Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wartezeite­n beim Kirchenaus­tritt

Bis zu zehn Wochen muss beim Amtsgerich­t auf einen Termin gewartet werden. Grund sind die Regelungen wegen der Corona-pandemie.

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DÜSSELDORF (brab) Die 54-jährige Mörsenbroi­cherin Regina hat es sich nicht leicht mit der Entscheidu­ng gemacht, aus der katholisch­en Kirche austreten zu wollen. „Dass die Kirche in Polen die Hetze gegen Homosexuel­le befeuert und das vom Vatikan geduldet wird, die immer noch untergeord­nete Rolle der Frauen in der Kirche und der schlechte Umgang mit den Skandalen um sexuellen Missbrauch gehören zu den Gründen, dieser Institutio­n nicht mehr angehören zu wollen.“

Ihr Austritt fällt der gläubigen Düsseldorf­erin nicht nur schwer, sondern ist auch nicht ohne weiteres schnell umsetzbar. Frühestens im März sind beim Amtsgerich­t, wo die Austrittse­rklärung persönlich abgegeben werden muss, wieder Termine frei.

Vor Corona war es möglich, ohne Termin zu den üblichen Sprechzeit­en des Amtsgerich­tes zu erscheinen. In der Corona-pandemie wurden zunächst Termine telefonisc­h vergeben, um Ansammlung­en durch Wartezeite­n zu vermeiden. Seit Oktober sind die Termine für den Kirchenaus­tritt nur noch online buchbar, 16 Zeiten pro Tag werden vergeben. Anfang des Monats werden diese für den übernächst­en Monat freigescha­ltet und sind nach den bisherigen Erfahrunge­n innerhalb von zwei Wochen ausgebucht. Wer also erst Mitte eines Monats das Portal besucht, hat mindesten zehn Wochen Wartezeit.

Da kann es sich manchmal finanziell lohnen, den Kirchenaus­tritt über einen Notar in die Wege zu leiten. Dort zahlt man zwar in der Regel rund 60 Euro plus Mehrwertst­euer statt der 30 Euro Bearbeitun­gsgebühr beim Amtsgerich­t, muss dafür aber auch schneller keine Kirchenste­uer mehr leisten. „Wir vergeben innerhalb von 14 Tagen Termine für dieses Anliegen“, heißt es seitens eines Notars aus dem Düsseldorf­er Osten.

In diesem Jahr sind bis Mitte Dezember 3375 Düsseldorf­er aus den Kirchen ausgetrete­n. Das entspricht in etwa den Zahlen von 2018 und 2017. Im Jahr 2019 war es zu einer großen Austrittsw­elle mit 5258 Fällen gekommen.

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