Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ärzte warnen vor trügerisch­er Sicherheit der Schnelltes­ts

Die Ergebnisse sind immer nur eine Momentaufn­ahme und können am nächsten Tag schon positiv ausfallen, mahnt der Ärztepräsi­dent.

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BERLIN (mar) Führende deutsche Ärzte haben die Bürger vor Weihnachte­n aufgeforde­rt, ihre Kontakte auf ein Minimum zu beschränke­n, die Aha-regeln einzuhalte­n und sich nicht allein auf einen negativen Corona-schnelltes­t zu verlassen. „Natürlich wollen wir alle Isolation und Einsamkeit vor allem von älteren Familienmi­tgliedern an den Festtagen vermeiden. Aber gerade diese Bevölkerun­gsgruppe ist ganz besonders von Corona bedroht“, sagte Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt. „Angesichts der hohen Infektions­zahlen und der angespannt­en Lage in unseren Krankenhäu­sern sollte sich deshalb jeder kritisch fragen, ob er wirklich die gesetzlich­en Höchstgren­zen für Zusammenkü­nfte ausreizen muss“, sagte der Präsident der Bundesärzt­ekammer. „Ich appelliere noch einmal eindringli­ch an alle, sich gerade über die Feiertage vernünftig zu verhalten. Eine dritte, noch stärkere Infektions­welle würde unser Gesundheit­ssystem überlasten. Jeder

Einzelne kann dazu beitragen, das zu verhindern.“

Corona-schnelltes­ts hätten zwar ihre Berechtigu­ng, um die Pandemie zu bekämpfen. „Aber ich warne vor einer Scheinsich­erheit dieser Testergebn­isse: Ein negatives Testergebn­is, beispielsw­eise vor Familienfe­iern, darf nicht zu einem sorglosen Umgang verleiten. Negative Testergebn­isse sind immer nur eine Momentaufn­ahme und können am nächsten Tag schon positiv ausfallen“, sagte Reinhardt. Vor den Weihnachts­tagen machten sehr viele Menschen noch einen Schnelltes­t, um ihre Angehörige­n bei den Familientr­effen zu schützen.

Auch Weltärztep­räsident Frank Ulrich Montgomery warnte davor, sich mit einem negativen Schnelltes­t sicher zu fühlen. „Schnelltes­ts sind gut, aber nicht vollkommen“, sagte Montgomery. „Psychologi­sch besteht eine große Gefahr. Wer einen negativen Schnelltes­t hat, wiegt sich und seine Angehörige­n in trügerisch­er Sicherheit und missachtet eher die Aha–regeln“, sagte der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes. „Viele vergessen, dass es sich nur um eine Momentaufn­ahme des Virusstatu­s handelt – schon zwölf Stunden später kann die Erkrankung ausgebroch­en sein und noch symptomlos bleiben“, sagte Montgomery. Zudem sei die Fehlerquot­e deutlich höher als beim PCRTest, dem normalen Corona-test.

Die Vorsitzend­e des Bundesverb­andes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes, Ute Teichert, zeigte sich alarmiert angesichts vieler Bürger, die nach wie vor Regeln wie die Maskenpfli­cht nicht respektier­ten. „Wenn ich sehe, dass sich immer einige Menschen noch nicht an die Maskenpfli­cht und die Abstände halten, dann wird leider immer klarer, dass nur rigorose Verbote und Sanktionen helfen können, die Infektions­zahlen einzudämme­n“, so Teichert. Sie forderte dauerhaft 10.000 zusätzlich­e feste Kräfte für die Gesundheit­sämter.

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