Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Familie Hoppe schließt den Laden für immer

Halb Spielzeugg­eschäft, halb Kiosk: Nach fast 60 Jahren ist „Heinz Hoppe“an der Luegallee ab Silvester Geschichte.

- VON CHRISTINE WOLFF

OBERKASSEL Sie sind 83 und 81 Jahre alt, stehen seit fast 59 Jahren täglich in ihrem Geschäft, arbeiten 70 Stunden die Woche, der letzte Urlaub war im Jahr 1989. Und dennoch: Am liebsten würden sie weitermach­en. Zumindest Heinz Hoppe, der sagt: „Meine Frau und mein ältester Sohn haben mich mit dem Entschluss, den Laden dicht zu machen, überrascht.“Aber am 31. Dezember steht nun das Ende einer Legende an: Das Kultgeschä­ft „Heinz Hoppe“an der Luegallee in Oberkassel schließt.

Es liegt nicht, wie so vieles in diesen Tagen, an der Corona-krise. Heinz und Ehefrau Christel können gesundheit­lich einfach nicht mehr so gut wie früher. Nun genießen noch sie die letzten Tage in ihrem Geschäft, in dem es neben Spielzeug und Schreibwar­en auch Zeitungen zu kaufen gibt – weshalb sie trotz des Lockdowns weiter öffnen dürfen und sich daher angemessen von ihren Kunden verabschie­den können.

Und so steht auch Christel Hoppe weiter im Geschäft hinter der Verkaufsth­eke. Es ist – wie eigentlich immer – gut zu tun. Viele Kunden kommen, um ein kleines Geschenk zu kaufen und oft auch, um ein Schwätzche­n zu halten. Denn das kleine Geschäft an der Ecke Oberkassel­er Straße ist schon lange Kult – ebenso wie das Plakat an der Tür mit den sagenumwob­enen Geschäftsz­eiten: „Wenn auf dann auf, wenn zu dann zu“.

Bald ist für immer zu – aber die Bilder im Kopf bleiben. Denn zum Teil kommen die Kinder schon in dritter Generation ins Geschäft und überlegen, wofür sie ihr Taschengel­d ausgeben könnten. „Damals und auch heute noch sind die kleinen Matchbox-autos beliebt“, sagt Heinz Hoppe und erinnert sich, wie sie damals erst per Schiff, dann auf dem Landweg aus England geliefert wurden.

„Als die Kinder davon Wind bekamen, dass Nachschub kommt, standen sie vor dem Geschäft Schlange.“

Heute sei dies natürlich durch das Internet ganz anders – aber gekauft werden die Spielzeug-autos immer noch. Eigentlich gibt es in dem rund 42 Quadratmet­er großen Laden aber alles: von der Kaffeemühl­e über Federbälle, Puppen, Wasserpist­olen, Planschbec­ken, Bällen, Glitzer-stickern bis hin zur Rheinische­n Post. Ganz kinderfreu­ndlich sind viele Spiele auf Augenhöhe aufgebaut, sodass schon die Kleinen sich alles in Ruhe anschauen können.

„Das Geschäft ist mein Leben, es hat jeden Tag Spaß gemacht“, sagt Heinz Hoppe. Das sieht seine Frau genauso: „Wir hören nun mit dem Gefühl auf, dass wir alles richtig gemacht haben und viel Spaß in seinem Leben hatten.“

1962 waren sie durch den Tipp eines Bekannten an das Geschäft gekommen – und zu der Zeit noch gar nicht verheirate­t. Doch dann ging es ganz schnell. Nachdem sie spontan den Laden eröffnet hatten, heirateten sie und zogen nach Oberkassel. Seitdem wohnen sie dort und werden es auch weiter tun. „Auf der Luegallee werden wir noch oft schön spazieren gehen“, sagt Hoppe. Seine Frau fragt sich noch, wie es wird mit so viel freier Zeit. Sie freut sich aber gleichzeit­ig darauf, auch mal wieder ein Buch zu lesen.

Was mit dem Geschäft passiert, wissen die beiden nicht. Noch ist es randvoll mit Ware. Es wird einen kleinen Ausverkauf geben, „den Schulbedar­f spenden wir nach Rumänien“, sagt Christel Hoppe. „Wenn jetzt ein Kind noch ein Spielzeug haben möchte, aber nicht genug Taschengel­d hat, bekommt es dies auch für fünf Euro weniger“, sagt Heinz Hoppe. Er hat schon immer mal ein Auge zugedrückt, wenn das Taschengel­d zu knapp war.

Der letzte Arbeitstag ist Silvester. „Dann geben wir das Geschäft einfach ab“, sagt Christel Hoppe kurz. Das Sonnenstud­io nebenan steht auch leer. Die Zeit wird zeigen, in welche Richtung sich die Ecke an der Luegallee entwickelt. Aber eines steht fest: Das Büdchen von Familie Hoppe wird vielen fehlen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Christel und Heinz Hoppe wissen noch gar nicht so recht, was sie im neuen Jahr mit so viel freier Zeit anfangen sollen.

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