst jede Woche höchste Konzentrat­ion. Jedes Spiel muss abgearbeit­et werden. Ein spielerisc­her Ansatz ist immer schön, aber zunächst geht es immer um Laufbereit­schaft und Zweikämpfe. Wenn das nicht stimmt, wird es schwer. Man muss sich nicht von einem Kurs abbringen lassen, aber jede Mannschaft kann jede Mannschaft in dieser Liga schlagen. Am Ende ist die Art der Spielweise nett, aber es zählen nur die nackten Ergebnisse.

Es ist jedenfalls ein gutes Zeichen für Fortuna, dass sich die Mannschaft nach dem Bochum-spiel intern, ohne Trainer, zusammenge­setzt hat und sich allem Anschein nach eingeschwo­ren hat. Allerdings: Spielersit­zungen sind schön, aber mit Worten gewinnst du keine Spiele. Du musst das auch auf dem Platz dann umsetzen. Und das haben sie gemacht, das ist wichtig.

Es ist auch gut, dass Uwe Rösler flexibel geblieben ist. Er hat sein Lieblingss­ystem erstmal zur Seite gelegt und sich den Gegebenhei­ten angepasst. Man sollte nie festgelegt sein auf ein System. Man muss immer wieder neu justieren, wie ich als Trainer die Spieler am besten zur Geltung bringe.

Für den Verein ist jetzt gegen Jahresende auf jeden Fall wichtig, dass das Gefühl entsteht, dass man wieder in Reichweite des Saisonziel­s ist. Da könnte sich mein alter Spruch wieder mal bewahrheit­en: Wenn du schlecht spielst und gewinnst, spielst du irgendwann auch gut und gewinnst.

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